Ahrensburg. Seit Jahresbeginn 1151 Taten im Kreis Stormarn. Die Polizei warnt: Kriminelle sind auch über die Weihnachtsfeiertage aktiv.

Sie kommen auch nachts, meistens aber zwischen 6 und 21 Uhr. Sie schlagen Fensterscheiben ein oder hebeln die Rahmen auf – genauso wie Türen. Auch decken sie Dachpfannen ab, um ins Gebäude zu gelangen: Einbrecher. Eines ihrer bevorzugten Reviere ist Stormarn. Hier sind die Einbruchszahlen im Landesvergleich besonders hoch. Mehr noch: Bis Montagmittag gab es von Reinbek bis Reinfeld seit Jahresbeginn laut Landespolizeiamt in Kiel 1151 Einbrüche und Einbruchsversuche – ein neuer Höchststand, seitdem der Kreis in dieser Kategorie den Spitzenplatz in Schleswig-Holstein belegt, nämlich seit 2010. Auch Weihnachten machen die Ganoven keine Pause, sagt Gerd Dietel, Hauptkommissar der Polizeidirektion Ratzeburg: „Die Leute denken, dass über die Feiertage nichts passiert. Nach unseren Erfahrungen ist die Einbruchsquote über Weihnachten gleichbleibend hoch.“ Wie können sich die Stormarner also schützen? Die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn beantwortet die wichtigsten Fragen:

Wie hat sich die Zahl der Einbrüche im Kreis entwickelt?

857 Taten waren es 2010 in Stormarn, 866 in 2011, 963 in 2012 und in 2013 sogar 1018 Einbrüche und Einbruchsversuche. Im vergangenen Jahr sank die Zahl auf 873 Fälle. Im Vergleich zu 2014 sind es in diesem Jahr schon 278 mehr – und 2015 endet erst in eineinhalb Wochen. Ganz bitter: Bei der Aufklärung der Wohnungseinbruchsdelikte ist der Kreis im Bundesvergleich auf einem der hintersten Plätze. Von 402 Kreisen, Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland liegt Stormarn auf Rang 393.

Warum ist Stormarn bei den Kriminellen so beliebt?

Städte wie Ahrensburg, Reinbek und Glinde oder Gemeinden wie Barsbüttel und Oststeinbek verfügen über eine gute Infrastruktur. Durch die optimale Autobahnanbindung sind Täter dementsprechend schnell verschwunden. Und auch der öffentliche Nahverkehr ermöglicht eine schnelle Flucht.

Wie reagiert die Polizei auf die hohen Einbruchszahlen?

Die Polizeidirektion hat im vergangenen Jahr personell aufgestockt. In der sogenannten dunklen Jahreszeit von Oktober bis März arbeitet eine Sondereinheit, die Präsenz- und Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchsdiebstahl (PEG-WED), ausschließlich in den Bereichen Prävention und Aufklärung von Einbrüchen. In diesem Winter sind 15 Experten für Spurensicherung im Team der PEG-WED. Stationiert sind die Sonderermittler in Reinbek und Großhansdorf. Polizeisprecherin Sonja Kurz: „Wir fahren auch über Weihnachten normalen Betrieb, sind aufgestellt wie immer.“

Wie kann man sich am besten vor Einbrechern schützen?

Die Polizei empfiehlt Haus- und Wohnungseigentümern einen mechanischen Einbruchsschutz. Denn laut Statistik geben die Kriminellen bei Erfolglosigkeit nach durchschnittlich sieben Minuten auf. Im Internet ist auf www.polizei.schleswig-holstein.de eine Liste mit 20 Firmen aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg abrufbar, deren Mitarbeiter von der Polizei geschult sind und den Bürgern in Sachen Einbruchschutz optimale Beratung garantieren und diverse Sicherungssysteme einbauen.

Doch bringt der beste Schutz nichts, wenn elementare Fehler begangen werden. Gerd Dietel: „Das Haus oder die Wohnung sollten bei einem Kurzurlaub nie unbeleuchtet zurückgelassen werden, Zeitungen nicht zu lange im Briefkasten stecken.“ Auch rät er, die Mülltonnen nach der Abfuhr zeitnah vom Bürgersteig zu entfernen. „Außerdem sollte man auf dem Anrufbeantworter nichts vom Urlaub erzählen und genauso wenig die Vorfreude darauf auf Facebook für jeden sichtbar machen.“ Wichtig sei eine gute Nachbarschaft, so könnten sinnvolle Absprachen getroffen werden. Dietel: „Zum Beispiel, dass der Nachbar öfters mal aus dem Fenster blickt und bei etwas Verdächtigem den Notruf 110 wählt.“

Was machen, wenn Weihnachten eingebrochen wird?

Einbruchsopfer sollten zuerst die Polizei über den Notruf 110 informieren. Um den Schaden schnell zu reparieren, empfiehlt sich ein Anruf bei einer Glaser-, Schlosser- oder Tischlerei.

Einen Notdienst bieten einige Firmen über die Weihnachtstage an. Eine zentrale Nummer für diese Arbeiten gibt es im Kreis Stormarn nicht.

In der Regel nehmen die Firmen beim Notdiensteinsatz zwischen 50 und 100 Prozent Aufschlag. Kunden zahlen entweder gleich vor Ort oder später per Rechnung, auf jeden Fall aber sollten sie ihre Versicherung zwecks Kostenübernahme am nächsten Werktag in Kenntnis setzen. Für den Kreis Stormarn bietet zum Beispiel die Glaserei Retzlaff einen Notdienst über die Weihnachtstage an. Das Unternehmen mit Werkstatt in Oststeinbek ist unter Telefon 040/732 01 55 zu erreichen.

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