Bad Oldesloe. Vier Wachen in Südstormarn schließen. Weshalb trotz der Strukturreform alles besser wird, erklärt der neue Chef der Polizeidirektion.

Die Polizei schließt Standorte – und alles wird besser: So stellt sich die geplante Strukturreform aus dem Blickwinkel der Polizeidirektion Ratzeburg dar. Deren neuer Leiter Michael Wilksen hat nun im Polizeibeirat des Stormarner Kreistags das Konzept vorgestellt und gegen Kritik verteidigt. Es entspricht im Kern einem drei Wochen alten Abendblatt-Bericht: Die Stationen in Ammersbek, Oststeinbek, Bargfeld-Stegen und Mollhagen werden geschlossen. Im Oktober will die Polizeiführung die Öffentlichkeit darüber informieren.

„Die Pläne sind nachvollziehbar, schlüssig und aus Bürgersicht vertretbar“, sagt Polizeidirektor Wilksen. Er betont: „Die Reform hat nichts mit Stelleneinsparungen zu tun. Das kann ich – zumindest jetzt – guten Gewissens sagen.“ Die neue Struktur sei „nicht aus der Not, sondern aus der Notwendigkeit“ entstanden.

Oststeinbek soll im Sommer 2016 als erster Stormarner Standort schließen

Der Standort Oststeinbek macht den Plänen zufolge den Anfang, er soll bereits im Sommer des kommenden Jahres aufgegeben werden. Bis Ende 2017 will die Polizeidirektion die Strukturreform abgeschlossen haben, die auch Auswirkungen auf den Status weiterhin bestehender Wachen hat. So werden die Zentralstationen Ahrensburg und Bad Oldesloe zu sogenannten Revieren umgewandelt. Das sind etwas größere Organisationseinheiten als bislang. Bargteheide hingegen verliert seinen Status als Zentralstation – bislang mit den nachgeordneten Dienststellen Ammersbek und Bargfeld-Stegen – und wird gewöhnliche Polizeistation im Revier Ahrensburg. Zu dem gehören auch noch Großhansdorf und Trittau.

Das künftige Revier Bad Oldesloe mit Außenstelle in Reinfeld bleibt quasi unverändert. Und die ehemalige Zentralstation Reinbek ist bereits ein Revier. Zu dem gehören die zur normalen Station herabgestufte Dienststelle in Glinde, außerdem Barsbüttel und – noch – Oststeinbek.

Erhoffter Effekt: ein Mehr an Verlässlichkeit. „Wo Polizei drauf steht, soll auch Polizei drin sein“, sagt Direktionschef Wilksen. Für ihn ein deutliches Argument gegen die kleinen, teils nur mit einem Beamten besetzten Wachen. Freie Tage, Urlaub, Lehrgänge, Krankheitstage – in der Realität seien die kleinsten Dienststellen längst die überwiegende Zeit geschlossen. „Früher, als es noch keine Computer gab, hatte der Dorfpolizist noch seine Berechtigung“, sagt Wilksen. Früher habe es aber auch Residenzpflicht und Ermessensdienst gegeben. Heißt: Der Beamte musste im selben Haus wohnen, in dem die Wache war, und konnte sich je nach Lage und Notwendigkeit selbst in den Dienst versetzen.

Die Polizeispitze hält Einzelstreifen für nicht mehr vertretbar

Heute hält die Polizeiführung kleine Dienststellen sogar für gefährlich. Wilksens Mitarbeiter Torge Stelck sagt: „Wir wollen nicht, dass jemand als Einzelperson losfährt, um beispielsweise einen Raubüberfall aufzunehmen. Oder sich als Einzelperson einem Einbrecher in den Weg stellen muss. Oder mit einem Privatauto mit rudimentärster Polizeiausstattung eine Unfallstelle auf einer stark befahrenen Straße absichern muss.“ Wilksen: „Wir verhindern, dass strukturell bedingt ein Beamter allein zu einem Einsatz geht. Denn das ist heutzutage einfach nicht mehr vertretbar.“

Die verbleibenden Polizeiwachen liegen so, dass jeder Ort in Stormarn von dort aus in maximal zehn Minuten erreichbar sein soll. Von nirgendwo im Kreis wird die Distanz zur nächsten Dienststelle länger als zehn Kilometer sein. Ein Kriterium, das ausschlaggebend für den Erhalt des Standortes Trittau gewesen ist. Und das nicht nur gegen Ammersbek und Oststeinbek spricht, sondern auch gegen Großhansdorf und Barsbüttel spräche.

Und trotzdem bleiben sie bestehen. Warum? Holger Meincke, stellvertretender Direktionsleiter, führt zur Begründung die offensichtlich extrem ungleich verteilte Arbeitsbelastung an. Eine Art internes Benchmarking hat zum Beispiel ergeben, dass ein Polizist in Großhansdorf beinahe doppelt so viele Fälle abarbeiten muss wie sein Kollege, der in Ammersbek Dienst tut. Dabei liegen die Großhansdorfer Fallzahlen über einem von der Polizei definierten Schwellenwert, der eine Dienststelle rechtfertigt; die Ammersbeker Fallzahlen liegens sehr weit darunter. Holger Meincke sagt: „Genauso sieht es im Vergleich von Barsbüttel mit Oststeinbek aus.“

Die Reform muss zwar noch vom Landespolizeiamt beschlossen werden. Dass sie kommt, bezweifelt aber offenbar niemand, und so haben sich Stormarns Kreispolitiker offenbar damit abgefunden. Ändern können sie ohnehin nichts. CDU-Fraktionschef Joachim Wagner, selbst in Oststeinbek zu Hause: „Trotzdem: Ich halte es für einen Fehler. Das subjektive Sicherheitsempfinden wird schlechter.“ Und dass sich die Polizei „vis-à-vis von Mümmelmannsberg“ zurückziehe, könne er gar nicht nachvollziehen.