Bad Oldesloe. 28 Unternehmen sind 2015 nach Stormarn gekommen oder haben sich erweitert. Gemeinsames Gewerbegebiet mit Hamburg in Stapelfeld.

Da saßen sie nun nebeneinander wie so oft in der Vergangenheit. Beide in dunklem Anzug, mit weißem Hemd und Krawatte. Doch damit nicht genug der Gemeinsamkeiten: Norbert Leinius, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), und Landrat Klaus Plöger, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der WAS, treten im April kommenden Jahres ab. Und sie können dann auf eine erfolgreiche Amtszeit zurückblicken. Unter Plöger baute der Kreis unter anderem seine Schulden komplett ab. Anfang 2008 waren es immerhin 50 Millionen Euro. Leinius hat in den vergangenen 15 Jahren 700 Betriebe in Stormarn angesiedelt, so entstanden 14.000 Arbeitsplätze. Bei einem ihrer letzten gemeinsamen Auftritte zog der oberste Wirtschaftsförderer nun Bilanz für 2015: Es war ein Rekordjahr.

Unternehmen schufen in diesem Jahr 540 neue Arbeitsplätze

In Zahlen bedeutet das: 28 Unternehmen kamen nach Stormarn oder erweiterten sich auf 13,5 Hektar. Sie investierten 31 Millionen Euro in den Bau von Gebäuden, gaben weitere zehn Millionen Euro für den Kauf von Flächen aus und schufen 540 neue Arbeitsplätze. „Damit sind wir im Landesvergleich ganz weit vorn“, sagt Leinius. Zudem seien noch nie so viele Unternehmen aus Hamburg in den Kreis Stormarn übergesiedelt wie in diesem Jahr.

Die meisten Neuzugänge und Erweiterungen gab es in Reinfeld, nämlich acht. Dahinter folgen Bargteheide, Reinbek und Siek mit je vier. Dazu zählen zum Beispiel das Brot- und Backwaren-Vertriebszentrum Stöhr in Reinfeld, der Elektrofachbetrieb Timm in Bargteheide oder das Transportunternehmen Rathmann in Stapelfeld-Braak. Leinius: „Wir haben einen guten Mix im Kreis. Wichtig ist, dass der Mittelstand vertreten ist.“ Es habe auch Anfragen von mehreren größeren Unternehmen gegeben, die auf 40 Hektar ausgewesen seien. „Doch Logistikfirmen nehmen wir nicht mehr, der Flächenverbrauch ist bei denen einfach zu groß“, sagt Leinius.

Derzeit stehen in Stormarn an zwölf Standorten rund 50 Hektar Gewerbefläche zur Verfügung. Einige Grundstücke sind laut Leinius reserviert. Ein Gutachten besagt, dass Stormarn bis 2025 weitere 88 Hektar Gewerbefläche benötigt, um der Nachfrage gerecht zu werden. Landrat Klaus Plöger: „Potenzial sehe ich vor allem im nördlichen Kreisgebiet. Man muss nur kreativ da rangehen.“

„Themen wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Energiewende sind Standard“

Ins Auge gefasst hat Leinius zum Beispiel die Gemeinde Mönkhagen. Dort wird er eine 30 Hektar große Fläche für den neuen Regionalplan anmelden, der 2018 in Kraft tritt. Schon früher soll das erste grenzübergreifende Gewerbegebiet Schleswig-Holsteins und Hamburgs entstehen – in Stapelfeld und Rahlstedt auf 40 Hektar. Der Großteil der Fläche liegt in Hamburg. Ursprünglich war dieses Projekt für Barsbüttel angedacht. „Doch Hamburg wollte da nicht mehr mitmachen“, sagt Leinius. Die Untersuchungen für das Stapelfelder Gebiet seien abgeschlossen, die Umweltverbände hätten bereits zugestimmt.

2016 soll mit der Bauleitplanung begonnen werden. Leinius: „Ich rechne Mitte 2017 mit dem Baubeginn.“ Nicht ohne Grund spricht er von „einem Leitprojekt für die Metropolregion Hamburg“. In dem Gewerbepark spielen neben den ökonomischen auch die ökologischen Kriterien eine zentrale Rolle. Um den Flächenverbrauch zu reduzieren, sollen die Unternehmen Tiefgaragen bauen. „Themen wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Energiewende sind mittlerweile bei Unternehmensansiedlungen Standard geworden“, sagt Leinius. Die Stormarner Wirtschaft gehe seit Jahren den beispielhaften Weg, ressourcenschonende Projekte voranzutreiben.

WAS-Chef Norbert Leinius: Autohof in Bargteheide wird gebaut

Als Beispiel nennt er Aldi am Standort Bargteheide mit seiner größten Photovoltaikanlage in Schleswig-Holstein. In der 16.000 Einwohner zählenden Stadt sieht Leinius auch gute Chancen für ein neues Gewerbegebiet unweit des Autobahnkreuzes. Davor soll dort aber ein Autohof entstehen. Der 69-Jährige: „In den nächsten drei Jahren wird das Projekt umgesetzt.“

Dann ist Leinius nicht mehr im Amt. Ab kommendem Montag arbeitet er seinen Nachfolger Detlev Hinselmann ein, verabschiedet sich dann am 30. April von der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft. Landrat Klaus Plöger hat bereits eine Woche zuvor seinen letzten Arbeitstag in der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe. Ihm wird wohl der derzeitige Bargteheider Bürgermeister Henning Görtz folgen.