Trittau. Nach Bad Oldesloe, Bargteheide und Barsbüttel hat Trittau mit Christoph Magazowski auch einen eigenen Klimaschutzmanager.
Tornados, Kälte, Starkregen, überflutete Gebiete – es sind die drohenden Auswirkungen des Klimawandels, auch in Norddeutschland. Verursacht vor allem durch Kohlendioxid (CO2), einem Gas, das wir nicht nur Tag und Nacht ausatmen, sondern in großen Mengen in die Atmosphäre jagen: Es entsteht immer dann, wenn etwas verbrannt wird. Beim Heizen, Autofahren oder bei der Produktion von Strom. Die Bundesregierung will den CO2-Ausstoß senken: Ziel ist, dass bis 2050 nur noch 15 Prozent der heutigen Kohlendioxid-Emission in die Atmosphäre entweichen.
Damit dies gelingt, stellen immer mehr Kommunen Klimaschutzmanager ein. Bad Oldesloe, Bargteheide und Barsbüttel waren die Ersten in Stormarn, jetzt hat auch Trittau einen: Christoph Magazowski, 36 Jahre alt, Stadtplaner und Experte in Sachen Klimaschutz. Wie genau sieht sein Alltag aus? Ist der Klimawandel überhaupt noch aufzuhalten? Was kann jeder einzelne dafür tun? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was ist die Aufgabe eines Klimaschutzmanagers?
Arbeitsgrundlage ist ein bestehendes Klimaschutzkonzept. „In Trittau sind das sechs Bücher mit insgesamt rund 400 Seiten“, sagt Christoph Magazowski. Ausgearbeitet hat es eine Klimaschutzagentur im Auftrag der Gemeinde. Der Klimaschutzmanager soll die Maßnahmen aus dem Konzept umsetzen und ist zugleich Ansprechpartner für interessierte Bürger.
Um welche Maßnahmen handelt es sich dabei?
In erster Linie geht es darum, den Kohlendioxidausstoß der Verwaltung und der öffentlichen Liegenschaften zu senken. „Zuerst haben wir in der Trittauer Verwaltung auf einen CO2-neutralen Postversand umgestellt“, sagt Magazowski. Damit zahlt die Gemeinde zwar etwas mehr Porto – pro 1000 Sendungen sind es rund 45 Cent – im Gegenzug investiert die Post dafür in Klimaschutzprojekte. Beispielsweise in die Aufforstung von Wäldern, damit Bäume die durch den Transport verursachten CO2-Emissionen durch Fotosynthese neutralisieren können. Des Weiteren werden sogenannte Master-Slave-Steckdosen in der Verwaltung installiert, die dafür sorgen, dass abends die rund 60 Computermonitore ausgeschaltet sind. Magazowski: „Allein dadurch spart Trittau bis zu 1300 Kilowattstunden Strom im Jahr. Das entspricht dem Jahresverbrauch eines Einpersonenhaushalts.“
Darüber hinaus sind die Einführung von Elektromobilen für die Gemeindeverwaltung sowie öffentlich nutzbare E-Molbil-Ladestationen im Gespräch. Zudem analysiert der Klimaschutzmanager den Energie- und Wärmeverbrauch der öffentlichen Liegenschaften. „Und bei der Planung von Neubaugebieten versuchen wir, Umweltaspekte miteinfließen zu lassen, indem man zum Beispiel Blockheizkraftwerke mit einplant“, so der Experte.
Wie viel CO2 kann dadurch eingespart werden?
Magazowski: „Ich habe jetzt etwa 30 Prozent der Maßnahmen des Klimaschutzkonzeptes angestoßen. Dadurch kann Trittau bis zu 1000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen. Das entspricht in etwa der Menge, die 100 Bäume aufnehmen können.“
Auf welchen Wegen landet das Kohlendioxid in der Luft?
Es wird bei jedem Verbrennungsvorgang freigesetzt. „Wir bedienen uns dabei ja fossiler Ressourcen wie Erdöl oder Erdgas“, sagt Magazowski. „Und die sind nichts anderes als gebundenes CO2, welches vor Millionen vor Jahren in der Atmosphäre war: Es wurde von Pflanzen und Tieren aufgenommen, die sich in den verschiedenen Gesteinsschichten zersetzten. Daraus ist Gas und Öl entstanden. Im Prinzip verbrennen wir Dinosaurier.“
Warum muss der CO2-Ausstoß unbedingt reduziert werden?
Magazowski: „Vereinfacht gesagt: Die Sonnenstrahlen aus dem Weltall schlagen auf die Erde auf und werden dort reflektiert. Normalerweise würden sie wieder zurück ins All finden. Aber durch die Gasschicht kann die Wärme nicht mehr raus.“ Die Folge ist die Erwärmung der Erde mit weltweiten klimatischen Veränderungen. „Es wird möglicherweise Gegenden geben, in denen es kein Wasser mehr gibt“, so der Klimaschutzmanager. „So, wie jetzt viele Kriegsflüchtlinge Schutz suchen, wird es eines Tages womöglich viele Umweltflüchtlinge geben.“
Wie kann jeder einzelne seinen Beitrag leisten?
„Am meisten einsparen kann man beim Wärmeverbrauch“, sagt Magazowski. Außerdem gilt: Standby-Geräte ganz ausschalten, LED-Lampen benutzen, auf’s Auto verzichten, energiesparende Geräte benutzen und möglichst regionale Produkte kaufen.
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