Bad Oldesloe. Niedrige Erträge erschweren die Arbeit der Bürger-Stiftung Stormarn. Doch die Zahl ehrenamtlicher Unterstützer wächst.

Ohne sie wäre die Welt ein Stück ärmer: Menschen, die sich ehrenamtlich für andere engagieren. Die sich ohne Gegenleistung dafür einsetzen, dass die Gesellschaft auch künftig lebens- und liebenswert bleibt. Und da Gemeinsamkeit Stärke schafft, schließen sich immer mehr Engagierte zusammen. In Stormarn machen sich bereits Hunderte Menschen in den Stiftungen stark, dienen unterschiedlichen, aber stets guten Zwecken.

So ermöglichen Mitglieder der Bürgerstiftung Oststeinbek beispielsweise die Finanzierung von Nachhilfestunden und den Kauf von Instrumenten für das Schulorchester. Außerdem bieten sie mit der Unterstützung einer Konzertreihe jungen Musiktalenten die Chance, sich zu präsentieren. In Barsbüttel spenden aktuell 140 Ehrenamtliche regelmäßig ihre freie Zeit. Sie lesen Kindern vor, helfen bei Hausaufgaben. Aktuell steht bei dieser Stiftung die Betreuung von Flüchtlingen im Mittelpunkt. Viele gemeinnützige Hilfen wären ohne den Einsatz der Ehrenamtlichen oder des Stiftungsgeldes nicht mehr denkbar.

Wir müssen die Krise auch als Chance sehen, sagt der Geschäftsführer

Die Bürgerstiftungen Barsbüttel und Oststeinbek sind unter dem Dach der Bürger-Stiftung Stormarn vereint. In ihr sind drei weitere regionale Stiftungen und rund 30 Stiftungsfonds zu Hause. Die Dachorganisation ist mit mehr als 3,5 Millionen Euro die kapitalstärkste Bürgerstiftung Schleswig-Holsteins. Sie übernimmt für die einzelnen Mitglieder den gesamten verwalterischen Aufwand, sorgt für eine sichere Anlage des Kapitals. Fördergeld ausschütten und damit Gutes tun kann eine Stiftung ausschließlich über die Erträge dieses angelegten Kapitals, das selbst nicht angetastet werden darf. Genau hier liegt zurzeit ein Problem, mit dem sich viele Stiftungen auseinandersetzen müssen.

Die seit rund drei Jahren andauernde Niedrigzinsphase lässt die Erträge schrumpfen – und damit auch die Höhe der Zuwendungen an die Begünstigten. Stehen Stiftungen deshalb vor dem Aus? Sind sie in Zeiten niedriger Zinsen überhaupt sinnvoll? Dazu sagt Uwe Sommer, Vorstandsmitglied der Bürger-Stiftung Stormarn: „Es geht bei der Diskussion nicht allein ums Geld. Das Tolle an der Bürger-Stiftung Stormarn ist das ehrenamtliche Engagement vieler. Deren Einsatz ist sehr kostbar.“ Ein wunderbares Beispiel seien die vielen Zeitspender in Barsbüttel, sagt Sommer, der hauptberuflich Geschäftsführer des Kreisjugendrings ist. „Obwohl es schwer messbar ist, produziert das Engagement einen hohen Mehrwert für unsere Gesellschaft.“

Es geht zwar nicht nur ums Geld, aber auch. Trotzdem ist der Bürger-Stiftungs-Geschäftsführer Jörg Schumacher weit davon entfernt, sich zu große Sorgen zu machen. Er sagt: „Die Höhe der Zinsen ist für Stiftungen wichtig. Mit höheren Erträgen können mehr Projekte auf die Beine gestellt werden. Jammern nützt nichts. Wir müssen diese Krise auch als Chance sehen.“ Mehr denn je sei nun wichtig, kreativ zu sein, vorausschauend zu planen. Vor allem kleine Stiftungen bitten derzeit eher um Spenden als um Zustiftungen. Der Unterschied: Spenden können kurzfristig für den guten Zweck verwendet werden, sind damit nicht abhängig von der Verzinsung. Zustiftungen dagegen erhöhen das Stiftungskapital, wirken also langfristig. In der aktuellen Niedrigzinsphase erscheint das vielen Menschen als unattraktiv. Dabei sei eine gute Mischung aus beidem die beste Strategie, weiß Jörg Schumacher, der als diplomierter Sparkassenbetriebswirt viel Erfahrung im Einmaleins des Finanzwessens hat. Er sagt: „Nach schweren Zeiten folgen auch immer wieder gute. Wichtig ist, nicht den Kopf zu verlieren und neben allem Fachwissen auch den gesunden Menschenverstand einzusetzen.“

Bürger-Stiftung Stormarn profitiert von langfristigen Anlagen und Rücklagen

Vor allem aber sollten sich Menschen, die sich finanziell bei einer Stiftung engagieren wollen, nicht von der derzeitigen Finanzsituation abschrecken lassen, sagt Vorstandsmitglied Ralph Klingel-Domdey. Der Leiter und Koordinator der Abendblatt-Regionalausgaben fügt hinzu: „Private Stifter oder Unternehmen können darauf vertrauen, dass wir in Zusammenarbeit mit dem Stiftungsrat intensiv nach Wegen suchen, Spenden gemäß der Stiftungs-Statuten für gemeinnützige Zwecke sinnvoll einzusetzen.“ Die Infrastruktur der Bürgerstiftung biete dafür beste Voraussetzungen.

In ihrem achten Jahr ist die Bürger-Stiftung Stormarn nach wie vor sehr erfolgreich. Auch, weil sie in besseren Zeiten genügend Rücklagen gebildet hat. „Wir befinden uns weiterhin in einer komfortablen Situation“, sagt Vorstand Ernst-Jürgen Gehrke. „Natürlich treffen die Niedrigzinsen auch uns. Aber der überwiegende Teil des Stiftungsvermögens ist sehr langfristig und renditestark angelegt. Wir arbeiten derzeit an alternativen Anlagemodellen.“ Zu risikoreich dürfen die Geldanlagen laut Geschäftsführer Jörg Schumacher jedoch nicht sein. „Auch unseriöse Anlagemodelle scheiden selbstverständlich aus“, sagt er. „Eine Stiftung steht für Moral, Ethik und Nachhaltigkeit. Wir arbeiten mit dem Geld, der Unterstützung und dem Vertrauen vieler Menschen. Das werden wir auch künftig nicht enttäuschen.“