Reinfeld. In Reinfeld können Paare Schlösser mit ihren Namen am Stahlkunstwerk anbringen. Die Eiche dahinter steht für eine besondere Ehe.

Im Neuhöfer Park in Reinfeld zieht jetzt ein Stahlgitter in Herzform vor einer alten Eiche die Blicke auf sich. Pärchen können dort ihre Gefühle füreinander sichtbar machen, indem sie ein Liebesschloss an das Gitter hängen. Dass das Herz direkt vor dieser Eiche steht, hat einen Grund.

Was heutzutage kein großes Problem ist, war vor 78 Jahren noch unvorstellbar: eine kirchliche Hochzeit zwischen einem Protestanten und einer Katholikin. Paul und Martha Dankert aus Reinfeld versuchten genau dieses im Jahr 1937. Sie wollten in der evangelischen Matthias-Claudius-Kirche in Reinfeld heiraten. Das durften sie aber nicht. Die Tochter der mittlerweile verstorbenen Eheleute, Marita Schmidt, sagt heute: „Der katholische Priester hat sich quergestellt und einer gemeinsamen Messfeier nicht zugestimmt.“ So konnten sich die Dankerts das Jawort nur auf dem Standesamt geben.

Die Geschichte hinter der Liebeseiche

Obwohl Martha Dankert katholisch war, ging sie meistens in den evangelischen Gottesdienst. Ihre Tochter sagt: „Meine Mutter war nicht regelmäßig in der Kirche, meist nur an Feiertagen.“ Trotzdem ließ der Gedanken, den kirchlichen Segen für ihre Ehe haben zu wollen, die Reinfelder Eheleute nicht mehr los. Zum 40. und 50. Hochzeitstag fragten sie erneut beim Pfarrer an. Wieder erfolglos.

Das Blatt schien sich am 60. Hochzeitstag im Jahr 1997 zu wenden. Das Ehepaar versuchte zum letzten Mal, zwei Geistliche für eine kirchliche Trauung zu gewinnen. Und es bekam tatsächlich eine Zusage. Doch dann, so erzählt Schmidt, habe der katholische Priester zwei Tage vor der Trauung abgesagt. Schmidt: „Er sagte, dass keiner mehr kirchlich getraut werden müsse, der schon seit 60 Jahren in wilder Ehe lebe.“

Das war Grund genug für Enkeltochter Jessica Ziebell, sich ein außergewöhnliches Geschenk für ihre Großeltern zum 60. Hochzeitstag zu überlegen. Schmidt sagt: „Meine Nichte pflanzte in Absprache mit der Stadt 1997 eine Liebeseiche in den Park.“

Hochzeitspaare machen Fotos im Park

Erst sollte die Eiche in einem Wald stehen, doch von dieser Idee hielt die Enkelin nichts. Sie pflanzte den Baum in den Neuhöfer Park, in Blickrichtung Matthias-Claudius-Kirche. Marita Schmidt: „Im hohen Alter wären meine Eltern gar nicht mehr in den Wald gekommen.“ Bis zu ihrem Tod 2003 und 2007 seien Paul und Martha Dankert regelmäßig zu „ihrem“ Baum gegangen.

Um die außergewöhnliche Liebesgeschichte der Dankerts in Erinnerung zu behalten, kamen Walter Engel von der Wähler-Initiative Reinfeld (WIR) und Jens Löper von der Bürgerinitiative Pro Park auf die Idee, ein Gitterelement für Liebesschlösser vor der Eiche aufzustellen. Ein weiterer Anlass für die Umsetzung war schließlich eine Schmiererei auf einem Mülleimer im Park. Löper sagt: „Wir haben die Grünanlagen gesäubert und dann sahen wir, dass jemand auf dem Mülleimer ,Wir haben geheiratet’ geschrieben hatte.“

Mitglieder der Bürgerinitiative sehen immer wieder Hochzeitspaare, die nach der kirchlichen Trauung in den Park gehen, um Fotos zu machen. Auch aus diesem Grund entschied sich die Initiative, das eineinhalb mal eineinhalb Meter große Herz zu stiften. Jens Löper: „Es ist doch schön, wenn die Ehepaare ein Liebesschloss mit ihrem Hochzeitsdatum aufhängen können.“ Und das auch noch direkt vor der hohen Liebeseiche.