Grosshansdorf. Acht Mitarbeiter der Verwaltung der Waldgemeinde sollen sich ausschließlich um die Angelegenheiten von Asylbewerbern kümmern.
Für das Projekt hat die Gemeinde Großhansdorf den geheimnisvollen Arbeitstitel Amt 43 gewählt. Dahinter verbirgt sich eine geplante neue Einrichtung, die in Stormarn ein Novum ist: ein Flüchtlingsamt, das als Reaktion auf den kontinuierlichen Strom von Asylbewerbern gegründet werden soll. Der Hauptausschuss hat bereits zugestimmt. Im Sozialausschuss gab es Korrekturen der Verwaltungsvorlage. Es ist zu erwarten, dass das Amt am 17. Dezember von der Gemeindevertretung beschlossen wird.
Der Bürgermeister ist stolz auf das, was seine Mitarbeiter bisher bewältigt haben
„Das Flüchtlingsamt ist der Not geschuldet, dass unsere Verwaltung durch die große Zahl der Flüchtlinge überfordert wird“, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß. Es sei in Großhansdorf bislang so gelaufen wie in anderen Rathäusern, dass Bau-, Ordnungs- und Sozialamt mit den Angelegenheiten befasst gewesen seien. „Jeder hat ein bisschen gemacht. Ich bin stolz darauf, dass meine Mitarbeiter das bewältigt haben, aber auf Dauer kann das bei unserer kleinen Verwaltung so nicht weitergehen, weil sich andere Arbeiten verzögern.“ Voß schätzt, dass bei Einzelnen ein Drittel ihrer Arbeitszeit für die Angelegenheiten von Flüchtlingen aufgewendet werde. Deshalb hat er den Plan für das neu zu schaffende Amt ausarbeiten lassen, das zum 1. März eröffnet werden soll. Dort werden acht Personen sich ausschließlich um die Belange der Menschen kümmern, die es auf ihrer Flucht nach Großhansdorf verschlagen hat. Vorgesehen sind eine Amtsleiterin, zwei Verwaltungsfachkräfte, zwei Sozialpädagogen, zwei Techniker und ein Hausmeister. Die beiden Techniker werden ebenso wie eine Verwaltungskraft neu eingestellt, die anderen Stellen kommen durch Umstrukturierungen zustande.
Strittig waren noch Details wie der Standort, denn im beengten und sanierungsbedürftigen Rathaus ist dafür kein Platz. Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, das Amt im Jugendzentrum am Kortenkamp 6 a anzusiedeln. Die beiden Sozialpädagogen dort sollten künftig im Flüchtlingsamt statt mit Jugendlichen arbeiten. Voß begründet dies mit dem Bedeutungswandel des Jugendzentrums: Als wir 1995 starteten, fehlte uns ein Ort für die Jugendlichen im Ort. Damals waren manchmal 50 bis 100 Jugendliche in dem Haus. Heute haben wir ein anderes Freizeitverhalten, das Haus wird von einer jüngeren Gruppe besucht, die das Angebot weniger nutzt. „Das Ganze hat seine soziale Dringlichkeit verloren“, sagt Voß.
Kritiker überzeugten den Ausschuss von einem Kompromiss
Dem widersprachen insbesondere die Fraktionen der Grünen und der FDP vehement, die es für falsch halten, wenn das Jugendzentrum aufgeben würde. „Das wäre kein gutes Signal, denn in der öffentlichen Wahrnehmung könnte das so ankommen, das Minderheiten gegeneinander ausgespielt würden“, sagt Carsten Pieck, FDP-Ausschussmitglied. Das sieht Sabine Rautenberg von den Grünen genauso: „Das Jugendzentrum muss auch deshalb erhalten bleiben, weil es schon jetzt auch für die Integration genutzt wird, denn dort treffen sich junge Flüchtlinge mit Großhansdorfer Jugendlichen.“ Außerdem sei fraglich, ob das umgewidmete Haus danach wieder als Jugendzentrum genutzt würde.
Die Kritiker überzeugten den Ausschuss von einem Kompromiss: Das Jugendzentrums soll mit reduzierten Öffnungszeiten erhalten bleiben, betreut von einem Sozialpädagogen, der bislang vor allem im schulischen Bereich tätig war. Seine zwei Kollegen würden, wie von der Verwaltung geplant, ins Flüchtlingsamt wechseln. Nebenbei würde das Jugendzentrum auch dem Großhansdorfer Freundeskreis für Flüchtlinge offen stehen.
Voß ist „froh, dass dieses Projekt von allen Fraktionen unterstützt wird“
Für das Flüchtlingsamt müssten neue Räume angemietet werden. 15.000 Euro dafür sollen in den Haushalt 2016 einfließen. Als idealen Standort stellt sich Bürgermeister Voß ein leerstehendes Ladenlokal im Kiekut-Center gegenüber vom Rathaus vor.
400.000 Euro an Bruttokosten veranschlagt der Bürgermeister für das Flüchtlingsamt. Ein Großteil davon sind Kosten, die Großhansdorf ohnehin schon hat, die nur innerhalb der Verwaltung umgeschichtet werden müssten. Die tatsächlichen Mehrkosten betragen vermutlich nur etwa 150.000 Euro plus eine einmalige Investition in die Ausstattung der Büros.
Erstes Fazit von Bürgermeister Voß: „Ich bin froh, dass dieses Projekt von allen Fraktionen unterstützt wird.“