REinbek. Die Zahl der Taten steigt in Stormarn weiter an. Polizei gewährt einen Einblicke in ihre Arbeit bei der Spurensicherung.
Die Schubladen sind aufgerissen, Schränke durchwühlt, Matratzen liegen auf dem Boden. So sieht der typische Arbeitsort von Jens Naundorf aus. Denn Einbrecher hinterlassen nicht nur ein Bild der Verwüstung, sondern meist auch Spuren. Und genau diese sucht Naundorf. Der Beamte gehört zur Tatortgruppe der sogenannten Präventions- und Ermittlungsgruppe für Wohnungseinbruch, kurz PEG WED, der Polizei.
Seit 1. Oktober sind die 15 Beamten, die in Reinbek und Großhansdorf stationiert sind, wieder auf Einbrecherjagd. Denn Stormarn gilt als Hochburg der Einbrecher. Im vergangen Jahr registrierte die Polizei 873 Taten, von denen die Hälfte versuchte Einbrüche waren. Die meisten Taten zählen die Beamten in Ahrensburg, Reinbek und Großhansdorf. Die landesweit schlechteste Aufklärungsquote liegt bei nur fünf Prozent. Um diese Zahl zu verbessern, setzt die Polizei jetzt die Sonderermittler ein.
Fingerabdrücke und DNA-Spuren werden abgeglichen
„Wenn wir an den Tatort kommen, versuchen wir, uns in die Lage des Täters zu versetzen“, sagt Naundorf. Wo ist er lang gegangen, was hat er alles angefasst, welches Werkzeug hat er benutzt. Die Antworten auf diese Fragen führen den Polizisten zu den Spuren des Täters. Mindestens eine Stunde verbringen die Spezialermittler laut Naundorf an einem Tatort. „Wir werden zur Bodenturngruppe“, frotzelt der Ermittler. Denn der Fußboden wird nach Schuhabdruckspuren abgesucht. In einem schmalen Winkel leuchtet Naundorf dafür den Bodenbelag ab.
So erkennt er, ob der Täter das Profil seiner Schuhsohle hinterlassen hat, kann diese mit einem Spezialpulver sichtbar machen. Viel wichtiger sind für den Beamten jedoch Fingerabdrücke oder DNA-Spuren. „Diese führen nämlich direkt zum Täter“, erklärt Birgit Prager, die seit 1. Oktober Chefin der PEG WED ist. Können die Ermittler am Tatort solche Spuren sichern, werden sie mit den gespeicherten Daten polizeibekannter Krimineller verglichen, die in einer bundesweiten Datenbank gespeichert sind. „Oder wir können feststellen, ob Täter für mehrere Einbrüche verantwortlich sind“, sagt Prager, die mit ihren Mitarbeitern so ein Bewegungsprofil erstellen kann. Doch nicht nur anhand der gesicherten Spuren lässt sich ein Zusammenhang von Einbrüchen ermitteln.
„Wir sitzen jeden Tag um 9 Uhr zusammen und betrachten die Fälle“, erklärt Birgit Prager. Die Sonderermittler vergleichen, welche Einbruchswerkzeuge verwendet wurden, wie der Täter vorgegangen ist: Wurde die Wohnung verwüstet, oder ist der Täter gezielt zu den typischen Verstecken von Wertsachen oder Geld gegangen. Gibt es einen zeitlich und räumlichen Zusammenhang? All dies sind für die Ermittler wichtige Erkenntnisse, die sie mit anderen Kollegen vergleichen. Wie beispielsweise mit den Hamburger Kollegen der Sonderkommission (Soko) Castle. Doch nicht nur die Zusammenarbeit mit den benachbarten Polizeidienststellen ist für die Stormarner Sonderermittler von großer Bedeutung. Birgit Prager: „Wir sind natürlich auch auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.“
App half den Polizeibeamten bei der Festnahme
Die meisten Einbrecher werden auf frischer Tat geschnappt, weil aufmerksame Nachbarn die Polizei alarmiert haben. Oder weil sich Hauseigentümer vor Einbrechern sichern, so wie ein pfiffiger Ahrensburger. „Der hat bei sich Zuhause Bewegungsmelder installiert. Immer wenn diese angehen, bekommt er eine Nachricht auf sein Handy“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz: „Als der Mann nicht daheim war, bekam er solch eine Nachricht. Sofort alarmierte er die Polizei. Wir konnten den Einbrecher auf frischer Tat festnehmen.“ Allgemein rät die Polizei, Fenster und Türen gut zu sichern. „Kommt ein Einbrecher innerhalb von fünf Minuten nicht ins Gebäude, lässt er im Regelfall von seinem Versuch ab, da das Risiko entdeckt zu werden, zu groß ist“, sagt Ahrensburgs Kripochef Ralf Lorenzen. Ein wirksamer Schutz vor Einbrecher ist laut Prager das Zuhause bewohnt aussehen zu lassen. Beispielsweise mit Hilfe von Zeitschaltuhren für Lampen. „Dies schrecke die Täter in der Regel ab“, sagt die Polizistin.
Die PEG WED gibt es im zweiten Jahr in Folge. In der dunklen Jahreszeit von Oktober bis März nehmen die Sonderermittler ihre Arbeit auf. Welche Erfolge sie bisher verzeichnen konnten, kann Birgit Prager noch nicht sagen. „Gesicherte Spuren hätten schon einmal zur Festnahme von Einbrechern geführt“, sagt die Polizistin. Konkrete Beispiele könne sie aber nicht nennen.
Eines weiß die Ermittlerin jedoch jetzt schon: In Stormarn wird die Zahl der Einbrüche in diesem Jahr im Vergleich zu 2014 höher ausfallen.