Reinbek. Stillstand oder bis zu 35.000 Einwohner? Wohnraumbestand verdichten oder nicht? Parteien sollen beraten und fordern mehr Bedenkzeit.
Wie sieht Reinbek in 15 Jahren aus? Wohin soll sich die Stadt entwickeln? Im „Wohnbauflächenprogramm 2030“ stellt das Rathaus sechs Varianten vor. Im Bauausschuss sollten die Kommunalpolitiker darüber beraten, doch dazu kam es nicht. Die Mitglieder des Gremiums verlangten mehr Bedenkzeit.
„Es wird kurzfristig Öffentlichkeitsveranstaltungen zu diesem Thema geben“, sagt Bauamtsleiter Sven Noetzel. „Das hat Teile der Politik dazu veranlasst, die Diskussion verschieben zu wollen.“
Rund 26.700 Menschen leben zurzeit in Reinbek. Die Wachstumsvarianten beschreiben, wie sich die Einwohnerzahl der Stadt bis 2030 entwickeln könnte. Die Bandbreite reicht von der schrumpfenden Stadt mit weniger Einwohnern bis zum dynamischen Wachstum auf 35.000 Bewohner. Zustandekommen soll dieser starke Anstieg durch die Schaffung eines großen Baulandangebots. Das stagnierende Wachstum hingegen beschreibt einen Rückgang der Einwohnerzahl.
Welche der Varianten die beste für die Stadt ist, darüber wollen die Parteien intern beraten. Während sich die beiden größten Fraktionen von CDU und SPD noch nicht festlegen wollen, spricht sich der FDP-Ortsverband für ein moderates Wachstum aus. Dieses sieht vor, den Wohnraumbestand Reinbeks kontinuierlich zu verdichten. „Unser Schwerpunkt liegt dabei auf der Innenverdichtung“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Uwe Rasch. „Bis 2030 könnten so 28.500 Menschen in Reinbek leben.“
FDP tendiert zu moderater Entwicklung mit Verdichtung im Innenbereich
Von der Variante des dynamischen Wachstums, zu der die Wählergemeinschaft Forum 21 tendiere, hält Rasch wenig. Der Fraktionschef bezeichnet sie als „ausufernd“. „Man muss auch bedenken, was so eine starke Entwicklung mit sich bringen würde“, sagt er. Nach Meinung der FDP wären die Kitas bei mehr als 30.000 Einwohnern zu stark ausgelastet. „Auch die Verkehrsbelastung wäre immens“, so Rasch.
Die Wählergruppe Forum 21 sieht das anders. „Reinbeks Infrastruktur ist ausgesprochen gut, es gibt genügend Kindertagesstätten“, sagt Fraktionschef Heinrich Dierking. „Die Stadt ist durchaus in der Lage, eine größere Bevölkerungsanzahl zu bewältigen.“ Auch einen Verkehrskollaps hält Dierking für unwahrscheinlich. „Ende 2016 wird das neue Busnetz ausgeschrieben“, sagt er. „Der städtische Nahverkehr wird also noch besser.“
CDU und SPD wollen Bürgerbeteiligung abwarten, bevor sie sich festlegen
Die Fraktionen von CDU und SPD finden es unsinnig, schon jetzt zu einer der Varianten zu tendieren. Sie baten deshalb um die Vertagung der Diskussion. „Es geht hier um ein außerordentlich schwieriges Thema, das über die Zukunft Reinbeks entscheidet“, sagt der CDU-Stadtverordnete Ernst Dieter Lohmann. „Wir sollten erst herausfinden, wie die Mehrheit der Bevölkerung darüber denkt, bevor wir irgendwelche Tendenzen abgeben.“ Seine Partei plädiert für eine Einwohnerversammlung, um sich ausgiebig mit dem Thema zu beschäftigen. Danach könne man Vorschläge machen.
Auch die SPD hält eine Beteiligung der Bürger für notwendig. Fraktionsvorsitzender Volker Müller sagt: „Die Einwohner Reinbeks in die Diskussion mit einzubeziehen ist der richtige Weg.“ Bevölkerungszahlen für das Jahr 2030 anzupeilen, das halten die Sozialdemokraten für den falschen Schritt. „Das führt zu nichts, wir wissen doch noch gar nicht, wie sich die Stadt entwickelt“, so Müller.
Günther Herder-Alpen, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Wann und wo die Einwohner Reinbeks die Möglichkeit bekommen, ihre Meinung zu der Informationsvorlage zu äußern, steht noch nicht fest.