Bad Oldesloe. Arbeitsagentur Bad Oldesloe will qualifiziertes Personal aus dem Kreise der Asylbewerber an Stormarner Firmen vermitteln.
In dem kleinen, abgedunkelten Raum der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe ist das Surren eines Beamers zu hören. Eine Powerpoint-Präsentation in arabischer Schrift ist an der Wand zu sehen. 14 Menschen unterschiedlichster Herkunft starren darauf. Sie alle sind Flüchtlinge, die im Kreis Stormarn und im Nachbarkreis Herzogtum Lauenburg leben. Ihr Schweigen verrät, dass sie nicht sicher sind, was sie gleich erwarten wird. Plötzlich treten fünf Personen hinein, die sich als mobiles Einsatzteam vorstellen.
Enger Abstimmung mit Netzwerkpartnern
Karsan Ali ist 29 Jahre alt und kommt aus dem Irak. Seit dem 1. Juli arbeitet er mit seinen vier Kolleginnen für Dienststellen der Arbeitsagentur in Bad Oldesloe, Ahrensburg, Reinbek, Geesthacht und Mölln. Ali sagt: „Wir reisen als mobiles Einsatzteam herum, in dieser Woche sind wir in Stormarn unterwegs.“ Intern werden diese Fachleute Profiler genannt. Ihre Aufgabe besteht darin, die Migranten und den deutschen Arbeitsmarkt zusammenzuführen. Ali sagt: „Wir wollen möglichst schnell herausfinden, welche Kompetenzen diese Personen haben.“
Die anwesenden Flüchtlinge wurden in enger Abstimmung mit Netzwerkpartnern vor Ort, zum Beispiel Diakonie oder Migrationssozialberatung, speziell zu diesem Termin eingeladen. Sie sind freiwillig gekommen und haben großes Interesse, in Deutschland zu arbeiten und Geld zu verdienen.
Bevor die Flüchtlinge ein Einzelgespräch mit einem der Spezialisten führen, werden die Aufgaben und die Struktur der Behörde erklärt. Das geschieht mit Hilfe der Präsentation. Ali übernimmt diese Aufgabe, denn er ist der einzige im Team, der arabisch spricht. Drei Flüchtlinge schütteln ihren Kopf, als Ali am Ende der Vorstellung auf Arabisch, Englisch und Deutsch fragt, ob jeder alles verstanden habe.
Nun kommt Profilerin Laura Schmidt ins Spiel. Die Ahrensburgerin spricht fließend Englisch und wiederholt kurz, was die Aufgaben der Agentur für Arbeit sind. Dann scheinen alle Teilnehmer zufrieden zu sein, denn sie wissen, was sie erwartet: Ihre persönlichen Daten werden gleich in einem Einzelgespräch abgefragt, um später zu prüfen, ob es Arbeit für sie gibt.
Schmidt sagt: „Diese Erkenntnisse dienen als Basis für die Beratung und Betreuung in den Agenturen und in den Jobcentern.“ Die Daten könnten dann bundesweit von allen Agenturen eingesehen werden. Die 27-Jährige sagt: „Vorrangig werden auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fachkräfte mit Berufsausbildung oder Studium gesucht. Zum Beispiel Wissenschaftler, Mediziner und Ingenieure.“
Die Zettel gibt es in verschiedenen Sprachen
Die Profiler verteilen zwei Zettel, die es in unterschiedlichen Sprachen gibt. Abgefragt werden Daten zur Person, Kontaktinformationen, Qualifikationen, Berufserfahrung und Sprachkenntnisse. Fachmann Ali sagt: „Wichtig ist es, dass Sie bei Qualifikationen nur das aufschreiben, was Sie durch ein Dokument nachweisen können.“ Seine Kollegin Schmidt ergänzt, dass die Teilnahme am Projekt freiwillig sei und sie nicht im Zusammenhang mit den Asylverfahren stehe. Mit dem Fragebogen in der Hand geht Menas Shahab in das Beratungszimmer. Sie ist heute die einzige Frau und antwortet zügig auf Nachfragen von Ali. Der Profiler sagt: „Wir gehen nun die Angaben durch, denn oft erfahren wir in einem persönlichen Gespräch noch mehr Qualifikationen als die Bewerber angegeben.“
Shahab ist seit vier Monaten in Deutschland. Mit ihrem Mann wohnt sie in Wentorf. Sie ist schwanger. Ali erfährt, dass die Schwangere in Syrien Abitur gemacht hat. „Leider hat sie kein Zeugnis hier in Deutschland“, sagt der Profiler. Zudem habe sie in einem Pharmazie-Unternehmen als Sekretärin gearbeitet. Gegen Ende des Gesprächs macht Ali ihr klar, dass die Schwangerschaft momentan im Vordergrund stehen sollte. Dann sagt er noch: „Wichtig ist, dass Sie die deutsche Sprache weiter lernen.“
Einen Raum weiter sitzt Ghiath Al Suleiman der Profilerin Laura Schmidt gegenüber. Schmidt erfährt, dass der Syrer mit seiner Freundin in einem Appartement in Zarpen wohnt. Seit Oktober 2014 ist Suleiman in Deutschland. „Nun möchte ich gerne arbeiten“, sagt er in gutem Deutsch. Schmidt ließt sich den Fragebogen durch und sagt: „Sie haben einen Schulabschluss, der in Deutschland mit der Fachhochschulreife gleichzusetzen ist.“ Danach habe Suleiman studiert und im Marketingbereich von Adidas in Saudi-Arabien gearbeitet. „Ihre Chancen auf einen Job sind gut“, sagt die Profilerin. Als der Flüchtling das hört, strahlt er über das ganze Gesicht.
Unternehmen, die Flüchtlingen und Asylbewerbern einen Job anbieten möchten, können unter Telefon 0800/455 55 20 Kontakt mit der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe aufnehmen.