Hier stehen Betten leer, in Hamburg schlafen Flüchtende teilweise wieder in Zelten. Dass das Land nun Hilfe anbietet, ist folgerichtig.

Kein Flüchtling soll vor dem Tor bleiben, im Winter draußen frieren müssen. Das hat Innenminister Stefan Studt unlängst im Abendblatt-Interview gesagt. Das Land hat also gebaut und gebaut und gebaut, Erstaufnahmen „aus dem Boden gestampft“, mehr als zehn in einem Jahr. Keiner soll draußen bleiben: Der kernige Flüchtlingsminister – in dieser Rolle gefällt er sich – hat’s versprochen. Und bis jetzt Wort gehalten.

Die Kehrseite der Medaille: zumindest im Augenblick ein beispielloser Leerstand. Eine Belegungsquote oder ein Nutzungsgrad von unter 50 Prozent sind in jedem Fall inakzeptabel – auch oder gerade in Flüchtlingsunterkünften, deren Bau und Betrieb aus öffentlichen Kassen bezahlt wird. Nun legt die Erfahrung aus dem zurückliegenden Jahr die Vermutung nahe, dass die freien Betten spätestens nach dem Ende des Winters wieder belegt sein dürften. Das Land rechnet mit mindestens so vielen Flüchtlingen wie 2015. Für den Zustrom im vergangenen Jahr haben die Kapazitäten am Ende gereicht, doch Schleswig-Holstein plant und baut weitere Unterkünfte. Mit welchem Szenario rechnet Kiel wirklich? Oder überspannt Minister Studt den Bogen jetzt doch ein bisschen?

Hier sind Betten ungenutzt, jenseits der Landesgrenze in Hamburg schlafen Neuankömmlinge teilweise wieder in Zelten. Keiner soll draußen bleiben, hat Minister Studt gesagt. Das muss auch für Menschen gelten, die in Hamburg Asyl beantragt haben. Insofern ist es folgerichtig, dass das Land der Nachbarstadt nun Hilfe anbietet.

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