Grabau. Das Ehepaar Moßner produziert seit 35 Jahren im Halbjahresrhythmus das Heft „Gestern-Heute-Morgen“. Bald übernimmt die Nachfolgerin.

Sie sitzt entspannt in ihrem grünen Ohrensessel und blättert in einem Geschichtsbuch. Er läuft zwischen Küche und Wohnzimmer umher und spielt mit Golden-Retriever-Hündin Jette. Heute hat das Ehepaar Moßner aus Grabau endlich mal wieder Zeit zum Entspannen. Die Dorfzeitung „Gestern-Heute-Morgen“ ist bereits gedruckt und sogar schon in allen 400 Haushalten verteilt.

Die Hobby-Redakteure Doris, 75, und Eckhard Moßner, 77, können anderen Freizeitaktivitäten nachgehen. Doch die meiste Zeit sind sie mit ihren Gedanken schon wieder bei der nächsten Ausgabe. Es wird die letzte sein, bei der die beiden Grabauer als Hauptakteure mitwirken werden. Nach 36 Jahren und 71 Ausgaben ist Schluss.

„Die Aufgabe hat uns von Anfang an gepackt“, sagt Eckhard Moßner und lächelt seine Ehefrau liebevoll an. „Eines Tages hieß es in der Wähler-Gemeinschaft Grabau, dass wir doch einen Veranstaltungskalender für Grabau bräuchten“, ergänzt sie. Eine Idee war geboren. Seit 1981 ist die WGG Herausgeber. Als Redakteure arbeiten von Anfang an das Ehepaar Moßner sowie Karin und Werner Schröder. Während die Moßners in alten Erinnerungen kramen, grinsen sie immer wieder, tauschen Blicke aus und vervollständigen die Sätze des Partners. Ein eingespieltes Team: seit 54 Jahren verheiratet und seit 1980 als Organisatoren der Dorfzeitung tätig.

Seit 2011 werden die Fotos in der Dorfzeitung in Farbe gedruckt

„Die erste Ausgabe haben wir ganz allein gemacht. Recherchiert, geschrieben, gesetzt und gedruckt“, sagt die pensionierte Lehrerin. Dann holt sie aus einer kleinen Schatulle einen Stapel DIN-A5-Heftchen. Die Dorfzeitung. Ihr Layout hat sich in den vergangenen 30 Jahren kaum verändert: weißer Hintergrund, schwarze Schrift und Fotos. „Außer dass wir seit 2011 das Heft in Farbe drucken“, sagt Eckhard Moßner und erinnert sich sofort auch an die Zeiten, als die beiden Fotos noch ausgeschnitten und aufgeklebt hatten. Dann seufzt er. „Und wie teuer ist die Dorfzeitung?“ – „Sie kostet gar nichts“, antwortet seine Frau, die leidenschaftliche Autorin. „Wir finanzieren das Heft über Anzeigen, und der Rest wird aus den Mitgliedsbeiträgen der WGG bezahlt.“

Wie sieht der Redaktionsalltag aus? „Wir treffen uns einmal, bevor die neue Ausgabe herauskommt. Zwei, drei Monate vorher“, erzählt Eckhardt Moßner. Dann werde besprochen, welches Bild auf die Vorderseite kommen und was unbedingt im Heft stehen sollte. „Die Jahresberichte von Bürgermeister Hans-Joachim Wendt und von der Feuerwehr dürfen nie fehlen“, sagt das Ehepaar prompt. Ansonsten sammeln die anderen Hobby-Redakteure Artikel von Vereinen und Kirche. „Manchmal müssen wir die Texte noch abtippen“, sagt Doris Moßner. Einige schrieben eben immer noch mit der Schreibmaschine. „Macht nichts“, sagt das Ehepaar unisono.

Mal ist es eine Geschichte über eine Kunstausstellung, mal über das plattdeutsche Theater. „Eben eine bunte Mischung“, sagt Doris und nickt ihrem Mann zu. „Die Artikel kommen immer so nach und nach ins Haus. Manchmal müssen wir freundlich ermahnen", sagt sie und lacht. Die vergangene Ausgabe, Nummer 70, hatte sogar Verspätung. „Fast drei Wochen“, so Eckhardt Moßner. Das sei das erste Mal gewesen, ansonsten erscheine die Dorfzeitung immer pünktlich zum 1. August und 1. Februar.

„Früher erschienen die Ausgaben immer einen Monat früher“, sagt Doris Moßner. Das habe aber nicht so gut funktioniert. Viele Autoren hätten vor und nach Weihnachten keine Zeit gefunden, Artikel zu schreiben. Bis auf eine Autorin, die regelmäßig Gedichte in der Dorfzeitung veröffentliche. „Ihre Manuskripte werden immer länger“, sagt das Ehepaar.

Auf Wunsch wird die Zeitung auch per Post verschickt

Als der pensionierte Lehrer wieder an seiner Tasse Tee nippt, fällt ihm etwas ein. „Unsere Zeitung geht sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus“, sagt er stolz. Einer Dame schickten sie die Ausgaben immer in die USA. „Die Frau hat mal hier gelebt“, ergänzt Doris. Und viele weitere, die weggezogen seien, bekämen auf Anfrage die Zeitung per Post nachgeschickt.

Eines ist den beiden besonders wichtig, deshalb heben sie es am Ende des Gesprächs noch einmal hervor. „Die Zeitung ist eine Gemeinschaftsarbeit des Dorfes.“ Würden nicht so viele Grabauer mithelfen, gäbe es die Zeitung schon lange nicht mehr. „Wir hatten oft schon den Gedanken, dass es nun aus und vorbei ist“, sagen sie leise. Doch haben sie immer weitergemacht, und eine Nachfolgerin gibt es auch schon. Es ist Doris Walther. „Wir werden sie nun bei der nächsten Ausgabe anleiten und sie unterstützen. Danach aber ist endgültig Schluss.“