Ahrensburg. Am Sonnabend feierte die Ahrensburger Tafel ihr großes Jubiläum. Allerdings blickt der Vorstand mit Sorgen in die Zukunft.

Sie sind stolz auf ihre Arbeit – und blicken doch sorgenvoll in die Zukunft: Die mehr als 100 Gäste, die am Sonnabend ins Ahrensburger Restaurant Strehl gekommen waren, um gemeinsam das große Jubiläum der Ahrensburger Tafel zu feiern. Seit zwei Jahrzehnten versorgt die Institution Menschen, die kein oder nur wenig Geld haben, mit Lebensmitteln.

Rund 2500 Ahrensburger nehmen diese Hilfe laut der Tafel derzeit in Anspruch, etwa die Hälfte der knapp 5000 sogenannten Tafel-Kunden von sechs Einrichtungen im Kreis Stormarn. Sie erhalten Obst, Gemüse, Milchprodukte und Konserven, welche meist aus den Überschüssen von Supermärkten stammen. Es ist eine eingespielte Zusammenarbeit: „Wir holen überschüssige Lebensmittel dort ab, wo sie nicht mehr gebraucht werden und verteilen sie an diejenigen, die sie bitter benötigen“, sagt der Vorsitzende der Ahrensburger Tafel, Johannes Kelp. So landen keine wertvollen Produkte im Müll, und die Unternehmen sparen sich die Lager- und Entsorgungskosten.

Supermärkte haben ihre Strategie geändert – zum Leidwesen der Tafeln

Allerdings steht die Tafel-Idee wohl bald an einem Wendepunkt. Denn zum einen, so Kelp, änderten die Supermärkte ihre Vermarktungsstrategie. So verkaufen die Unternehmen kurz vor dem Verfallsdatum stehende Lebensmittel mittlerweile lieber zu reduzierten Preisen, anstatt sie zu spenden. Zum anderen bringe der starke Zustrom der Flüchtlinge die Tafeln an die Grenzen ihrer Kapazität.

Das stellte auch Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach fest: „Wir stehen vor einer großen Herausforderung. Die Zahl der Menschen steigt stetig an. Und dann steht auch noch weniger zum Verteilen zur Verfügung.“ Doch was geschieht, wenn die Tafel nicht mehr alle versorgen kann? Sarach: „So weit will ich im Moment nicht denken. Das macht mir Angst.“

Die Ahrensburger Tafel ist eine der ältesten und größten in Schleswig-Holstein. Seit 1995 versorgt sie mit Hilfe von mittlerweile 102 ehrenamtlich tätigen Menschen knapp 800 Haushalte und elf soziale Einrichtungen. Fünf Kleinlaster, davon vier Kühlwagen, legen zum Transport der Lebensmittel jedes Jahr rund 75.000 Kilometer zurück. Sie holen die Ware von Supermärkten, Bäckereien, Großhändlern und Großlagern, insgesamt sind es rund 90 Geschäfte, die spenden.

„Im Prinzip tun wir das, was früher die Großfamilien gemacht haben – sich um diejenigen kümmern, die Hilfe brauchen“, sagt Frank Hildebrandt, der Ländervertreter der Tafeln Schleswig-Holstein und Hamburg. Diese Aufgabe übernehmen heute die ehrenamtlichen Helfer der Tafel.