Hohenfelde. In unserer Sommerserie stellen wir Landgasthöfe vor, zu denen sich ein Ausflug lohnt. Heute: Der Landgasthof Stahmer in Hohenfelde.

Manchmal liegt das Glück im Kleinen. Im Falle von Familie Löwel sogar im ganz Kleinen. Hohenfelde, gelegen am nordöstlichen Rand des Naturschutzgebietes Hahnheide, hat knapp 60 Einwohner und ist damit die kleinste Gemeinde des Kreises Stormarn. Genau dort haben Katja und Jan Löwel im Landgasthof Stahmer vor dreieinhalb Jahren ihre neue berufliche und private Heimat gefunden.

Das Gebäude ist sei 1835 in Stahmer-Hand
Das Gebäude ist sei 1835 in Stahmer-Hand © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Das Gastronomen-Ehepaar unterschrieb im Frühjahr 2012 den Pachtvertrag für den Gasthof am Waldesrand, in dem sich seit 180 Jahren Menschen zum Trinken, Essen und Feiern treffen. Außerdem findet in der urig eingerichteten Tenne zwei Mal jährlich die Gemeindeversammlung statt, an der jeder Hohenfelder im Alter von mehr als 16 Jahren teilnehmen darf. Die Versammlungen leitet Bürgermeister Heinrich Stahmer, immer mit Ehefrau Gertrud an seiner Seite. Dass die beiden Stahmer heißen und der Gasthof auch, ist kein Zufall. Bis zur Übernahme der Löwels vor drei Jahren haben sie die Geschäfte geführt. Von Anfang an – also seit 1835 – war der Landgasthof stets in Stahmer-Hand.

Löwels kennen sich seit der Grundschule

„Wir sind in große Fußstapfen getreten“, sagt Jan Löwel. Er schmunzelt. Und meint es trotzdem völlig ernst. Er habe enormen Respekt vor dem, was seine Vorgänger aufgebaut haben. „Es ist nicht einfach, ein so abgelegenes Gasthaus zu einer Institution zu machen“, so der 38-Jährige. Und das ist es noch immer. Löwels haben in den vergangenen drei Jahren bewiesen, dass sie die Fußstapfen ausfüllen können.

Die Innenräume des Landgasthofes sind rustikal eingerichtet
Die Innenräume des Landgasthofes sind rustikal eingerichtet © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Jan Löwel, Küchenmeister und Betriebswirt im Hotel- und Gaststättengewerbe, ist quasi in der Küche und hinterm Tresen aufgewachsen. Seinen Eltern Ingrid und Hans gehört Witt’s Gasthof in Krummbek an der Ostseeküste. Dort funkte es auch zwischen ihm und Katja, die neben ihrer Lehre zur Tierarzthelferin in der Wirtschaft kellnerte. „Wir sind schon zusammen zur Grundschule gegangen und uns auch danach immer wieder über den Weg gelaufen“, erzählt die heute ebenfalls 38-Jährige. „Wir kennen uns also schon fast unser ganzes Leben lang.“

Als klar war, dass sie auch den Rest davon gemeinsam verbringen möchten, machte sich das Paar auf die Suche nach einer eigenen Gastronomie. Ein Berater des Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) vermittelte ihnen den Kontakt zu Gertrud und Heinrich Stahmer, die einen Nachfolger suchten. „Der Landgasthof in Hohenfelde war das erste Objekt, das wir uns angeschaut haben“, sagt Jan Löwel. Und es sei sofort klar gewesen: „Das passt!“ Er habe vor allem geschätzt, dass es „kein Schickimicki auf dem Teller gab, sondern Speisen, die man von Muddern und Großmuddern kennt.“

Das sollten sich Besucher nicht entgehen lassen

Im kulinarischen Kalender des Landgasthofes Stahmer steht am Sonntag, 13. September 2015, ab 12.30 Uhr das Spätsommer-Buffet auf dem Programm. Birnen, Bohnen, Speck, Sauerfleisch, eine feine Suppe und ein Dessert gibt es zum Preis von 22,50 Euro pro Person.

Am 4. Oktober 2015 gibt es zum gleichen Preis und zur gleichen Uhrzeit ein Ernte-Dank-Buffet mit Rübenmus, Kochwurst, Kassler und Schweinebacke. Dazu werden Salate der Saison angereicht sowie eine Suppe vorweg und ein Dessert hinterher. Abends können die Gerichte jeweils à la carte bestellt werden.

Zum sechsten Mal veranstalten die Betreiber, die Familie Löwel, am 17. Oktober 2015 einen Weinabend. Zu einem Fünf-Gänge-Menü werden passende Weine gereicht. Inklusive: Verteiler, Kaffee und Wissenswertes über den Rebsaft. Die Kosten betragen 54 Euro pro Person, Einlass ist ab 18.30 Uhr und Beginn um 19.15 Uhr.

Neues aus Büttenwarder wird seit 1997 im nur sieben Kilometer entfernten Grönwohld gedreht. Auf den Spuren der beliebten NDR-Serie kann der idyllische Ort entdeckt und Appetit auf das Mittag- oder Abendessen geholt werden.

Die Grönwohlder Hausbrauerei bietet nach Terminabsprache Einblicke in die Welt der Bierbraukunst. Braumeister Torsten Schumacher verrät Hintergründe und Geheimnisse der Zubereitung des „wahrscheinlich leckersten Getränks der Welt“. Stormarns einzige Brauerei finden Sie in der Poststraße 21 c in Grönwohld. Kontakt gibt es über das Telefon unter der Nummer 04154/98 41 41.

Per Ballonfahrt kann nicht nur Hohenfelde, sondern ganz Stormarn aus der Luft betrachtet werden. Der Heißluftballon startet jeweils abends vor Sonnenuntergang und an Wochenenden zusätzlich kurz nach Sonnenaufgang zu den knapp anderthalb Stunden dauernden Fahrten.

Startplätze gibt es in Bad Oldesloe, Ahrensburg und Wesenberg. Die genauen Termine erfahren Sie bei A. O. Ballonreisen unter der Telefonnummer 04181/390 97 und im Internet unter der Adresse www.ballonfahrt-stormarn.de.

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Auch menschlich passt es zwischen Löwels und Stahmers. Eine wichtige Voraussetzung, denn die beiden Familien sind direkte Nachbarn. „Das war vor allem am Anfang hilfreich und ist es immer noch“, sagt Katja Löwel. „Die beiden und auch die anderen Hohenfelder haben uns sehr gut aufgenommen.“ Außerdem gebe es immer reichlich gute Tipps. Beispielsweise den, dass wenn sonntagmorgens um halb zehn die Sonne über Hamburg scheint, unbedingt noch für eine zusätzliche Bedienung gesorgt werden muss. „Denn spätestens um die Mittagszeit trudeln die Ausflügler aus der Großstadt ein und wollen sich bei uns stärken“, so die Gastwirtin.

Die Gäste sitzen dann in den beiden gemütlich eingerichteten Gaststuben, die mit weißen Tischdecken, den Sofas und dem Kachelofen tatsächlich an die gute Stube der Großeltern erinnern. Oder sie nehmen Platz auf den bequemen Holzmöbeln im Garten, der auch im Frühherbst noch eine blühende Augenweide ist.

Regionale Produkte stehen im Fokus

Auch im Herbst ist der Garten noch dicht bewachsen
Auch im Herbst ist der Garten noch dicht bewachsen © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Fast von allein entsteht in der urtümlichen Atmosphäre des Hohenfelder Landgasthofes der Appetit auf traditionelle Speisen. Nach Kindheit schmeckt beispielsweise der Holsteiner Mehlbüddel, den Jan Löwel mit Kassler, Kochwurst und angedickten Stockseekirschen serviert. Ein gemischter Salat, Preiselbeeren und Backobst begleiten die warme Makeruper Entenkeule. Sauerfleisch, Sülze und Remoulade sind hausgemacht. Und was gibt es dazu? „Natürlich Bratkartoffeln“, sagt Jan Löwel. Die bereitet er in einer großen gusseisernen Pfanne zu, die er von seiner Vorgängerin übernommen hat. „Darin werden sie einfach ganz besonders gut.“

Der Küchenchef legt Wert auf regionale Produkte. Er sagt: „Blutwurst und Speck kommen zum Beispiel von einem Bio-Bauern aus meiner alten Heimat, die Kartoffeln kaufen wir in einem Hofladen in Oststeinbek, die Kirschen sind aus Stocksee.“ Auch im eigenen Gemüsegarten wächst Nachschub für die Küche heran.

So kommen Sie hin

Adresse: Landgasthof Stahmer, Haus 6 in 22946 Hohenfelde/Stormarn. Telefon 04154/50 48, www.landgasthof-stahmer.de

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 16 bis 21 Uhr, Sonnabend und Sonntag von 11 bis 21 Uhr, durchgehend warme Küche. Am Montag und Dienstag ist Ruhetag.

Mit dem Auto: Ab Hamburg über die A 24 Richtung Berlin/Lübeck bis zur Ausfahrt Witzhave. Hier abfahren und dann rechts abbiegen auf Möllner Landstraße und weiter auf der Hamburger Straße. In Tritt­au geradeaus über den Kreisverkehr. Am Ortsende Trittaus links in den Hohenfelder Damm abbiegen und der Straße durch den Wald folgen. Der Gasthof liegt in Hohenfelde auf der rechten Seite. Parkplätze sind ausreichend vorhanden.

Mit der Bahn: Ab Hamburg-Hauptbahnhof mit der RB 81 Richtung Bargteheide. In Rahlstedt Umstieg in die Buslinie 364 Richtung Tritt­au Vorburg. An der Haltestelle Trittau-Alter Bahnhof umsteigen in Buslinie 8720 Richtung Lübeck, ZOB. Ausstieg in Linau, am Feilberg. Fußweg zum Gasthof etwa 30 Minuten: Den Feilberg entlanggehen, dann links in die Straße In de Twiet abbiegen. Am Straßenende rechts ab in den Feldweg, der in einen Waldweg mündet. Dem Weg folgen bis Sie schließlich direkt auf den Gasthof stoßen.

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Dass neben den treuen Stammgästen auch immer mehr junge Familien den Weg zu ihnen finden, freut Löwels ganz besonders. Das Paar hat selbst vier Kinder: Ole ist mit sechs Monaten das Nesthäkchen, Mathes ist vier und Jonas neun Jahre alt. Die 15-jährige Melina wird von manchen Gästen schon als „kleine Chefin“ bezeichnet. Und tatsächlich nimmt der Teenager souverän Bestellungen entgegen, serviert gekonnt und immer mit einem bezaubernden Lächeln. Die Zukunft des Landgasthofs Stahmer scheint also auch künftig gesichert. Gegenwärtig suchen Jan und Katja Löwel einen Landwirt aus der Region, der Lust hat, langfristig mit ihnen zusammenzuarbeiten. Jan Löwel schildert seine Vision: „Der Landwirt liefert uns seine Produkte und wir überlegen gemeinsam, was wir daraus machen können. Das würde mir großen Spaß machen und unseren Gästen weitere frische und abwechslungsreiche Gerichte bescheren.

Empfehlung des Küchenchefs: Entenkeule mit Bratkartoffeln und Backobst

Viel Freude beim Nachkochen und guten Appetit wünscht Jan Löwel, Küchenmeister im Landgasthof Stahmer, und verrät sein Lieblingsrezept:

Die Empfehlung des Küchenchefs: Entenkeule mit Bratkartoffeln und Backobst
Die Empfehlung des Küchenchefs: Entenkeule mit Bratkartoffeln und Backobst © HA | bschueck@wmg.loc

Rezept für 4 Personen: Vier Entenkeulen à 300 Gramm. Für den Sauerfond: 200 Gramm Zucker, 30 Gramm Salz, ein Liter Wasser, 400 Gramm Essig (zehn Prozent Säure), eine Zwiebel, jeweils ein Teelöffel Majoran und Pfefferkörner, ein Lorbeerblatt und zwei Nelken.

Die Zutaten für den Sauerfond in einen Topf geben und zum Kochen bringen. Die Entenkeulen in dem kochenden Fond etwa zwei Stunden gar kochen. Dann die Entenkeulen auf ein Backblech geben, mit etwas Zucker bestreuen und bei 190°C etwa zehn bis 15 Minuten überbacken.

Zutaten für die Soße: ein halber Liter passierter Sauerfond, 50 Gramm brauner Rohrzucker, etwas Maisstärke in Wasser verrührt, 50 Gramm Preiselbeeren (am besten kalt gerührt).

Den Zucker in einem Topf karamellisieren lassen und mit dem Fond ablöschen. Die kochende Soße mit der Stärke binden und mit den Preiselbeeren verfeinern. Etwa 400 Gramm Backobst mit etwas Wasser aufkochen und zehn Minuten ziehen lassen.

Für die Bratkartoffeln 800 Gramm Pellkartoffeln (am besten vom Vortag) in Scheiben schneiden und in einer Pfanne mit Schinkenspeckwürfeln goldbraun braten. Wer mag, gibt an die fertigen Bratkartoffeln noch 50 Gramm Zwiebelwürfel und brät diese kurz mit. Anschließend mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Alle Folgen der Serie finden Sie unter www.abendblatt.de/landgasthoefe