Barsbüttel. 160 Menschenaus Kriegs- und Krisengebieten leben zurzeit an 31 Standorten in Barsbüttel. 2016 könnten 230 Menschen hinzukommen.
„Haben wir in Barsbüttel überhaupt Flüchtlinge?“ Diese Frage hört Thomas Schreitmüller dieser Tage häufig. Der Bürgermeister der Gemeinde wertet das als ein gutes Zeichen. „Denn nur Probleme fallen auf“, sagt Schreitmüller. Bei der jüngsten Einwohnerversammlung war das Thema Flüchtlinge dennoch das Hauptthema. Denn natürlich leben auch in Barsbüttel Menschen, die aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak geflohen sind. Aktuell sind es etwa 160 Männer, Frauen und Kinder.
Holger Strehl, der Fachbereichsleiter Bildung und Soziales, informierte die Besucher der Versammlung am Dienstagabend über die derzeitige Verteilung der Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten. „In den vier Ortsteilen Barsbüttels haben wir im Moment an 31 Standorten Wohnungen und Häuser angemietet.“ Zusätzlich dienen auch Container als Wohnraum. „Aber das soll nur eine Übergangslösung sein“, so Holger Strehl. Im Vergleich zu Wohnungen und Häusern seien Container nämlich die teurere Variante.
Bürger von Barsbüttel sollen der Gemeinde mögliche Unterkünfte melden
„Das ist vielen nicht klar“, berichtet Bürgermeister Thomas Schreitmüller. Ein 24 Quadratmeter großer Container koste monatlich 550 Euro, dazu kämen unter anderem Erschließungs- und Grundstückskosten. Dabei böte er maximal drei Personen Platz. „In einer Doppelhaushälfte können wir dagegen bis zu acht Menschen unterbringen und bezahlen nur 1400 Euro Miete im Monat.“
Die Barsbütteler seien daher nach wie vor gebeten, passenden Wohnraum direkt bei der Verwaltung zu melden. „Wir wollen so lange wie möglich an der Form der dezentralen Unterbringung festhalten“, sagt Schreitmüller. Seine Verwaltungskollegen und er sind überzeugt, dass genau diese für eine schnelle Integration und ein friedliches Zusammenleben Voraussetzung ist.
Auch André Lutz, der Leiter der Polizeiwache Barsbüttel, sieht das so. Bisher sei die Lage in der 12.500 Einwohner großen Gemeinde absolut friedlich und ruhig. „Ich habe nichts Schlechtes zu berichten“, so der Hauptkommissar. Weiter betonte Lutz: „Die Bettler, die in vergangener Zeit gehäuft in Barsbüttel unterwegs sind, gehören zu organisierten Banden aus Rumänien und haben mit den Flüchtlingen nichts zu tun.“ Edith Ulferts, Sozialamtsleiterin in der Kreisverwaltung, klärte die rund 160 Versammlungsbesucher in Barsbüttel über das allgemeine Verfahren der Flüchtlingsaufnahme in Stormarn auf. Täglich bekomme der Kreis neue Listen. Auf ihnen sind Zahl und Namen der geflüchteten Menschen vermerkt. Sobald Gemeinschaftsunterkünfte belegt seien, würden die Flüchtlinge in den „kreisangehörigen Raum verteilt“. Und mit ihnen die sogenannte Integrationspauschale in Höhe von jeweils 900 Euro.
Die Verwaltung in Barsbüttel schätzt, dass bis zum Ende des Jahres 200 Flüchtlinge in der Gemeinde leben werden. Prognostiziert waren für 2015 nur rund 50 Personen. Florian Bittner, Leiter des Bereichs Bildung und Soziales, geht daher auch von einer höheren tatsächlichen Zahl für das kommende Jahr aus. Er sagt: „Bund und Land prognostizieren für 2016 die Ankunft von rund 800.000 Flüchtlingen in Deutschland.
Das würde bedeuten, dass 120 weitere Flüchtlinge nach Barsbüttel kommen. Aber wir rechnen mit 260 Menschen.“ Um ihnen allen adäquaten Wohnraum anbieten zu können, plant Barsbüttel den Bau von Holzhäusern in Modulbauweise. Bauamtsleiterin Rita Dux: „Die acht mal sechs Meter großen Häuser werden nach Passivhaus-Standard erbaut und bieten rund 46 Quadratmeter Wohnraum.“ Wenn alles nach Plan laufe, könnten die ersten Häuser Ende Januar bereits stehen. „Dann kommen wir gut über den Winter“, so Rita Dux zuversichtlich. Nicht zuletzt stellte Bürgermeister Schreitmüller den großen Verdienst vieler Bürger heraus, die sich mit viel Zeit und Engagement um die in ihrer Nachbarschaft lebenden Flüchtlinge kümmern.
Verwaltungschef lobt Engagement der Bürgerstiftung Barsbüttel
Allen voran die Bürgerstiftung Barsbüttel. Als Integrationspaten begleiten die Ehrenamtler die Neuankömmlinge je nach Bedarf über mehrere Wochen hinweg. Klaus-Jürgen Krüger betreut gemeinsam mit Silke Schmidt beispielsweise eine afghanische Familie und begleitete sie in den ersten Wochen nach ihrer Ankunft regelmäßig bei unterschiedlichen Unternehmungen. Er sagt: „Ich kann nachvollziehen, dass manche Menschen sich davor scheuen und befürchten, sie müssten zu viel Zeit investieren.“ Auch er selbst habe zunächst Bedenken gehabt. Jetzt gebe ihm der Austausch mit fremden Kulturen aber so viel, dass er das nicht mehr missen möchte. „Außerdem sind wir nicht da, um nur Händchen zu halten. Wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe.“
Wer die Bürgerstiftung und damit die Gemeinde Barsbüttel bei der Arbeit unterstützen möchte, wendet sich bitte an Stefanie Graupmann im Barsbütteler Rathaus. Sie ist auch bei Wohnraumangeboten die richtige Ansprechpartnerin. Stefanie Graupmann ist erreichbar unter der Telefonnummer 040/670 72-322.