Glinde. Stadtvertretung segnet Zusammenlegung der Gemeinschaftsschulen ab. Wann das passiert, entscheidet sich 2016. Viele Eltern sind dagegen.

Sie waren zahlreich erschienen, machten den Großteil der rund 200 Besucher bei der Glinder Stadtvertretersitzung im Festsaal des Marcellin-Verbe-Hauses aus. Einige Schüler und Eltern der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld mussten sogar stehen. Die Sitzplätze waren schon eine Viertelstunde vor Beginn vergeben. Mit ihrer Anwesenheit wollten sie noch einmal dokumentieren, was sie von einer Fusion mit der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule halten – nämlich nichts. Das sehen die Politiker jedoch anders. Nach emotionalen und teilweise lautstarken Diskussionen segneten sie die Zusammenlegung der beiden Bildungseinrichtungen einstimmig ab. Nur der Zeitpunkt ist noch unklar.

„Ich kann damit sehr schlecht leben und fürchte, dass wir künftig an Attraktivität verlieren und weniger Anmeldungen verzeichnen“, sagt Jürgen Reumann, Vorsitzender des Schulelternbeirats in Wiesenfeld. Er und seine Mitstreiter hatten sich dafür stark gemacht, dass die Wahlmöglichkeit zwischen den unterschiedlichen Konzepten an den Gemeinschaftsschulen erhalten bleibt und eine große Einheit mit 1300 Jungen und Mädchen nicht realisiert wird. Genauso wichtig ist den Eltern der Verbleib am Standort Holstenkamp.

Angedacht ist jedoch der Umzug ins Schulzentrum am Oher Weg, wo die Sönke-Nissen-Schule, die keine gymnasiale Oberstufe hat und auch deshalb weniger nachgefragt wird, beheimatet ist. Nur hier ist ausreichend Platz vorhanden. Das dort ansässige Gymnasium soll dann dafür nach Wiesenfeld übersiedeln. In jene Räume, die über einen Zeitraum von vier Jahren und noch bis Anfang 2017 für elf Millionen Euro an den Bedarf der Gemeinschaftsschule angepasst werden. Eine Bildungseinrichtung an zwei Standorten ist für die Schulleitungen übrigens nicht akzeptabel.

Ein Mediator soll im Januar wieder zwischen den Schulen vermitteln

Petra Grüner, Stadtvertreterin der Grünen und selbst Lehrerin, hält wenig von der Konstellation mit zwei Gemeinschaftsschulen in Glinde: „Wir sagen Nein zu einem Zwei-Klassensystem. Es muss eine Schule für alle geben, wo langes gemeinsames Lernen möglich ist.“ Ihre Partei und die SPD wollten die Zusammenlegung auf Sommer 2018 terminieren, genauso wie es bereits der Kulturausschuss im März dieses Jahres festgelegt hatte. Um einen unumkehrbaren Beschluss der Stadtvertreter hatte ein Mediator gebeten, der von der Stadt eingesetzt wurde und zwischen den beiden Schulen vermittelt. Denn nur in diesem Fall kann er das Projekt vorantreiben.

Flüchtlinge ziehen im Dezember in Ex-Kneipe Jever Deel

Die ehemalige Kneipe Jever Deel auf dem Gelände des Schulzentrums am Oher Weg in Glinde wird derzeit zu einer Flüchtlingsunterkunft umgebaut. Das hatte Bürgermeister Rainhard Zug bereits vor Kurzem per Eilentscheidung angeordnet. Jetzt steht auch fest, wann die 24 Hilfesuchenden dort einziehen sollen: am Montag, 14. Dezember.

Die Stadt investiert für das Einziehen von Trockenbauwänden und die Instandsetzung der Elektronik rund 30.000 Euro. Ursprünglich sollte die Kneipe im Frühjahr 2016 zu einem Jugendzentrum umgebaut werden. Das plant Glinde nun für das Jahr 2017.

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Die CDU wollte dem Antrag von SPD und Grünen nicht zustimmen. Sie befürwortet zwar eine Fusion, möchte allerdings erst wissen, was das Unterfangen kostet. Deshalb wurde die Sitzung unterbrochen, Bürgermeister Rainhard Zug zog sich mit einigen Politikern zurück. Heraus kam, dass das Projekt auf jeden Fall umgesetzt, über den Zeitpunkt der Zusammenlegung aber erst bei den Haushaltsberatungen im September 2016 entschieden wird. Schon im Januar nimmt der Mediator seine Tätigkeit wieder auf.

Zudem arbeitet die Verwaltung Prüfaufträge ab. Dabei geht es um Anforderungslisten der Schulen, auf denen skizziert ist, welche Räume gewünscht sind. Ein Architekt wird die Kosten dafür berechnen. „Ich halte die Fusion für richtig, dadurch gibt es keine Ungleichbehandlung mehr“, sagt Glindes Verwaltungschef. Alle Kinder hätten die Chance, in die Oberstufe zu gehen, ohne die Schule zu wechseln. „Beide haben tolle Konzepte. Wenn wir das zusammenfügen, entsteht etwas sehr gutes Neues.“

Die Elternbeiräte haben telefoniert und planen nun ein Treffen

Johannes Haarbeck, Leiter der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld, ist da anderer Meinung: „Ich sehe die Vorteile einer Fusion nicht. Es wird keine neuen Profile geben. Und die Sönke-Nissen-Schüler, die bei uns in die Oberstufe möchten, können auch jetzt schon kommen.“ Den Vorschlag einer Kooperation hatte die Sönke-Nissen-Schule abgelehnt. Wichtig sei für ihn jetzt, so Haarbeck, ein Raumkonzept zu finden, dass von Schülern, Eltern und Lehrern mitgetragen werde. „Ich gehe den Moderationsprozess mit, erwarte eine angemessene Lösung.“

Freude über den Beschluss herrschte bei der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule. Dort wir die Zusammenlegung von Eltern, Schülern und Lehrern begrüßt. Philipp Maschmann, Vorsitzender des Schulelternbeirats: „Wir sind erleichtert. Ich bin überzeugt, dass alle Kinder davon profitieren werden.“ Mit seinem Wiesenfelder Pendant Jürgen Reumann hat er erste Telefonate geführt. Ende Januar ist ein Treffen geplant.