„Die Krise ist ein produktiver Zustand“, sagte Max Frisch. Auch Deutschland tut sie gut: Endlich spricht das Land über seine Probleme.
„Die Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ So lautet ein Ausspruch, der dem Schriftsteller Max Frisch zugeschrieben wird. Als ebenso produktiv lässt sich die Flüchtlings-Situation in Deutschland begreifen – wenn man die denn überhaupt Krise nennen will. Die Ankunft der vielen Menschen aus Ländern wie Syrien hat nämlich einen wichtigen Effekt: Im Land wird endlich über Probleme geredet, die schon lange vorher bestanden. Beispiele: Die viel zu langen, für die Betroffenen quälenden Asylverfahren. Das Staatsbürgerschaftsrecht, das modernisiert werden muss. Die Hemmnisse für Asylbewerber, Arbeit aufzunehmen.
So ist es auch mit dem Wohnraum. Seit Jahren gibt es die bedenkliche Tendenz, dass Grundstückspreise und Mieten immer teurer werden. In der gesamten Metropolregion Hamburg finden Sozialhilfeempfänger und Geringverdiener immer schwieriger eine Unterkunft. Es gibt eine schleichende soziale Entmischung, die längst an vielen Orten spürbar wird.
Dieses große Problem wird angesichts der Ankunft vieler Flüchtlinge umso sichtbarer. Und das ist gut so. Vielleicht finden sich Stormarner, Kieler und Hamburger Politiker ja nun bereit zu großen Schritten. So muss das traditionelle Instrument des sozialen Wohnungsbaus gestärkt werden. Städte und Gemeinden müssen ermöglichen, dass es soziale Quoten in Neubauvierteln gibt. Und so mancher Politiker wird seine Abneigung gegen Geschossbauweise überwinden müssen.