HammOor. In unserer Sommerserie stellen wir Landgasthöfe vor, zu denen ein Ausflug lohnt. Heute: Das Restaurant Klassenzimmer in Hammor.

Mussten Sie in der Schule oft nachsitzen? Oder haben Sie eine Ehrenrunde gedreht? Eventuell gar zwei? Dann liegt die Vermutung nahe, dass Ihnen der Schnack mit dem Sitznachbarn oder nachmittägliche Ausflüge mit Freunden wichtiger waren, als sich auf den Lehrer und das Lernen zu konzentrieren. Das muss nicht immer falsch sein. Schließlich lernt man auch beim Leben fürs Leben. Zum Beispiel, dass Schule und Genuss sich nicht ausschließen. Anschauungsunterricht hierzu gibt es in Hammoor, der 1270-Seelen-Gemeinde nahe Bargteheide. Hier steht noch die alte Dorfschule, in der anno 1796 die ersten Stunden abgehalten wurden. Heute lädt dort ein hübsches Restaurant namens Klassenzimmer mit moderner Holsteiner Küche zu kleinen und großen Pausen ein.

Stieper: „Ich habe auf jedem Kontinent etwas dazugelernt“

Der Landgasthof mit dem Restaurant Klassenzimmer in Hammoor
Der Landgasthof mit dem Restaurant Klassenzimmer in Hammoor © Roland Magunia | Roland Magunia

Jahrzehntelang lernten die Kinder des Dorfes in der Schule an der Hammoorer Hauptstraße lesen, schreiben und rechnen. Mitte der 1960er-Jahre wurde aus der Schule eine Backstube mit Bäckerladen. Die erlangte 2006 über die Grenzen Stormarns hinaus berüchtigte Berühmtheit: Aufgrund gravierender hygienischer Mängel musste der Bäcker den Mehlsack an den Nagel hängen. Was für den einen das Ende seiner Karriere bedeutete, war für Björn Stieper der Anfang. Der 34-Jährige ist Chef des Klassenzimmers. In Bargteheide ist er aufgewachsen, seinen Küchenmeister machte er in Österreich. Danach bekochte er als Souschef (Stellvertreter des Küchenchefs) Reisende auf der MS „Europa“. „Ich wollte immer zur See fahren“, sagt Björn Stieper. „Es war eine unglaublich schöne und interessante Zeit, an die ich gern zurückdenke. Ich habe jeden Kontinent bereist und überall eine Menge dazugelernt.“ Doch nach sieben Jahren warf er den Anker. „Es war an der Zeit, sesshaft zu werden“, sagt er.

Der Bezug zur Vergangenheit steckt in jedem Detail

Sesshaft, aber nicht weniger umtriebig. Trotz der harten Arbeit auf dem Schiff kam ausruhen für den jungen Koch nicht infrage. Björn Stieper wollte endlich „seinen eigenen Laden aufmachen“. Doch wo? Vielleicht im Hamburger Schanzenviertel? Das hätte Stieper sich gut vorstellen können. Er mag coole Szene-Lokale. Er mag aber auch das Landleben und seine Heimatgemeinde. Deshalb bewarb er sich sofort, als die Räume des historischen Gebäudes in Hammoor zur Pacht angeboten wurden. Sein Konzept bekam den Zuschlag. „Einen Landgasthof zu eröffnen, wo vorher noch keiner war, ist eine Herausforderung. Man kann sich nie sicher sein, ob die Leute ihn annehmen oder ignorieren“, sagt Björn Stieper. Das sei jedoch genau der Kitzel gewesen, den der damals 28-Jährige suchte. Bei der Übernahme eines bestehenden Landgasthofes hätte er wahrscheinlich viele Kompromisse eingehen müssen. Doch Stieper macht sein eigenes Ding. Aus dem entkernten Gebäude entstand Schritt für Schritt ein Restaurant, das heute so ist, wie er es sich immer ausgemalt hat: modern und trotzdem bodenständig.

Bücher, Buntstifte und andere Schul-Utensilien gehören zur Ausstattung
Bücher, Buntstifte und andere Schul-Utensilien gehören zur Ausstattung © Roland Magunia | Roland Magunia

Es sei ihm wichtig gewesen, den Bezug zur Vergangenheit und zur ehemaligen Nutzung der Räume aufrechtzuerhalten. Deshalb der Name Klassenzimmer. Der Festsaal, in dem bis zu 100 Gäste Platz finden, heißt Aula, der Clubraum mit 40 Sitzplätzen im Obergeschoss Lehrerzimmer. Das Konzept ist stimmig. Auch auf der Speisekarte, die in Leitz-Ordnern verteilt wird, tauchen Begriffe aus der Schule auf. Stieper und seine Küchenmannschaft bieten beispielsweise ein Sitzenbleiber-Menü für Grundschüler an. Für 24 Euro darf der Gast drei Gänge seiner Wahl genießen. Als Hauptgang könnte er sich zum Beispiel für „Hurra, die Schule brennt!“ entscheiden: Rigatoni mit scharfer Chilirahmsoße, Blattspinat, Kirschtomaten, zweierlei Pesto und gegrillte Hähnchenbrust. Oder für den Salat „Schwimmunterricht“, bei dem Stieper Heilbuttfilet im Krabbenchips-Mantel und süß-scharfer Chili-Mangosoße serviert.

Kräuter können liebeshungrig machen oder beruhigen

„Mit einem herkömmlichen Bauernfrühstück kriegt man heute niemanden mehr aus dem Sessel“, ist Björn Stieper überzeugt. Das Normale sei ihm zu langweilig. Und dennoch stehen auch Traditionsgerichte wie Birnen, Bohnen und Speck auf der Karte. Die haben laut Stieper aber „einen ganz eigenen Charakter“. Statt ordinären Specks verwendet der Küchenchef gepökelten und geräucherten Kassler-Nacken. „Der ist viel aromatischer“, sagt er. Frische Williamsbirnen aus dem Alten Land legt Stieper in Kandiszucker ein und kocht sie mit Ingwer und Lorbeer.

Gemeinsam mit den in Kürbisöl gedünsteten Bohnen verleiht Stieper dem einstigen Arme-Leute-Essen neuen Glanz. „Für die Gäste soll ein Besuch bei uns ein Erlebnis sein. Wer auswärts essen geht, darf mehr erwarten als das Gewöhnliche.“ Björn Stieper liebt das Kochen. Den Umgang mit den Lebensmitteln und die unendlichen Möglichkeiten der Zubereitung. In Kräuter und Gewürze ist er besonders verliebt. „Kardamom, Ingwer, Koriander – schon allein die Namen lassen einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sie sorgen nicht nur für Geschmack, sondern tun auch etwas fürs Wohlbefinden.“ Kräuter können liebeshungrig machen, aber auch beruhigen. „Die breite Palette an Sinneseindrücken möchte ich als Koch gern weitergeben“, so Stieper, der zurzeit zwei Auszubildende betreut.

Das sollten Besucher sich nicht entgehen lassen

Lernen kann man nie genug – rund um den Herrenteich in Reinfeld macht ein Naturerlebnispfad die Lebensräume und ökologischen Besonderheiten dieses Gebietes erlebbar. Wer auf dem rund vier Kilometer langen Pfad wandelt, erfährt außerdem Interessantes zur Historie des Herrenteichs und die damit verbundene Bedeutung für die Karpfenstadt Reinfeld.

Mit dem Auto ist Reinfeld von Hammoor aus über die Autobahn 1 in einer Viertelstunde erreichbar. Parkmöglichkeiten gibt es zum Beispiel auf dem Karpfenplatz an der Matthias-Claudius-Straße.

Spazierengehen ist im naheliegenden Beimoorwald ein Erlebnis. Knicks, Moore und Naturschutzgebiete geben dem Staatsforst ein abwechslungsreiches Gesicht. Um von Hammoor aus in den Wald zu gelangen, den Weg Richtung Ahrensburg einschlagen. Von der Ahrensburger Straße links abbiegen in den Großhansdorfer Weg, der dann in den Beimoorer Weg übergeht. Und schon sind Sie mittendrin.

Aufwärmen tut nach einem Herbstspaziergang gut. Im Travebad in Bad Oldesloe sorgt eine Blockhüttensauna für wohltuende Entspannung. Im dazugehörigen Saunagarten mit Liegestühlen können sich Körper und Geist erholen und für die neue Arbeitswoche oder den nächsten Urlaubstag stärken.

Im Travebad, das 2014 saniert und umgebaut wurde, kann außerdem geschwommen, gesprungen und getaucht werden. Adresse: Konrad-Adenauer-Ring 1 e in Bad Oldesloe. Die Öffnungszeiten der Sauna sind Dienstag, Mittwoch und Freitag 15 bis 20.30 Uhr. Sonnabends 13 bis 20.30 Uhr und sonntags 10.30 bis 17.30 Uhr.

Übernachten und damit gleich mehrere Tage in Hammoor und Umgebung genießen: Das Landhaus Hammoor an der Hauptstraße 14 ist Hotel und Pension. Es befindet sich auf demselben Gelände wie das Restaurant Klassenzimmer, wo im „Lehrerzimmer“ das Frühstück serviert wird.

Neben den Einzel- und Doppelzimmern in Hotel und Pension bietet das Landhaus auch Ein- bis Drei-Zimmer-Appartements für bis zu sechs Personen an. Kontakt zum Landhaus Hammoor: Telefon 04532/17 55 und www.landhaushammoor.de.

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Bei seinen beliebten Live-Cooking-Events kocht er vor Teilnehmern, erzählt Spannendes zu Zutaten und Zubereitung – gibt also quasi Nachhilfestunden in Sachen Kochen. „Die Events sind immer ganz schnell ausgebucht“, sagt Stieper stolz. Das nächste findet am 23. Januar 2016 ab 18 Uhr statt. Unter dem Motto „Hummer, Lachs und Sushi“ verrät Stieper, wie sich Fisch auf unterschiedlichste Art zubereiten lässt. Inklusive Aperitif, Weinarrangement, Getränke nach Wahl und einer Rezeptsammlung kostet die Teilnahme 69 Euro pro Person.

Wer sich also weiterbilden, fehlende Schulstunden nachholen oder einfach nur gut essen gehen möchte, ist zum Sitzenbleiben im Hammoorer Klassenzimmer jederzeit willkommen. Nur nicht Montags. Da haben Stieper und seine 14 Mitarbeiter nämlich schulfrei.

So kommen Sie hin

Adresse und Öffnungszeiten:Hauptstraße 14 in 22941 Hammoor. Telefon 04532/27 86 41, Homepage www.restaurant-klassenzimmer.de. Geöffnet ist das Lokal dienstags bis sonnabends von 18 bis 22 Uhr, sonntags von 12 bis 20 Uhr. Montags ist Ruhetag. Für private Veranstaltungen öffnet Björn Stieper sein Klassenzimmer auch außerhalb dieser Zeiten.

Anfahrt mit dem Auto: Über die Autobahn 24 Richtung Lübeck/Berlin auf die A 1 Richtung Lübeck/Rostock. Ausfahrt B 404 Richtung Bargteheide/Schwarzenbek nehmen und links auf Hauptstraße abbiegen. Gleich wieder links, um auf der Hauptstraße zu bleiben. Das Klassenzimmer liegt auf der rechten Seite.

Mit der Bahn: Ab Hamburg Hauptbahnhof mit der Regionalbahn Richtung Bad Oldesloe. In Ahrensburg in die Buslinie 8730 Richtung Ratzeburg umsteigen. An der Haltestelle Kamp in Hammoor aussteigen und Richtung Hauptstraße gehen. Nach rund drei Minuten sind Sie am Ziel angekommen.

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Das Lieblingsrezept des Küchenchefs: Heilbuttfilet im Krabbenchipmantel

Klassenzimmer-Team wünscht guten Appetit bei: Heilbuttfilet im Krabbenchipmantel
Klassenzimmer-Team wünscht guten Appetit bei: Heilbuttfilet im Krabbenchipmantel © Roland Magunia | Roland Magunia

Zutaten für vier Personen: 600 Gramm Heilbuttfilet, Mehl, zwei Eier, ein Beutel Krabbenchips, 100 Gramm Butterschmalz.
Für die Sauce: ein Esslöffel Butter, eine gewürfelte Gemüsezwiebel, ein Esslöffel Orangencurry, eine Dose Kokosmilch, 100 Milliliter kräftige Gemüsebrühe, Saft und Abrieb einer Bio-Orange.
Für das Ragout: eine reife, gewürfelte Mango, ein kleiner, gewürfelter Butternut-Kürbis, ein Esslöffel zerlassene Butter, 100 Milliliter kräftige Gemüsebrühe, Sternanis, eine Nelke und eine Zimtstange sowie frischer Ingwer.
Zubereitung:
Für die Soße Zwiebel in Butter glasig schwitzen. Curry zugeben, andünsten, auffüllen mit Brühe und Kokosmilch. 20 Minuten leicht köcheln lassen, dann pürieren und mit Saft und Abrieb der Orange verfeinern. Abschmecken mit Salz und Pfeffer.

Für das Ragout die Kürbiswürfel salzen. Mit Butter, Brühe und Gewürzen vermengen und in eine abgedeckte Auflaufform geben. Bei 180 Grad Umluft 20 bis 30 Minuten garen. Gewürze entnehmen, gewürfelte Mango zugeben und warm stellen.

Den Fisch salzen, pfeffern und mit Mehl, Ei und zerstoßenen Krabbenchips panieren. In heißem Butterschmalz von beiden Seiten goldgelb braten und auf ein Küchenpapier legen.

Den Fisch auf dem Kürbis-Mango-Ragout anrichten und mit der Soße rundherum garnieren. Dazu passt Duftreis oder Kartoffelpüree mit Kichererbsen. Das Klassenzimmer-Team wünscht viel Spaß beim Nachkochen und guten Appetit.