Ahrensburg. Stadt Ahrensburg möchte leer stehendes Gebäude der Kirche unbedingt haben, aber nur ungern kaufen. Flüchtlinge sollen einziehen.

Die Verhandlungen um das ehemalige Gemeindehaus und Pastorat neben der Ahrensburger St. Johanneskirche könnten in Kürze an Fahrt gewinnen. Dabei ist die Ausgangslage seit Monaten, wenn nicht seit weit mehr als einem Jahr unverändert: Die Kirchengemeinde ist offenbar bereit, das Grundstück nebst Rotklinkerbau der Stadt anzubieten. Die Stadt wiederum möchte anscheinend so schnell wie möglich in den Besitz der Immobilie kommen. War das Gebäude im Jahr 2014 noch als Interims-Hort begehrt, so besteht nunmehr die dringende Notwendigkeit, darin Flüchtlinge einzuquartieren. Zwischen 24 bis 30 Menschen sollen nach Abendblatt-Informationen einziehen.

Allerdings: Die Stadt, so ist aus gut unterrichteten Kreisen zu hören, scheue hohe Kosten und wolle deshalb am liebsten mieten oder pachten. Die Kirchengemeinde aber will verkaufen.

Politisch zeichnet sich offenbar ein breiter Konsens ab

Nun bahnt sich möglicherweise eine Auflösung dieses Widerspruchs an. Die Idee: Ein Verein könnte die Immobilie kaufen, der Stadt für einige Jahre als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellen und später für eigene Zwecke nutzen. Den idealen Verein als Partner für dieses Modell scheinen sich die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik schon ausgeguckt zu haben: Er heißt Heimat und verfolgt den Zweck, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Unter seiner Regie sind jüngst 15 Rentnerwohnungen an der Straße Fannyhöh für 1,2 Millionen Euro fertiggestellt worden (wir berichteten). Am kommenden Montag werden die Stadtverordneten nach Informationen dieser Zeitung im nicht öffentlichen Teil ihrer Sitzung beraten.

Politisch zeichnet sich offenbar ein breiter Konsens ab. Die Idee soll einer vertraulichen Zusammenkunft des Bürgermeisters mit den Vorsitzenden der Fraktionen entsprungen sein. CDU-Fraktionschef Tobias Koch etwa sagt über das mögliche Modell auf Nachfrage: „Wenn es dazu käme, dass der Verein Heimat der Kirche das Grundstück abkaufte, es für einen gewissen Zeitraum als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellte und anschließend dort bezahlbaren Wohnraum schaffte, wäre das sicherlich begrüßenswert.“ Und Bürgermeister Michael Sarach gibt auf die Frage, was er von diesem Modell halte, zu bedenken: „Es würde den städtischen Haushalt nicht so stark belasten.“

Einen Haken hat die Sache allerdings: Der Verein Heimat und die Kirchengemeinde Ahrensburg haben noch gar nicht verhandelt. Das bestätigen Heimat-Vorsitzender Jürgen Wahl und die Vorsitzende des Beauftragtengremiums, Ursula Wegmann, übereinstimmend. Wahl sagt, er könne noch nicht beurteilen, ob der Verein bei dem Projekt einsteige. „Wenn der Stadt ein Angebot vorliegt, müsste sie es uns konkret mitteilen.“ Erst dann könne der Verein prüfen, ob sich das Projekt realisieren ließe.

Seit Frühjar 2013 stehen Pastorat und Gemeindhaus leer

Nach Abendblatt-Informationen soll nun genau so vorgegangen werden. Aus Kreisen der Politik ist unterdessen zu hören, dass notfalls auch ein Kauf des Gebäudekomplexes durch die Stadt nicht vollkommen auszuschließen sei. Der von der Kirchengemeinde genannte Kaufpreis soll demnach keineswegs überteuert sein, eher etwas unter dem ortsüblichen Standard liegen.

Stadt und Kirchengemeinde verhandeln seit dem Sommer dieses Jahres wieder. Zuvor hatten die Gespräche mehr als ein Jahr lang geruht: Wie berichtet, war im Mai 2014 ein mit dem damals noch amtierenden Kirchengemeinderat fertig ausgehandelter und unterschriftsreifer Erbpachtvertrag zwischen der Stadt und der Kirchengemeinde buchstäblich in allerletzter Minute vor der Unterzeichnung geplatzt. Die Stadt wollte 75 Hortkinder der Grundschule Am Reesenbüttel in dem alten Gemeindehaus betreuen lassen. Am Ende gab es eine kuriose Auseinandersetzung darüber, ob und warum der Vertrag von wem nicht rechtzeitig unterschrieben wurde. Im Endeffekt kaufte die Stadt Container, die auf dem Schulgelände aufgestellt wurden.

Die Stadt sagte der Kirchengemeinde damals zu, sie bei der Suche nach Käufern zu unterstützen. Das Interesse hielt sich offenbar in Grenzen.

Pastorat und Gemeindehaus stehen seit Frühjahr 2013 leer. Die Räume sollen teilweise von giftigem Schimmel befallen sein. Letzter Nutzer war der langjährige Bezirkspastor Detlev Paschen, der der Kirchengemeinde im Februar 2013 den Rücken kehrte und sich neuen Aufgaben widmete. Sein Weggang gab der kurz zuvor aufgekeimten Diskussion um einen Verkauf der kirchlichen Immobilien an der Rudolf-Kinau-Straße neue Nahrung. Vorübergehend war die heute von einem Förderverein betriebene Kirche geschlossen.