Hohenfelde. In unserer Sommerserie stellen wir Landgasthöfe vor, zu denen sich ein Ausflug lohnt. Heute: Der Landgasthof Stahmer in Hohenfelde.
Manchmal liegt das Glück im Kleinen. Im Falle von Familie Löwel sogar im ganz Kleinen. Hohenfelde, gelegen am nordöstlichen Rand des Naturschutzgebietes Hahnheide, hat knapp 60 Einwohner und ist damit die kleinste Gemeinde des Kreises Stormarn. Genau dort haben Katja und Jan Löwel im Landgasthof Stahmer vor dreieinhalb Jahren ihre neue berufliche und private Heimat gefunden.
Das Gastronomen-Ehepaar unterschrieb im Frühjahr 2012 den Pachtvertrag für den Gasthof am Waldesrand, in dem sich seit 180 Jahren Menschen zum Trinken, Essen und Feiern treffen. Außerdem findet in der urig eingerichteten Tenne zwei Mal jährlich die Gemeindeversammlung statt, an der jeder Hohenfelder im Alter von mehr als 16 Jahren teilnehmen darf. Die Versammlungen leitet Bürgermeister Heinrich Stahmer, immer mit Ehefrau Gertrud an seiner Seite. Dass die beiden Stahmer heißen und der Gasthof auch, ist kein Zufall. Bis zur Übernahme der Löwels vor drei Jahren haben sie die Geschäfte geführt. Von Anfang an – also seit 1835 – war der Landgasthof stets in Stahmer-Hand.
Löwels kennen sich seit der Grundschule
„Wir sind in große Fußstapfen getreten“, sagt Jan Löwel. Er schmunzelt. Und meint es trotzdem völlig ernst. Er habe enormen Respekt vor dem, was seine Vorgänger aufgebaut haben. „Es ist nicht einfach, ein so abgelegenes Gasthaus zu einer Institution zu machen“, so der 38-Jährige. Und das ist es noch immer. Löwels haben in den vergangenen drei Jahren bewiesen, dass sie die Fußstapfen ausfüllen können.
Jan Löwel, Küchenmeister und Betriebswirt im Hotel- und Gaststättengewerbe, ist quasi in der Küche und hinterm Tresen aufgewachsen. Seinen Eltern Ingrid und Hans gehört Witt’s Gasthof in Krummbek an der Ostseeküste. Dort funkte es auch zwischen ihm und Katja, die neben ihrer Lehre zur Tierarzthelferin in der Wirtschaft kellnerte. „Wir sind schon zusammen zur Grundschule gegangen und uns auch danach immer wieder über den Weg gelaufen“, erzählt die heute ebenfalls 38-Jährige. „Wir kennen uns also schon fast unser ganzes Leben lang.“
Als klar war, dass sie auch den Rest davon gemeinsam verbringen möchten, machte sich das Paar auf die Suche nach einer eigenen Gastronomie. Ein Berater des Dehoga (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband) vermittelte ihnen den Kontakt zu Gertrud und Heinrich Stahmer, die einen Nachfolger suchten. „Der Landgasthof in Hohenfelde war das erste Objekt, das wir uns angeschaut haben“, sagt Jan Löwel. Und es sei sofort klar gewesen: „Das passt!“ Er habe vor allem geschätzt, dass es „kein Schickimicki auf dem Teller gab, sondern Speisen, die man von Muddern und Großmuddern kennt.“
Das sollten sich Besucher nicht entgehen lassen
Auch menschlich passt es zwischen Löwels und Stahmers. Eine wichtige Voraussetzung, denn die beiden Familien sind direkte Nachbarn. „Das war vor allem am Anfang hilfreich und ist es immer noch“, sagt Katja Löwel. „Die beiden und auch die anderen Hohenfelder haben uns sehr gut aufgenommen.“ Außerdem gebe es immer reichlich gute Tipps. Beispielsweise den, dass wenn sonntagmorgens um halb zehn die Sonne über Hamburg scheint, unbedingt noch für eine zusätzliche Bedienung gesorgt werden muss. „Denn spätestens um die Mittagszeit trudeln die Ausflügler aus der Großstadt ein und wollen sich bei uns stärken“, so die Gastwirtin.
Die Gäste sitzen dann in den beiden gemütlich eingerichteten Gaststuben, die mit weißen Tischdecken, den Sofas und dem Kachelofen tatsächlich an die gute Stube der Großeltern erinnern. Oder sie nehmen Platz auf den bequemen Holzmöbeln im Garten, der auch im Frühherbst noch eine blühende Augenweide ist.
Regionale Produkte stehen im Fokus
Fast von allein entsteht in der urtümlichen Atmosphäre des Hohenfelder Landgasthofes der Appetit auf traditionelle Speisen. Nach Kindheit schmeckt beispielsweise der Holsteiner Mehlbüddel, den Jan Löwel mit Kassler, Kochwurst und angedickten Stockseekirschen serviert. Ein gemischter Salat, Preiselbeeren und Backobst begleiten die warme Makeruper Entenkeule. Sauerfleisch, Sülze und Remoulade sind hausgemacht. Und was gibt es dazu? „Natürlich Bratkartoffeln“, sagt Jan Löwel. Die bereitet er in einer großen gusseisernen Pfanne zu, die er von seiner Vorgängerin übernommen hat. „Darin werden sie einfach ganz besonders gut.“
Der Küchenchef legt Wert auf regionale Produkte. Er sagt: „Blutwurst und Speck kommen zum Beispiel von einem Bio-Bauern aus meiner alten Heimat, die Kartoffeln kaufen wir in einem Hofladen in Oststeinbek, die Kirschen sind aus Stocksee.“ Auch im eigenen Gemüsegarten wächst Nachschub für die Küche heran.
So kommen Sie hin
Dass neben den treuen Stammgästen auch immer mehr junge Familien den Weg zu ihnen finden, freut Löwels ganz besonders. Das Paar hat selbst vier Kinder: Ole ist mit sechs Monaten das Nesthäkchen, Mathes ist vier und Jonas neun Jahre alt. Die 15-jährige Melina wird von manchen Gästen schon als „kleine Chefin“ bezeichnet. Und tatsächlich nimmt der Teenager souverän Bestellungen entgegen, serviert gekonnt und immer mit einem bezaubernden Lächeln. Die Zukunft des Landgasthofs Stahmer scheint also auch künftig gesichert. Gegenwärtig suchen Jan und Katja Löwel einen Landwirt aus der Region, der Lust hat, langfristig mit ihnen zusammenzuarbeiten. Jan Löwel schildert seine Vision: „Der Landwirt liefert uns seine Produkte und wir überlegen gemeinsam, was wir daraus machen können. Das würde mir großen Spaß machen und unseren Gästen weitere frische und abwechslungsreiche Gerichte bescheren.
Empfehlung des Küchenchefs: Entenkeule mit Bratkartoffeln und Backobst
Viel Freude beim Nachkochen und guten Appetit wünscht Jan Löwel, Küchenmeister im Landgasthof Stahmer, und verrät sein Lieblingsrezept:
Rezept für 4 Personen: Vier Entenkeulen à 300 Gramm. Für den Sauerfond: 200 Gramm Zucker, 30 Gramm Salz, ein Liter Wasser, 400 Gramm Essig (zehn Prozent Säure), eine Zwiebel, jeweils ein Teelöffel Majoran und Pfefferkörner, ein Lorbeerblatt und zwei Nelken.
Die Zutaten für den Sauerfond in einen Topf geben und zum Kochen bringen. Die Entenkeulen in dem kochenden Fond etwa zwei Stunden gar kochen. Dann die Entenkeulen auf ein Backblech geben, mit etwas Zucker bestreuen und bei 190°C etwa zehn bis 15 Minuten überbacken.
Zutaten für die Soße: ein halber Liter passierter Sauerfond, 50 Gramm brauner Rohrzucker, etwas Maisstärke in Wasser verrührt, 50 Gramm Preiselbeeren (am besten kalt gerührt).
Den Zucker in einem Topf karamellisieren lassen und mit dem Fond ablöschen. Die kochende Soße mit der Stärke binden und mit den Preiselbeeren verfeinern. Etwa 400 Gramm Backobst mit etwas Wasser aufkochen und zehn Minuten ziehen lassen.
Für die Bratkartoffeln 800 Gramm Pellkartoffeln (am besten vom Vortag) in Scheiben schneiden und in einer Pfanne mit Schinkenspeckwürfeln goldbraun braten. Wer mag, gibt an die fertigen Bratkartoffeln noch 50 Gramm Zwiebelwürfel und brät diese kurz mit. Anschließend mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Alle Folgen der Serie finden Sie unter www.abendblatt.de/landgasthoefe