Ammersbek/Oststeinbek. Das neue Konzept sieht Aus für Dienststellen in Ammersbek, Oststeinbek, Bargfeld-Stegen und Mollhagen vor.

Die Polizeiwachen in Ammersbek, Oststeinbek, Bargfeld-Stegen und Mollhaben stehen nach Abendblatt-Informationen vor dem Aus. Die dortigen Planstellen sollen nach Ahrensburg, Glinde und Bargteheide umgeschichtet werden. So sieht es ein noch internes Organisationsentwicklungskonzept vor, das im Hause der Polizeidirektion Ratzeburg entstanden ist. Ursprünglich ist darüber nachgedacht worden, auch den Standort Großhansdorf zu schließen, die Idee ist aber offenbar verworfen worden.

In den kommenden Wochen werden die Bürgermeister der vier Gemeinden offiziell eingeweiht, sie sollen die Pläne dann auch „erörtern“ können. Danach folgt ein sogenannter Organisationsantrag ans Landespolizeiamt; die abschließende Entscheidung fällt in Kiel.

Oststeinbeker wollen für den Fortbestand der Polizeiwache kämpfen

Schon jetzt ist klar: In den betroffenen Kommunen kommt der Vorschlag aus Ratzeburg gar nicht gut an. „Es kann nicht sein, dass wir als wachsende Gemeinde mit 8700 Einwohnern keine Polizei mehr haben“, sagt etwa Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer. Und kündigt an: „Wir werden dafür kämpfen, dass die Polizei im Ort bleibt.“ Und in Ammersbek – 9700 Einwohner groß – sagt Bürgermeister Horst Ansén: „Mir ist sehr wichtig, dass Ammersbek polizeilich versorgt ist.“ Und selbst im 2800-Einwohner-Dorf Bargfeld-Stegen – dort gibt es wie in Mollhagen nur einen Ein-Mann-Posten – sagt der ehrenamtliche Bürgermeister Andreas Gerckens (CDU): „Ich kann es nicht gutheißen, dass wir unsere Polizei verlieren sollen.“

Dabei werde künftig alles besser, so die offizielle Lesart. Effektiver, schneller und bürgerfreundlicher soll die Polizei werden. Sprecherin Sonja Kurz nennt eines der wesentlichen Ziele der Umstrukturierung: „Die Polizei muss verlässlich erreichbar sein.“ Mit anderen Worten: Wer zu einer Wache geht, darf nicht – wie es heute in kleineren Orten manchmal der Fall ist – vor verschlossenen Türen stehen.

Außerdem will die Polizeiführung bei Einsätzen die Reaktionszeit verbessern. Und: Nicht zuletzt soll die Sicherheit der Beamten dadurch erhöht werden, dass sie immer mindestens zu zweit unterwegs sind, niemals allein.

Derlei Argumente stoßen in den betroffenen Kommunen auf nur wenig Verständnis. Oststeinbeks Bürgermeister Jürgen Hettwer sagt, was aus seiner Sicht weitaus entscheidender ist: „Wenn die Polizei den Ort verlässt, wird das Sicherheitsgefühl der Bürger beeinträchtigt“ – obwohl in der kleinen Wache im Gebäude der Feuerwehr nur drei Beamte Dienst tun, so dass das Büro zwangsläufig häufig geschlossen ist. „Aber wenn unser Polizist durchs Dorf geht, dann erfährt er in vielen Gesprächen sofort, was Sache ist. Wenn die Streife aus Glinde im Auto durch den Ort fährt, sieht das schon ganz anders aus.“ Der Dorfpolizist wisse nun mal, wie er mit denen umzugehen habe, die Probleme machten. Der Bargfelder Andreas Gerckens ergänzt: „Was fehlt, ist nicht der Polizist vor Ort, sondern derjenige, der die Strukturen vor Ort kennt.“ Je weiter entfernt die Polizei sei, desto mehr werde nur noch nach Aktenlage entschieden.

Der Landtagsabgeordnete Tobias Koch (CDU) aus Ahrensburg sieht in den konkreten Plänen einen „radikalen Einschnitt“. Er sagt: „Unsere schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich jetzt.“ Er kritisiert, dass die Polizei künftig nicht mehr im Ort verwurzelt sei, sondern nur noch gerufen werde, wenn etwas passiere. Koch befürchtet, dass die Organisationsreform nur die Vorarbeit für einen gravierenderen Einschnitt, die Voraussetzung für folgende Einsparungen beim Personal sein wird. „Es ist doch viel einfacher, aus einer größeren Einheit heraus zu reduzieren“, sagt er.

SPD-Landtagsabgeordneter sagt, dass Einsparungen nicht das Ziel seien

Sein sozialdemokratischer Landtagskollege Martin Habersaat (SPD) betont unterdessen, dass die Entscheidungen nicht im Landtag getroffen worden seien, „sondern aus der Direktion heraus“. Lediglich der Anstoß, die Organisation in allen Polizeidirektionen landesweit einmal zu überprüfen, sei aus Kiel gekommen. „Das Ziel ist allerdings auch nicht, Einsparungen zu erzielen“, sagt Habersaat. „Die Polizei soll effektiver arbeiten können.“ Dass sich viele Menschen Polizeipräsenz in ihrer Nähe wünschen, kann Habersaat nachvollziehen. Aber: „Eine Polizeistation in jedem Dorf kann sich Schleswig-Holstein nicht leisten. Und die brauchen wir auch nicht.“

Manfred Börner, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, sagt über anstehende Umstrukturierungen auf Anfrage ganz allgemein: „Ein-Mann-Stationen sind sicherlich nicht mehr zeitgemäß.“ Bei den mit zwei oder drei Beamten besetzten Wachen lasse sich keine pauschale Aussage treffen: Börner: „Jeder Fall ist anders.“

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