Ahrensburg. An Grundschulen gibt es künftig fast 400 Euro weniger als an weiterführenden Schulen. Protestmarsch in Ahrensburg.
Seit Anfang September die Sommerferien zu Ende sind, trägt man schwarz, zumindest wenn man Grundschullehrer in Ahrensburg ist. Und man sieht schwarz, dann nämlich, wenn man den Blick Richtung Landesregierung wendet. Dort wurde Anfang des Jahres eine Reform zur Landesbesoldung der Lehrkräfte angeschoben, gegen die die Pädagogen aus Ahrensburg protestieren.
Danach sollen künftig Lehrer an Gemeinschaftsschulen ebenso wie ihre Kollegen an Gymnasien nach der Stufe A13, Grundschullehrer aber weiterhin nach A12 vergütet werden. Ein 30 Jahre alter Pädagoge bekommt so knapp 3200 Euro im Monat, bei den Kollegen mit A13 sind es 3586 Euro.
Mehr Geld für Lehrkräfte und mehr Lehrkräfte sei zurzeit nicht zu realisieren
Inklusive der Pensionen summierten sich die Kosten für das Reformpaket auf 30 Millionen Euro, heißt es aus dem Ministerium. Für mehr als 2000 Lehrer im Land werde sich die Lohnsituation verbessern. Anfang März hatte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) die Pläne der schleswig-holsteinischen Landesregierung in Kiel vorgestellt. Februar 2016 soll die Reform in Kraft treten. Für die Grundschullehrer im Norden eine Ungerechtigkeit. In Ahrensburg haben sie den Black Friday ausgerufen. Freitags tragen sie aus Protest schwarze Kleidung. Sie fordern mehr Anerkennung für ihren Beruf und eine wirkliche Gleichberechtigung: „A13 für alle!“
„Der Unterricht an den weiterführenden Schulen ist deutlich stärker berufs- und wissenschaftsorientiert als der an der Grundschule, wo die Arbeit eher pädagogisch ausgerichtet ist“, begründete Ministerin Ernst die Entscheidung. Die Prioritäten lägen bei der Unterrichtsversorgung. „Wir brauchen mehr Lehrerinnen und Lehrer, um die Qualität an unseren Schulen zu verbessern“, so die Ministerin. Mehr Geld für alle Lehrkräfte und mehr Lehrkräfte sei zurzeit nicht zu realisieren.
„Diskriminierend“, sagt Lehrer Jens Lehmann. „Man spielt pädagogische und wissenschaftliche Arbeit gegeneinander aus“, sagt Kollegin Alexandra Markolf, „das ist nicht fair.“ Denn richtig sei zwar, dass Grundschullehrer überwiegend pädagogisch arbeiten, das Arbeitsprofil habe sich jedoch zu früher stark verändert, so Markolf. Neben der längeren wissenschaftlichen Ausbildung durch die Umstellung auf Bachelor und Master falle auch durch Inklusion und Integration heute mehr Arbeit an, auch inhaltlich und konzeptionell.
Kommenden Mittwoch wird im Landtag über das Thema diskutiert
„Wir leisten heute die Arbeit von Förderschullehrern mit“, sagt auch Pädagogin Petra Meyer-Baum, „in den Ahrensburger Grundschulen werden alle Kinder von beeinträchtigt bis hochbegabt unterrichtet.“ Doch die Mehrarbeit werde nicht anerkannt.
„Die Wut in Ahrensburg ist groß“, sagt Heiko Winckel-Rienhoff vom Kreisverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Winckel-Rienhoff ist unzufrieden, dass am Fundament der Schulausbildung gespart werde: „Wissenschaft und Politik sind sich einig, dass gerade in der Erstbegegnung in der Schule die bestausgebildeten Lehrer gebraucht werden.“
„Wir wollen die Öffentlichkeit informieren“, sagt Alexandra Markolf. Weil sie den Grundschullehrern helfen wollten, hätten Eltern eine Unterschriftensammlung angestoßen. Am Montag, 12. Oktober, wird es dann, ausgehend von den vier Grundschulen in Ahrensburg, einen Sternmarsch zum Rondell geben, der mit einer Kundgebung um 14.15 Uhr enden soll.
Dann werden die Pädagogen aus Ahrensburg die letzten Unterschriften sammeln, um sie vor Mittwoch nach Kiel zu bringen. Dort wird die Reform erstmals auch im Landtag diskutiert. 2100 Unterschriften von Grundschullehrern aus dem Land haben die Ministerin bereits in der vergangenen Woche erreicht. Aus dem Ministerium hieß es dazu: „Bildungsministerin Britta Ernst zeigte Verständnis für den Protest der Grundschullehrerinnen und -lehrer, verwies jedoch nochmals auf die Gründe für die Beibehaltung der Lehrbesoldung für Grundschullehrkräfte.“
Weitere Infoveranstaltung in Bargteheide am Montag zwischen 13 und 17.30 Uhr vor dem Rathaus.