Bad Oldesloe. Die Band Stone über ihre Leidenschaft für Musik, Auftritte beim Tanztee auf Fährschiffen und die Begeisterung für die Rolling Stones.
Im Alltag tragen sie Anzüge, arbeiten als Projektleiter oder Zahnarzt und gehen ihren Pflichten als Familienväter und Ehemänner nach – am Wochenende jedoch greifen Joachim Hoog, Uwe Drauschke, Robert Gast, Werner Voss, Dirk Lesemann und Joachim Parduhn zu ihren Instrumenten und rocken die Bühnen der Republik. Seit 25 Jahren treten die sechs Männer als Musikgruppe Stone auf, die ausschließlich Lieder der legendären Rockband Rolling Stones spielt.
Ihr Debüt gab die Stormarner Coverband im Jahr 1990 auf dem Stadtfest in Bad Oldesloe. Damals nur als Notlösung, denn eigentlich sollte die Band „Skyline“ auftreten. „Die mussten ihren Auftritt aber wegen mangelnder Besetzung absagen“, erzählt Sänger Joachim Hoog. „Also haben wir uns kurzfristig bereit erklärt, ein paar Songs der Rolling Stones zu spielen.“ Der spontane Auftritt dauerte ein bis zwei Stunden. Hoog: „Den Leuten hat es sehr gefallen.“
Schon Jahre im Voraus komplett ausgebucht
Daran hat sich im Laufe der Jahre offenbar nichts geändert. Genau 658 Mal ist die Gruppe seit der Bandgründung aufgetreten. Vor allem in Norddeutschland spielte Stone oft. Aber auch auf Rügen, in Kassel oder an der tschechischen Grenze tritt sie regelmäßig auf. „Wir sind schon Jahre im Voraus komplett ausgebucht“, sagt Gitarrist Uwe Drauschke.
Nachdem Stone das erste Mal in Bad Oldesloe aufgetreten war, bot der damals hauptberufliche Zahntechniker Michael Peters den Hobby-Musikern an, das Management zu übernehmen. „Das muss man sich ‘mal vorstellen“, sagt Hoog und lacht. „Michael hat uns aus der Praxis heraus während seiner Arbeitszeit Auftritte verschafft.“ Inzwischen habe Peters seinen Beruf an den Nagel gehängt, eine eigene Künstleragentur gegründet und damit sein Hobby zum Beruf gemacht. Auch heute noch ist er der Manager der Stormarner Stones – und hat viel zu tun.
Von undankbaren Zeiten für eine Rockband
Denn was ihr Hobby angeht, sind die 50 bis 60 Jahre alten Musiker sehr gewissenhaft. Nur zwei ihrer Auftritte haben sie abgesagt. „Wir spielen eigentlich immer“, sagt Bassist Werner Voss. „Hoogi ist ‘mal mit einer Platzwunde aufgetreten.“ Dieses Engagement zahlt sich aus. Denn Stone wird inzwischen so oft gebucht, dass sich die Bandmitglieder aussuchen können, wo sie spielen möchten. „In unseren Anfangszeiten haben wir alles mitgenommen“, sagt Joachim Hoog. Seit die Band etabliert ist, seien aber vor allem Auftritte bei Stadtfesten und auf Geburtstagsfeiern selten geworden.
Früher mussten die Musiker dafür auch einmal dort auftreten, wo sich die Menschen so gar nicht für Rock ’n’ Roll interessierten. So geschehen zum Beispiel auf dem Fährschiff „Peter Pan“. „Bei uns ist Hoogi derjenige, der die Leute animiert“, sagt Drauschke. Auf dem Schiff sei dem Sänger das aber nicht so Recht gelungen. „Wir mussten nachmittags zum Tanztee auftreten. Eine sehr undankbare Zeit für eine Rockband“, erzählt Drauschke. „Es saßen überwiegend ältere Leute an den Tischen, aßen Käsekuchen und guckten uns argwöhnisch an, während wir laut den Song Satisfaction spielten.“
Band tritt bei der Kieler Woche auf
Irgendwann sei Hoog mit seinem Mikrofon zwischen den Tischen umher gegangen, um das Publikum in Stimmung zu bringen. „Da steht Hoogi also vor so einer Mutti, grölt ins Mikro, versucht sie mitzureißen und das einzige, das sie bierernst zu erwidern hatte, war ,Danke junger Mann, und jetzt gehen Sie mal zurück auf ihre Bühne’“, erzählt Drauschke, während seine Bandkollegen laut lachen. Joachim Hoog sagt: „Ich kam mir in meinem ganzen Leben noch nie so überflüssig vor.“
Erlebnisse wie diese gäbe es inzwischen allerdings kaum noch. Heute tritt Stone bei Veranstaltungen wie der Kieler Woche oder als Vorgruppe für Musikgrößen wie Milow und DJ Ötzi auf. Eigene Konzerte geben die sechs Männer natürlich ebenfalls. „Wir sind vor allem in Bremen und Schwerin sehr gefragt“, sagt Gitarrist Joachim Parduhn.
Für die echten Stones interessiert sich die Band nicht, nur für deren Musik
Das Geheimnis der Hobby-Rocker? Joachim Hoog glaubt es zu kennen: „Wir müssen von unserer Musik nicht leben“, sagt er. „Deswegen sind wir vor allem mit viel Leidenschaft bei der Sache. Ich glaube, das merkt man unseren Auftritten an.“ Ein Treffen zwischen den echten Rolling Stones und der Stormarner Band hat es übrigens nie gegeben. „Ich wüsste auch gar nicht, was ich denen sagen sollte“, sagt Drauschke. Denn die sechs Männer, so sagen sie, interessieren sich überhaupt nicht für die berühmten Rockstars, sondern einzig und allein für deren „grandiose Musik“.
„Keiner von uns sieht Mick Jagger oder Keith Richard auch nur ein bisschen ähnlich“, sagt Drauschke. Bandkollege Hoog erzählt: „Wir ziehen uns auf der Bühne auch nicht die gleichen Klamotten wie die echten Stones an, oder setzen uns Perücken auf, um so auszusehen wie sie.“ Darum gehe es den Männern nicht. „Wir wollen niemanden imitieren“, sagt Hoog. „Es geht uns einzig und allein um die Musik.“