Ahrensburg. Ministerin bei SPD-Kreisparteitag in Ahrensburg: Handwerk stärken. Jugendberufsagentur soll unter 25-Jährige individuell beraten.

Seit Jahren sinkt die Zahl der Schulabgänger, während die der Abiturienten und Studienanfänger steigt. In der Folge starten immer weniger junge Menschen ihre Karriere mit einer beruflichen Ausbildung. Handwerksbetriebe haben Mühe, ihre Lehrstellen zu besetzen.

Mit dem Modell der Dualen Ausbildung und einer engeren Kooperation zwischen Schulen und regionalen Unternehmen könnte dem Trend entgegengewirkt werden. Dies zumindest war der Tenor auf dem außerordentlichen SPD-Kreisparteitag „Berufliche Bildung“ in Ahrensburg.

Mehr Hochschulabsolventen gefährden den Ausbildungsmarkt

Landesbildungsministerin Britta Ernst (SPD) sagte: „Die berufliche Bildung ist eine starke Säule unseres Bildungssystems und entscheidend für die Zukunftsfähigkeit. Es gibt eine intensiv geführte Debatte zum Akademisierungswahn.“ Die These: Durch die immer größere Zahl an Hochschulabsolventen verkümmert der Ausbildungsmarkt. Das trifft das Handwerk.

Während 48 Prozent der Hauptschüler eine Lehre machen, sind es unter Realschülern 38 und bei Abiturienten nur noch zehn Prozent. „Häufig erwarten Eltern von ihren Kindern, dass sie studieren“, sagte Kreishandwerksmeister Björn Felder. „Dabei kann ein Handwerksmeister dem akademischen Bachelor- oder Masterabschluss auf Augenhöhe begegnen.“

Kooperation von Schulen und Firmen

Schulen sollten die Jugendlichen besser bei der Berufswahl unterstützen. Ein Beispiel ist die Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule in Ahrensburg, die mit der Heizungs- und Sanitärfirma Kleinke eine Kooperation gestartet hat, um Verdienst- und Karrieremöglichkeiten im Handwerk bekannt zu machen. Lehrerin Sigrid Meyer-Jendrek: „Es gibt etliche Schüler, die im Handwerk am ehesten einen geeigneten Beruf finden.“

Auch die Berufsschule in Ahrensburg kooperiert mit Firmen. Seit September wird eine Ausbildung für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice angeboten – in Zusammenarbeit mit Möbel Höffner in Barsbüttel. „Dadurch konnten in diesem Jahr 39 Jugendliche in eine Berufsausbildung starten“, so Schulleiter Joachim Steußloff.

„Niemand geht auf seinem Weg verloren“, sagte Britta Ernst über das Ziel eines weiteren Vorstoßes: die Jugendberufsagentur. Sie soll gewährleisten, dass unter 25-Jährige individuell beraten werden. Schulen, Bundesagentur für Arbeit, Jobcenter und Kommunen/Jugendhilfe sollen zusammenarbeiten und weitere Partner wie Kammern und Sozialverbände einbeziehen. Mit 200.000 Euro aus dem Ministerium werden in den Schleswig-Flensburg, Nordfriesland, Dithmarschen, Pinneberg und in der Stadt Neumünster Jugendberufsagenturen eingerichtet. Weitere sollen folgen.