Oststeinbek. An der Grenze zu Oststeinbek werden 2016 an mehreren Standorten 1400 Wohnungen gebaut. Weitere Projekte sind bereits geplant.

Mithilfe eines neuen Flächennutzungsplanes will Oststeinbek seine Entwicklung steuern. Mitarbeiter der Verwaltung sind schon mit Vorarbeiten beschäftigt. Laut Bürgermeister Jürgen Hettwer wird der sogenannte F-Plan frühestens in zwei Jahren fertiggestellt sein. Schon 2016 stemmt Hamburg an der Grenze zur 9000-Einwohner-Kommune mehrere Großprojekte mit rund 1400 Wohnungen und rückt damit näher an Stormarn heran. Das hat Folgen für Oststeinbek. Negative erwartet Hettwer vor allem für den Ortsteil Havighorst: „Ich fürchte, dass hier im Laufe der Zeit der dörfliche Charakter verloren geht. Wir werden verwachsen.“ Andererseits bedeute das auch mehr potenzielle Fachkräfte für die in der Gemeinde ansässigen Unternehmen.

Neue Nachbarn werden die Havighorster schon demnächst bekommen. Direkt an der Landesgrenze im Stadtteil Lohbrügge am Reinbeker Redder ist im kommenden Jahr der Baustart in den Neubaugebieten Tienrade und Hirtenland vorgesehen. Beide Projekte werden im Zuge eines Wohnungsbauprogramms des Bezirks Bergedorf realisiert. Er hat sich zum Ziel gesetzt, 600 Einheiten pro Jahr zu schaffen, darunter auch öffentlich geförderte. Und genauso viele werden es an den beiden Standorten: Tienrade kommt auf rund 400, wobei laut Oststeinbeks Stadtplanerin Iris Hoffmann auch Einfamilienhäuser auf der 6,9 Hektar großen Fläche, die noch Ackerland ist, entstehen. Auf dem Areal Hirtenland mit seinen 2,3 Hektar sind es 200 Wohnungen in Geschossbauweise.

Großsiedlung Mümmelmannsberg soll sich Richtung Havighorst ausdehnen

Die Ausgleichsfläche für Tienrade befindet sich auf Havighorster Gebiet, sagt Hettwer. Sie sei in Privatbesitz, die Gemeinde habe bei dieser Sache kein Mitspracherecht. Der Verwaltungschef: „Dadurch, dass Hamburg immer mehr Grünflächen in der Umgebung verliert, ist Havighorst das Naherholungsgebiet für die dort lebenden Bürger.“ Er erwarte dort mehr Fußgänger und Fahrradfahrer. Doch damit nicht genug der baulichen Annäherung Hamburgs: Unweit der Neubaugebiete Tienrade und Hirtenland hat der Bezirk Bergedorf eine weitere Fläche nördlich des Reinbeker Redders ins Auge gefasst. Sie ist 4,3 Hektar groß und bietet Platz für 75 Einfamilienhäuser. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Prüffläche. Baubeginn ist laut der Stadt frühstens 2021 möglich.

Auch von Westen könnte sich Hamburg Richtung Havighorst ausdehnen. Im Entwicklungskonzept „Stromaufwärts an Elbe und Bille – Wohnen und urbane Produktion in Hamburg-Ost“ hat die Stadt eine Potenzialfläche in der Großsiedlung Mümmelmannsberg mit seinen 18.500 Bewohnern im Stadtteil Billstedt ausgemacht. Der Name des Areals lautet „Das internationale Quartier“. Über die Zahl der möglichen Wohnungen ist noch nichts bekannt. Hettwer hatte auch deswegen jüngst beim zuständigen Bezirksamt Mitte vorgesprochen: „Mir wurde mitgeteilt, dass dort etwas entstehen wird.“ Er rechne in den kommenden drei Jahren damit. „Wir gehen davon aus, dass sich die Bebauung in der Höhe an den Bestand anpasst“, sagt Stadplanerin Iris Hoffmann. Die Gebäude sind mindestens viergeschossig.

Großunterkunft für Flüchtlinge am Öjendorfer See

Zudem strebt die Hansestadt Wohnungsbau auf einem weiteren Areal in Billstedt an, das rund zwei Kilometer von Oststeinbek entfernt liegt. Im Entwicklungskonzept ist die Rede von einem „Quartier im Typus einer neuen Gartenstadt in enger Nachbarschaft zum Öjendorfer Park“. Die Fläche ist als „Die neue Gartenstadt“ gekennzeichnet. Hoffmann: „Sie hat höhere Priorität als Mümmelmannsberg.“

Thema der Unterhaltung im Bezirksamt Mitte war zudem der Bau der Großunterkunft für Flüchtlinge am Öjendorfer See. Dort werden an zwei Standorten 800 Wohnungen mit Platz für 3000 Menschen errichtet. Der Siedlungsbereich am Haßloredder ist nur 500 Meter vom Oststeinbeker Gewerbegebiet entfernt und durch eine Autobahn getrennt. Die zweite Fläche Haferblöcken befindet sich rund 800 Meter vor der Landesgrenze. Hettwer: „Dieses Projekt ist für uns kein Problem.“ Das Gewerbegebiet sei dafür als Versorgungszentrum ausgewählt worden. Dort gibt es einen Lidl- und Aldi-Discounter-Markt sowie das Einkaufszentrum „Ostkreuz Center“. Oststeinbeks Verwaltungschef: „Vom Zuzug profitiert auch der Einzelhandel in der Gemeinde.“

Oststeinbeks Politik will mehrheitlich keine neuen großen Wohngebiete im Ort

Zusätzlichen Verkehr erwartet Oststeinbek durch ein weiteres Großprojekt in der Nachbarschaft. Am Golf Gut Glinde soll im Herbst 2018 ein Hotel mit Wellness-Oase fertiggestellt werden. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 50 Millionen Euro. Projektplaner Siegfried Reddel rechnet mit 250.000 Gästen im zweiten Betriebsjahr. „30 Prozent der Besucher kommen über Oststeinbek und die Möllner Landstraße“, sagt Hettwer. Derzeit zählt die Gemeinde zwischen 17.000 und 19.000 Fahrzeuge am Tag am Ortseingang in beiden Richtungen. Hettwer: „Die Wellnessanlage verbessert die Situation nicht. Schon die kleinste Störung verursacht einen Stau.“

Oststeinbek selbst strebt ein moderates Wachstum an. Die Mehrheit der Politik will derzeit keine großflächige Ausweisung von neuen Wohngebieten, sondern die Innenverdichtung vorantreiben. Zuletzt hatten CDU und Oststeinbeker Wählergemeinschaft (OWG) einen Antrag der SPD abgewiesen, auf dem sogenannten Allianz-Gelände am Breedenweg einen Generationenpark mit bis zu 150 Wohneinheiten zu verwirklichen. Zuerst sollen auf dem Rathausparkplatz und im angrenzenden Garten des Kratzmannschen Hofes in der Ortsmitte Seniorenwohnungen entstehen. Die CDU hat von einem Architekten einen Plan entwickeln lassen mit 61 Wohnungen in zwei Baukörpern. Diese Idee lehnt die OWG ab. Deren Fraktionschef Rudi Hametner: „Die Anlage ist uns zu groß.“ Hettwer spricht inzwischen mit Investoren, die dort aktiv werden könnten.