Ahrensburg. Das Konzept sieht eine CO2-Reduzierung von 20 Prozent in fünf Jahren vor. Das größte Problem: Die Einwohner, die zuviel Auto fahren.

Viel Verkehr und CO2-ausstoßende Geländewagen in der Innenstadt, wenig Ambitionen beim Stromsparen, dafür ganz vorn bei der Wärmeeffizienz: Ahrensburg hat jetzt ein frisches Klimaschutzkonzept, das detailliert positive und negative Entwicklungen aufzeigt – Verbesserungsvorschläge inklusive.

Es ist ein Wälzer, den Diplom-Ingenieur Volker Broekmans mit seinem Team von der Firma bofest consult und Unterstützung der Stadtverwaltung über die vergangenen zwei Jahre erarbeitet hat. Zusammengefasst: So schlecht ist das Klima in Ahrensburg nicht – aber es gibt Nachholbedarf.

„Das Klimakonzept wird eine kräftige Wirkung für unsere Stadt haben“, sagt Bürgermeister Michael Sarach. Es zeige, dass die vorhandenen lokalen Potenziale noch lange nicht ausgeschöpft seien. „Die ersten wesentlichen Schritte sind getan, und der weitere Weg ist klar definiert.“

Hier ist die Stadt gut

Besonders positiv sieht das Klimaschutzkonzept die Bestrebungen der Stadt, den Energieverbrauch im kommerziellen Bereich zu senken. So verbrauchten ansässige Unternehmen in den letzten zehn Jahren immer weniger Energie – ganze zwölf Prozent.

Der Wärmeverbrauch ist um satte 35 Prozent gesunken. „Ahrensburg steht im Vergleich gut da, gemessen an anderen Gemeinden im oberen Drittel“, so Diplom-Ingenieur Volker Broekmans.

Ein Energiemanagement zur systematischen Erfassung der Strom-, Wärme- und Wasserverbräuche in den kommunalen Liegenschaften und des Stromverbrauchs der Straßenbeleuchtung sowie Lichtsignalanlagen wird genutzt. Zudem führt die Stadt kontinuierlich Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs durch, etwa die Umstellung der Straßenbeleuchtung und Lichtschaltanlagen auf effiziente LED-Technologie.

Der Fahrradverkehr spielt in Ahrensburg bereits heute eine wichtige Rolle. Dies bestätigen auch Erkenntnisse aus Erhebungen für den Masterplan Verkehr. Das Radwegenetz wird kontinuierlich verbessert, Projekte wie das geplante Fahrradparkhaus am Bahnhof sollen das Radfahren in der Stadt attraktiver machen.

Effiziente Mobilität wird in der Stadtverwaltung bereits seit 15 Jahren gelebt. Seinerzeit wurde für die Mitarbeiter der Verwaltung ein Carsharing-Dienst eingerichtet.

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Die Stadt Ahrensburg hat in den vergangenen Jahren mehrere Ideen umgesetzt, um die CO2-Emissionen zu senken. Doch es fehlte bislang an Struktur. Das Energie- und Klimaschutzkonzept schafft die Grundlage für eine nachhaltige Arbeit.

Der Trend geht zum Zweit- und Drittwagen

„Das Konzept zeigt die positiven und negativen Punkte und formuliert konkrete Lösungsansätze. Wir haben einige spannende Erkenntnisse gewonnen“, sagt Volker Broekmans. In vielen Bereichen, wie etwa beim Wärmeverbrauch oder der CO2-Bilanz von Wirtschaftsunternehmen, stehe Ahrensburg gut da. Kritisch sei der starke Autoverkehr zu bewerten. Die Tendenz gehe zum Zweit- und Drittfahrzeug.

„Eine Untersuchung zeigt, dass 80 Prozent des Verkehrs durch Fahrten innerhalb der Stadt entstehen“, so der Bürgermeister. Es müsse eine Sensibilisierung stattfinden und Alternativen geschaffen werden. Das betrifft insbesondere das Radwegenetz. Ladestationen für E-Bikes im Innenstadtbereich könnten den Prozess vorantreiben. Denkbar, aber derzeit wirtschaftlich noch nicht umsetzbar, sind Stationen für Elektroautos.

Das Klimaschutzkonzept formuliert ein ambitioniertes Ziel: Eine Senkung der CO2-Emissionen bis 2020 um 20 Prozent. Dies bezieht sich insbesondere auf die Bereiche Haushalte, Verkehr und kommunale Infrastruktur.

Hier ist die Stadt schlecht

Die Verkehrsbelastung in Ahrensburg ist hoch, damit auch die Umweltbelastung. Während in den vergangenen zehn Jahren die Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist, wurden im gleichen Zeitraum elf Prozent mehr Fahrzeuge zugelassen. Besonders bedenklich: „Ahrensburg zeichnet sich durch einen überproportional hohen Anteil an SUVs aus“, sagt Volker Broekmans von bofest consult. Die Geländefahrzeuge verbrauchen viel und haben in der Regel einen hohen CO2-Ausstoß.

80 Prozent des Verkehrs wird durch die Bürger bei Stadtfahrten verursacht. „Es muss ein Umdenken in den Köpfen stattfinden“, so Broekmans Kollege Dr. Michael Liesener. Doch es mangelt derzeit noch an Alternativen und Anreizen, das Auto stehen zu lassen und etwa mit dem Fahrrad zu fahren.

Weder Auflademöglichkeiten für E-Bikes noch für Elektro-Fahrzeuge gibt es im Stadtbereich.

Der Stromverbrauch ist innerhalb von zehn Jahren um 18 Prozent gestiegen. Einen nennenswerten Anteil an der Stromerzeugung kann die Stadt nicht vorweisen.

Für Windkraftanlagen gibt es keine geeigneten Flächen, auch Photovoltaikanlagen kommen nur sporadisch zum Einsatz.

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Außerdem sieht das Konzept vor, die Sanierungsquote bei Wohngebäuden zu erhöhen. Ein Vorschlag ist dabei eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Energieberatung, die für die Sensibilisierung der Menschen sorgt und die Motivation zur Umsetzung von energetischen Sanierungen steigert.

Alle Bürger sollen mitmachen

Broekmans sieht dabei die Stadt in einer Vorbildfunktion: „Die energetische Sanierung des Rathauses ist ein Leuchtturmprojekt.“ Auch könne das Nahwärmenetz ausgebaut werden, das Hallenbad mit einem Blockheizkraftwerk betrieben werden, an das auch Wohnhäuser in der Umgebung angeschlossen werden könnten.

So können Sie helfen

Vor allem in Sachen Mobilität kann jeder seinen Teil zu einem besseren Klima beitragen. Den größten Anteil des Verkehrs im Stadtbereich verursachen ansässige Autofahrer durch Kurzstreckenfahrten. Hier bietet sich in vielen Fällen der Umstieg auf Fahrrad oder E-Bike an. Auch alternative Antriebstechnologien im Automobilbereich werden immer ausgereifter. Elektrofahrzeuge verfügen über eine immer höhere Reichweite.

Hausbesitzer sollten sich intensiv mit dem Thema Photovoltaik, Solarthermie, energetischer Fassadensanierung und deren Fördermöglichkeiten auseinandersetzen.

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Ein weiterer zentraler Punkt ist die Energieerzeugung. So gibt es in Ahrensburg vergleichsweise wenig Solarkollektoren. Mit einem Photovoltaik-Kataster, in dem für die Erzeugung von Solarenergie nutzbare Flächen eingetragen sind, könnte die Quote gesteigert werden. Windenergie spielt im Stadtgebiet mangels geeigneter Flächen keine Rolle.

Das Konzept steht, jetzt geht es an die Umsetzung. Bürgermeister Sarach: „Wir schaffen das nur, wenn sich alle Bürger daran beteiligen.“