Ahrensburg. Politiker müssen demnächst entscheiden, ob sie Vorkaufsrecht der Stadt nutzen und das Kulturzentrum am Marstall erweitern wollen.

Auf 15 Jahre angelegt ist die Umsetzung der städtebaulichen Entwicklung, die Ahrensburg vor einem Jahr durch die Aufnahme in das Förderungsprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ ermöglicht wurde. Noch ist das Ganze im Stadium der vorbereitenden Untersuchungen.

Auf den ersten Blick scheint es also, dass die Stadt reichlich Zeit habe, in aller Ruhe und unter größtmöglicher öffentlicher Beteiligung – etwa am 21. November in der Bürgerwerkstatt – ein Konzept zu entwickeln, wie die Ahrensburg Innenstadt mit Schlossbereich im Jahr 2030 aussehen sollte. Doch gerade beim Blick auf die historische Identität, auf die Wiederherstellung der barocken Stadtstruktur und die Bewahrung dessen, was noch erhalten ist, zeigt sich, dass im Detail Eile geboten ist.

Die Rede ist vom 1895 erbauten Speicher hinter dem Marstall als Teil des früheren Gutshof-Areals am Schloss. Das sanierungsbedürftige Backsteingebäude gehört dem Eigentümer des benachbarten Park Hotels, der sich wieder von dem Haus trennen will. Die Stadt Ahrensburg hat ein Vorkaufsrecht zum Preis von etwas mehr als 500.000 Euro, das sie bis Ende 2015 wahrnehmen müsste. Sie steht also unter Zugzwang.

Ginge es nach den Konzept, mit dem Ahrensburg in das Städtebauförderungsprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ aufgenommen wurde, wäre die Entscheidung eindeutig. Demnach ist der Speicher Bestandteil des historischen Ensembles gegenüber vom Schloss, das nicht nur bewahrt, sondern auch so wiederhergerichtet werden soll, dass es sich zum kulturellen Zentrum entwickeln könnte.

Denkbar wäre eine Zwischenlösung zur Unterbringung von Flüchtlingen

Für Ankauf und Sanierung des Speichers wurden in der Grobschätzung der Gesamtausgaben für das Ahrensburger Innenstadtkonzept etwa 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Insgesamt will Ahrensburg in den kommenden 15 Jahren 21 Millionen Euro investieren – 14 Millionen würden Bund und Land beisteuern, das restliche Drittel müsste die Stadt selbst tragen.

Noch in diesem Jahr überweist die Investitionsbank etwa eine Million Euro, die Ahrensburg um eine halbe Million aufstocken und rasch ausgeben müsste, damit keine Strafzinsen fällig würden. 0,5 dieser 1,5 Millionen Euro sind für den Ankauf des Speichers vorgesehen. Die Entscheidung über diese Ausgabe trifft die Politik. CDU, Wählergemeinschaft WAB und FDP äußerten sich zuletzt skeptisch, weil sie den Preis für zu hoch halten und die Folgekosten für ungewiss (wir berichteten). Die Vorentscheidung wird in den kommenden Wochen in den zuständigen Ausschüssen (Finanzen, Bau und Planung) getroffen, bevor die Stadtverordneten vermutlich im Dezember endgültig darüber abstimmen, ob der Speicher gekauft werden soll.

Die Befürworter sagen, dass die Stadt angesichts des moderaten Preises in jedem Fall kaufen sollte, weil sie dann verschiedene Optionen erhielte und es mehr Zeit für eine fundierte Diskussion gäbe. Es wäre eine Zwischennutzung für Flüchtlinge denkbar, der Weiterverkauf mit Gewinn an einen Investor oder die Verwertung durch die Stadt für Wohnungsbau. Die letztgenannten Lösungen wären selbstverständlich nicht im Sinne von Stadtplanern und Denkmalschützern, weil der historische Speicher, der noch nicht denkmalgeschützt ist, abgerissen würde. „Wir haben am Marstall die Chance, ein organisches kulturelles Zentrum zu schaffen, mit dem der Schlossbereich aufgewertet würde“, sagt Ahrensburgs Stadtplanerin Andrea Becker. „Wenn wir aber den Speicher als eines der raren alten Gebäude abreißen würden, wäre das ein schlechtes Zeichen am Beginn unseres Aufbruches in die Zukunft der Stadt. Wir würden eine Chance verpassen – die Bedingungen waren noch nie so günstig wie jetzt.“