Bad Oldesloe. Detlev Hinselmann setzt sich bei der bundesweiten Suche der Wirtschaftsfördergesellschaft durch. Er löst Norbert Leinius ab.
Gesucht wurde er deutschlandweit, gefunden quasi vor der Haustür: Detlev Hinselmann, Geschäftsführer und Gesellschafter der Ahrensburger Firma Gewibau Projektmanagement, wird neuer Chef der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). Er löst den 68 Jahre alten Norbert Leinius ab, der nach 16 Jahren Ende April 2016 aufhört.
Der WAS-Aufsichtsrat hatte extra eine Headhunter-Agentur eingeschaltet, um den Posten bestmöglich zu besetzen. „Es gab etliche Kandidaten, von denen wir fünf zu Vorstellungsgesprächen eingeladen haben“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende, Stormarns Landrat Klaus Plöger, 67. „Und Detlev Hinselmann war der Beste.“
Der so Gelobte war nach eigener Aussage selbst überrascht über den Anruf der Headhunterin. „Ich musste mir das Angebot erst mal ein Wochenende lang durch den Kopf gehen lassen“, sagt der 55-Jährige, „dann war mir klar: In der Tätigkeit bei der WAS kann ich alle meine beruflichen und ehrenamtlichen Erfahrungen aus den vergangenen Jahrzehnten zusammenführen.“
Hinselmann hat in Braunschweig studiert und ist Diplom-Bauingenieur
Tatsächlich beschäftigt sich der diplomierte Bauingenieur, der in Braunschweig studiert hat, schon seit 27 Jahren mit Gewerbeflächen. „Mein erstes Projekt war eine 44.000 Quadratmeter große Firmenhalle in Stelle bei Maschen“, sagt Hinselmann. Seit sechseinhalb Jahren entwickelt er mit seiner Firma Gewibau Immoblienlösungen von der Planung bis zum Neubau für Unternehmen. „Da habe ich tagtäglich mit Behörden, Handwerkern und Firmen zu tun“, sagt er.
Dank seines ehrenamtlichen politischen Engagements kennt Hinselmann seine künftigen Kollegen und etliche Mitstreiter in den Behörden sehr gut. Der Mann, der im Rehhorster Ortsteil Pöhls aufgewachsen ist, dort immer noch seinen Hauptwohnsitz hat und mit seiner Partnerin in Eichede lebt, sitzt seit 13 Jahren für die CDU im Kreistag. Als Vorsitzender des Wirtschafts-, Planungs- und Bauausschusses arbeitet er eng mit Landrat und WAS-Chef zusammen.
Norbert Leinius übergibt seinem Nachfolger ein bestelltes Feld, hat in seiner Amtszeit aber auch Maßstäbe gesetzt. „Während der 16 Jahre haben wir mit unserem Team mehr als 700 Betriebe angesiedelt“, sagt er. Dabei seien knapp 14.000 Arbeitsplätze neu entstanden oder gesichert worden. Und die Firmen hätten gut 400 Millionen Euro im Kreis investiert. Die Arbeitslosenquote ist mit 3,7 Prozent so niedrig wie nie, beim Kaufkraftindex rangiert Stormarn mit 121 Punkten (Durchschnitt 100) unter den Top-Ten-Kreisen in Deutschland.
Sich mit Blick auf die Erfolgsbilanz in den letzten Monaten zurückzulehnen ist Norbert Leinius’ Sache nicht. „Ich möchte noch ein paar wichtige Projekte auf einen guten Weg bringen“, sagt der Ahrensburger. Ganz oben auf der Liste steht der Vertrag mit der Stadt Ahrensburg über die 25 Hektar umfassende Gewerbegebietserweiterung Beimoor-Süd. Die WAS will das Areal übernehmen, erschließen und weiterverkaufen. Auch das erste grenzübergreifende Gewerbegebiet von Hamburg und Schleswig-Holstein in Barsbüttel soll vorankommen. „Ab Mai werde ich dann erst mal Urlaub machen, mir mehr Zeit fürs Golfen mit meiner Frau nehmen“, sagt Leinius.
Vier Monate lang arbeiten Amtsinhaber und Nachfolger als Doppelspitze
Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, fängt Detlev Hinselmann schon im Januar im WAS-Büro am Oldesloer Bahnhof an. Bis dahin will der Vater zweier erwachsener Söhne noch zwei Großprojekte bei Gewibau abschließen. Vier Monate lang bildet der Neue, der jeden Morgen joggt und in der Woche 40 Kilometer läuft, mit Leinius eine Doppelspitze.
Ende des Jahres steigt Hinselmann bei seiner Firma aus und gibt auch die Gesellschafteranteile ab. „Ich bin für einen klaren Schnitt“, sagt er. Den muss er auch auf kommunalpolitischer Ebene machen. Laut Kreisordnung für Schleswig-Holstein darf er kein Kreistagsabgeordneter mehr sein, da Stormarn Gesellschafter der WAS ist (siehe links). „Spätestens bei der letzten Sitzung des Jahres gebe ich mein Mandat ab“, so Hinselmann.
Dann ist es an der CDU, nach einem Nachfolger für einen ihrer engagiertesten Abgeordneten zu fahnden – ganz ohne Headhunter. Immerhin ist das Suchgebiet überschaubar: In diesem Fall ist eine Stormarner Adresse sogar Pflicht.