Glinde. Deutsch als Zweitsprache – in Glinde haben sieben Jugendliche das Sprachdiplom erworben. Ministerium testete ein neues Prüfungsformat.

Sie kommen aus Syrien, Afghanistan oder auch Polen nach Deutschland, sind der hiesigen Sprache, dem Schlüssel zur Integration, nicht mächtig. Damit Jugendliche genau diese Fähigkeit erwerben, besuchen sie sogenannte DaZ-Zentren an Schulen. Der Begriff steht für Deutsch als Zweitsprache. Vier davon gibt es in Stormarn für Fünft- bis Zehntklässler: in Glinde, Reinbek, Ahrensburg und Bad Oldesloe. Das Ziel der Migranten ist das deutsche Sprachdiplom. Unter denjenigen, die es in diesem Jahr geschafft haben, sind auch sieben Jungen und Mädchen von der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule in Glinde. Das Gute für sie: Die Teenager konnten bei der Prüfung nicht durchrasseln.

Bildungsministerium testet neues Prüfungsformat in Glinde

An dem DaZ-Zentrum mit seinen 53 Jugendlichen aus 13 Nationen, die in Glinde, Barsbüttel und Oststeinbek leben, hat das Bildungsministerium in Kiel ein neues Prüfungsformat ausprobiert. Bisher mussten die Jugendlichen in Glinde in den vier Teilbereichen Leseverstehen, Hörverstehen, schriftliche und mündliche Kommunikation jeweils das sogenannte B1-Niveau erreichen, um das Zertifikat zu bekommen. Das entspricht den Englisch-Kenntnissen eines Hauptschülers hierzulande beim Abschluss in der neunten Klasse. Nun konnten sich die Schüler schlechtere Leistungen, sogenannte A1- oder A2-Bewertungen, erlauben – das Papier erhalten sie trotzdem.

Überreicht wird es ihnen am Donnerstag, 9. Juli, von Britta Ernst, Schleswig-Holsteins Ministerin für Schule und Berufsbildung. Sie hat die Glinder nach Kiel geladen. „Das ist eine besondere Wertschätzung für unsere Schüler“, sagt Daniel Meier, der Koordinator des Glinder DaZ-Zentrums. Das getestete Format beschreibt er so: „Es hat Vor- und Nachteile. Die Schüler bekommen das Zertifikat, obwohl sie das eigentliche Ziel B1-Niveau verfehlt haben.“

Es steht ausschließlich Deutsch auf dem Stundenplan

Die 13-jährige Fai hätte das Sprachdiplom auch nach den gängigen Bewertungskriterien erhalten. Sie kam 2011 aus Thailand nach Stormarn. „Damals konnte ich kein Wort Deutsch“, sagt sie. In Glinde besuchte das Mädchen zu Beginn die Anfängergruppe im DaZ-Zentrum. Hier steht ausschließlich Deutsch auf dem Stundenplan – wie in allen anderen Zentren auch.

„Dann fangen wir langsam an, die Kinder an die Regelklassen heranzuführen. Erst machen sie Sportunterricht mit, dann vielleicht Kunst. Und später, wenn sie ein gewisses Sprachniveau erreicht haben, kommen Fächer wie Mathematik und Englisch dazu“, sagt Meier. Das alles passiere sehr individuell. Fai geht nach den Sommerferien in die siebte Klasse, wird an allen Unterrichtsstunden teilnehmen. Das DaZ-Zentrum muss sie dann nur noch einmal pro Woche am Nachmittag besuchen. Das ist laut Meier, der das Zentrum seit vier Jahren leitet, Pflicht.

In der Glinder Bildungseinrichtung werden immer mehr Flüchtlinge unterrichtet. Die meisten Kinder kommen aus Syrien und Afghanistan. Meier: „2013 waren die polnischen Jugendlichen noch in der Mehrheit.“