Reinbek. Stadtverordnete vertagen Beschluss,Geld im nächsten Jahr bereitzustellen. Auch der neue Kunstrasenplatz wird wohl 2016 nicht fertig.

Der Neubau der Reinbeker Feuerwehrwache auf dem Grandplatz am Mühlenredder verzögert sich um mindestens ein Jahr. Davon geht Bauamtsleiter Sven Noetzel aus. Grund zu der Annahme hat Noetzel seit der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstagabend. Bei dieser verweigerten die Reinbeker Kommunalpolitiker ihre Zustimmung zur Bereitstellung von Haushaltsmitteln, die für den Neubau genutzt werden sollen, und vertagten den Beschluss bis auf Weiteres. „Ursprünglich war geplant, dass die Wache bis Mitte 2018 fertig ist“, sagt Noetzel. „Durch die Vertagung halte ich es für unrealistisch, dass die Arbeiten bis Ende 2019 abgeschlossen sind.“

Auch die Beschlussvorlage über die Bereitstellung von Haushaltsmitteln für den Kunstrasenplatz, den die TSV Reinbek als Ausgleich für den Grandplatz erhalten soll, verschoben die Politiker. „Die Motivation dahinter verstehe ich nicht“, so Noetzel. „Durch die Verzögerungen der Bauarbeiten werden die Preise ansteigen.“ Bisher beträgt der von der Verwaltung errechnete Etat für die Feuerwehrwache rund 6,5 Millionen Euro.

Müller: „Zu viele Fragen sind ungeklärt“

Für eine Zustimmung der Beschlussvorlage, laut der 930.200 Euro für den Kunstrasenplatz im Haushalt 2016 und rund 1,8 Millionen Euro für den Neubau der Wache im Haushalt 2018 verankert werden sollten, wünschen sich die Fraktionen mehrheitlich eine ausführlichere Bauleitplanung.

„Es sind einfach noch zu viele Fragen ungeklärt“, sagt etwa SPD-Fraktionschef Volker Müller. Die Sozialdemokraten hatten den Vertagungsvorschlag am Donnerstag eingebracht. „Wir sind alle für den Neubau der Feuerwehrwache. Aber erst müssen alle Zahlen und Daten klar sein.“

Einzig die FDP-Fraktion wollte die beiden Projekte sofort angehen

So sieht es auch Heinrich Dierking, Fraktionschef der Wählervereinigung Forum 21. „Es fehlt ein Gesamtkonzept, eine vernünftige Bauleitplanung“, sagt er. „Wir wissen zum Beispiel nicht genau, inwieweit die anliegende Straße umgebaut werden muss, was mit der Bushaltestelle passiert oder ob wegen des Kunstrasenplatzes ein Lärmschutz benötigt wird.“ Das alles muss laut Dierking vorab geklärt werden, denn es sei äußerst müßig, sich mit halb fertigen Dingen zu beschäftigen. „Und erst dann sprechen wir unsere konkrete Zustimmung aus.“

Sven Noetzel kann die Argumentation nicht nachvollziehen. Zum Thema Lärmschutz stehe laut Bauamtsleiter etwas in der Vorlage, und über die Kosten für die Bushaltestelle habe er die Fraktionschefs schon lange informiert. „Es ging doch auch einfach nur darum, den Finanzbedarf für das Projekt sicherzustellen. Darum, Zahlen in den Haushalt zu übernehmen, die bereits seit Dezember 2014 bekannt sind“, sagt Noetzel. „Die Beträge hätte man sonst ja auch mit einem Sperrvermerk versehen können.“

Das findet auch Bernd Uwe Rasch, der Fraktionschef der FDP. Nur seine Partei sprach sich während der Stadtverordnetenversammlung gegen die Vertagung der Beschlussvorlage aus. „Durch einen Sperrvermerk hätten wir uns die Bauverzögerungen sparen können“, sagt Rasch. „Aber offenbar ist das Thema emotional so stark besetzt, dass einige nicht mehr in der Lage sind, rational zu denken.“

Im Februar kommt die Beschlussvorlage erneut zur Abstimmung

Der Geschäftsführer der TSV Reinbek, Rüdiger Höhne, sieht die Verzögerung beim Bau des Kunstrasens gelassen. „Es gibt ja den Beschluss, dass der Kunstrasen vor der Feuerwache fertig sein muss“, sagt er. „Also haben unsere Sportler auf jeden Fall einen Platz zur Verfügung. Und außerdem passt hier ja das Sprichwort ,Aufgeschoben ist nicht aufgehoben’ wortwörtlich.“

CDU-Fraktionschef Hans Helmut Enk und Reinbeks Gemeindewehrführer Karsten Hein waren bis Redaktionsschluss nicht für Stellungnahmen zu erreichen. Bei der nächsten Stadtverordnetenversammlung Anfang Februar soll die Beschlussvorlage erneut auf den Tisch kommen. Das ist aber wohl zu spät, um den Kunstrasen wie vorgesehen 2016 fertigzustellen.