Glinde. Stadt stellt auf der Versammlung Pläne für das kommende Jahr vor. Es entstehen mindestens sechs Häuser in Modulbauweise.

Der Informationsbedarf war groß. Rund 220 Glinder kamen zur Einwohnerversammlung ins Forum des Schulzentrums am Oher Weg, um sich über die Situation der Flüchtlinge in der Stadt zu informieren. Sie wollten unter anderem wissen, wie viele Hilfesuchende im kommenden Jahr unterzubringen sind und vor allem wo. Auch wurde hinterfragt, wie intensiv sie betreut werden.

Rund zwei Stunden dauerten die Erläuterungen von Bürgermeister Rainhard Zug, Bernd Mahns, Leiter des Amtes für Bürgerservice, Reinbeks Polizeirevierleiter Eggert Werk und Bürgervorsteher Rolf Budde (CDU). Auch Vertreter der Arbeiterwohlfahrt (Awo) kamen zu Wort. Ebenfalls auf dem Podium saßen die Fraktionsvorsitzenden Rainer Neumann (CDU), Frank Lauterbach (SPD) und Wolf Tank (Grüne). Was den Glindern mit auf den Weg gegeben wurde? Die Stadt schafft 2016 ausreichend Wohnraum, baut an zwei Standorten mindestens sechs Häuser in Modulbauweise mit Platz für 156 Personen und investiert dafür rund drei Millionen Euro. Und sie hat einen Plan B für den Fall, dass sie mehr Menschen beherbergen muss, als derzeit angenommen.

24 Hilfesuchende im Jever Deel, 48 in der kleinen Sporthalle am Tannenweg

Demnächst muss sich die 18.500 Einwohner zählende Kommune im Süden Stormarns aber mit Notunterkünften behelfen, um die Zuweisungsquote zu erfüllen. „Wir haben momentan Probleme, die Menschen adäquat unterzubringen“, sagte Mahns. Ende kommender Woche werden bis zu 24 Hilfesuchende in die ehemalige Kneipe Jever Deel auf dem Gelände des Schulzentrums ziehen. Die Räume sollten eigentlich 2016 zu einem Jugendzentrum umgebaut werden.

Anfang Januar sollen dann 48 Männer in der kleinen Sporthalle der Grundschule Tannenweg ein Obdach finden. In dem Gebäude sind aus Pressspanplatten und Holzständerwerk zwölf Kabinen für je vier Personen entstanden. Eltern hatten gegen das Vorhaben auf einer Informationsveranstaltung im November heftig protestiert. „Wir trennen den Schulbetrieb und die Flüchtlinge mit einen Sichtschutzzaun“, sagte Zug. Dabei handelt es sich um sogenannte Bauzäune auf Betonfüßen, die zwischen zwei und 2,5 Meter hoch sind.

Häuser kosten pro Stück eine halbe Millionen Euro

Jene Zaunelemente grenzen auch die Gymnastikhalle der Wiesenfelder Schulen am Holstenkamp von den anderen Gebäuden ab. Hier ziehen ebenfalls im Januar Flüchtlinge ein – drei Familien. Mahns: „Wir machen das wegen der Privatsphäre der Menschen.“ Zudem würden die drei Standorte nach Kultur- und Sprachkreisen getrennt. Er sei guter Dinge, dass man diese Übergangslösung Ende kommenden Jahres nicht mehr benötige. Im Januar 2017 soll dann auch das Projekt neues Jugendzentrum in der Ex-Kneipe angegangen werden.

Bis dahin hat die Stadt weitere Häuser in Modulbauweise geschaffen, die pro Stück rund 500.000 Euro kosten und jeweils Platz für 26 Menschen bieten. Zwei davon sollen spätestens im April am Willinghusener Weg bezugsfertig sein. Dort stehen schon zwei Häuser jenes Bautyps. Die Fundamente sind geschüttet.

Der Bau mindestens vier solcher Häuser folgt im Herbst auf einer Grünfläche am Schlehenweg. Bürgermeister Zug: „Sollten wir mehr Flüchtlinge aufnehmen müssen als prognostiziert, könnten es hier auch neun Gebäude werden.“ Derzeit rechnet die Stadt mit 300 Zuweisungen in 2016. Als weitere Alternativ-Standorte hat die Verwaltung Flächen in den Straßen Am Berge und Kupfermühlenweg ins Auge gefasst. „Zudem sind wir an einem Gewerbe-Objekt in der Wilhelm-Bergner-Straße dran“, sagte Zug.

Stadt stellt zum 1. Januar zusätzliches Personal für Betreuung ein

Für die Flüchtlinge stellt die Stadt zum 1. Januar drei zusätzliche Mitarbeiter ein: je einen Sozialpädagogen, Sachbearbeiter und Hausmeister. Zudem kauft Glinde 1,5 Stellen bei der Arbeiterwohlfahrt. Zu den Aufgaben der Sprach- und Kulturmittler gehört, den Flüchtlingen nach der Ankunft zu helfen, in der neuen Heimat zurechtzukommen. „Ziel ist es, eine Tagesstruktur reinzubekommen“, sagte Katharina Wulf, Koordinatorin Flucht und Asyl bei der Awo Schleswig-Holstein.

Reinbeks Polizeichef Eggert Werk
Reinbeks Polizeichef Eggert Werk © HA | René Soukup

Besuchern der Veranstaltung, die ob der Flüchtlinge Sicherheitsbedenken äußerten, widersprach der für Reinbek, Glinde, Barsbüttel, Oststeinbek und Wentorf zuständige Polizeirevierleiter Eggert Werk. In Glinde habe es keine besonderen Vorkommnisse gegeben. Werk: „Die Menschen sind nicht hierher gekommen, um Straftaten zu begehen. “ Zu den Gästen sagte er zudem: „Sie müssen keine Angst haben.“ Dafür bekam Werk Applaus.