Reinbek . Flammt die Dauerbrenner-Diskussion wieder auf? Politiker fürchten zu hohe Kosten am Mühlenredder. Zwei Alternativstandorte im Gespräch.

Hans-Peter Bünger hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der beschlossene Neubau der Feuerwache in Reinbek auf dem Grandplatz am Mühlenredder noch scheitert. Der Rentner, der nur 500 Meter von dem Areal entfernt lebt, hat Bedenken gegen das Projekt und diese der Verwaltung und den Fraktionsvorsitzenden mitgeteilt. Unterzeichnet ist das Schriftstück von einem Dutzend weiteren Bürgern. Mit ihrer Meinung stehen sie offenbar nicht allein da. Denn der Standort steht auf der Kippe. Nach Informationen der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn denken viele Politiker wegen zu hoher Kosten über alternative Flächen nach, das Gebäude selbst steht aber nicht zur Diskussion.

„Ich habe das Gefühl, dass noch lange nichts entschieden ist“, sagt der 77 Jahre alte Bünger. Zehn Politiker hätten sich nach dem Eingang des Schriftstücks an ihn gewandt. „Und die Mehrheit von ihnen ist gegen den Mühlenredder.“ Jenen Standort, über den so viel diskutiert wurde und den die Entscheidungsträger lange Zeit auch nicht wollten.

Die Politiker hatten 2013 schon einen anderen Standort beschlossen

Die Verwaltung hatte den Sportplatz nicht nur einmal vorgeschlagen. Unterstützung bekam sie aber vorerst nur von einer Partei: der FDP. Stattdessen wurde im November 2013 der Bau beim städtischen Betriebshof beschlossen. Das lehnte die zuständige Fachaufsichtsbehörde des Kreises in einem Erlass jedoch ab – mit der Begründung, dass die Einhaltung der Hilfsfrist, also das Zeitintervall zwischen dem Beginn der Notrufabfrage und dem Eintreffen der Hilfskräfte am Einsatzort, nicht gewährleistet sei. 2500 Einwohner wären ohne ausreichenden Brandschutz gewesen.

Ein Friedensgipfel im Februar 2014 bei Landrat Klaus Plöger in Bad Oldesloe brachte den Durchbruch. Dann nahm das Projekt Fahrt auf. Die Arbeitsgemeinschaft Jan Derveaux und Rimpau & Bauer Architekten aus Berlin gewann im Juli 2015 den Architekturwettbewerb für die Wache mit ihren 2800 Quadratmetern Nutzfläche.

Bevor mit dem Bau begonnen wird, soll die TSV Reinbek als Ausgleich einen Kunstrasenplatz erhalten. Die dafür von der Verwaltung vorgeschlagenen 930.000 Euro stellte die Politik aber nicht in den Haushalt 2016 ein, vertagte das Thema. Sie erwartet von der Verwaltung bis Februar einen verbindlichen Kostenrahmen für alle Arbeiten, die im Zuge des Feuerwehr-Neubaus anfallen.

Die hohen Kosten bringen die Politiker zum Umdenken

Bisher sind den Entscheidungsträgern folgende Zahlen bekannt: neben den Kosten für den Kunstrasen ein Projektetat für die Wache in Höhe von rund 6,5 Millionen Euro. Hinzu kommen Investitionen für die Verkehrsumgestaltung, die Verlagerung von zwei Bushaltestellen und das Versetzen von rund 25 vor dem Sportplatz liegenden Stellplätzen. „Bevor das nicht geregelt ist, muss die Wache nicht weitergeplant werden“, sagt Heinrich Dierking, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Forum 21. Als man sich beim Landrat geeinigt habe, sei nicht davon gesprochen worden, acht oder neun Millionen Euro für alles zu zahlen. „Das können wir uns nicht leisten und ist auch nicht zu rechtfertigen.“ Sollte die Verwaltung auf diese Zahlen kommen, dann gehe der Ball an den Kreis zurück.

Reinbeks Bürgervorsteher Ernst Dieter Lohmann (CDU) ist seit jeher ein Gegner des Mühlenredders. Er sagt: „In meiner Partei denken Mitglieder über einen anderen Standort nach.“ Vom jetzigen Sportplatz müsse die Feuerwehr nach dem Ausrücken gleich durch verkehrsberuhigte Zonen fahren, das sei ein Wahnsinn. „Das Schreiben der Bürger trifft den Nagel auf den Kopf“, so Lohmann. Er sei für eine andere Fläche, und zwar schnell.

So weit will Günther Herder-Alpen, Fraktionsvorsitzender der Grünen, noch nicht gehen. Er sagt aber auch: „Sollte der Kostenrahmen gesprengt werden, wie es sich momentan abzeichnet, wird das zu neuen Diskussionen führen.“

Neue Standorte an der Hermann-Körner-Straße und am Kampsredder im Gespräch

Konkreter wird der SPD-Vorsitzende Gerd Prüfer: „Ich sehe standortbezogene Mehrkosten von mehr als einer Million Euro. Aufgrund der finanziellen Entwicklung wird es bei uns keine Mehrheit für den Mühlenredder geben.“ Dass die Hilfsfristen an bereits geprüften Alternativstandorten nicht einzuhalten seien, bezweifele er. Prüfer: „Den Ergebnissen glaube ich nicht.“ Unterstützung bekommt der Sozialdemokrat von Herbert Kaphengst (CDU), dem Vorsitzenden des Feuerwehrausschusses: „Die Probefahrten wurden damals in der Hauptverkehrszeit durchgeführt.“

Über einen anderen Platz für die Feuerwache will zwar kein Politiker öffentlich sprechen. Jedoch sollen der Betriebshof an der Hermann-Körner-Straße und ein Areal zwischen Kampsredder und dem Pulschen Gelände auf Höhe der Wohltorfer Straße in den Fokus gerückt sein für den Fall, dass es am Mühlenredder zu teuer wird. Für den Bau der Wache dort gibt es erst einen Aufstellungsbeschluss, der Bebauungsplan ist noch nicht verabschiedet.

Bürgermeister Björn Warmer spricht von einem „hochemotionalen Thema“. „Ich mache aber keine andere Standortdebatte auf. Meine Priorität ist, auf dem Sportplatz zu bleiben.“ Reinbek könne sich beim Thema Neubau der Feuerwache nicht noch drei weitere Jahre im Kreis drehen.