Ammersbek/Oststeinbek. Wie Ammersbeker, Oststeinbeker, Mollhagener und Bargfelder über das geplante Aus für kleine Wachen denken.

Nele Dittrich

Die Polizei geht, die Bürger bleiben in Sorge zurück: Seit durch einen Abendblatt-Bericht bekannt geworden ist, dass Wachen in Ammersbek, Bargfeld-Stegen, Mollhagen und Oststeinbek geschlossen, dass die Beamten an größere Dienststellen versetzt werden sollen, drehen sich viele Gespräche in den vier Orten um genau dieses Thema. Das Abendblatt hat auf der Straße nachgefragt, was die Menschen von den Plänen der Polizeidirektion Ratzeburg halten. Ergebnis dieser nicht repräsentativen Umfrage: Gar nichts halten sie davon.

„Die Idee ist nicht gut“, sagt Rainer Philipp, 69, aus Ammersbek, der gerade an der Ferdinand-Harten-Straße einkauft. Schon jetzt seien die Beamten häufig nicht da, wenn man sie mal brauche. Künftig werde sich die Situation verschärfen. Ähnlich sieht es Dagmar Kramp, 68, die mit ihrem Fahrrad vorbeikommt: „Die nächste Wache in Ahrensburg ist ziemlich weit weg. Ich befürchte, es wird dann länger dauern, bis die Polizei vor Ort ist.“

„Der Dorf-Sheriff ist immer präsent. Dadurch fühlt man sich sicher“

Bernd Buhr, 73, ereilt die Nachricht bei der Gartenarbeit: Hecke schneiden. Als früherer Gemeindevertreter könne er verstehen, dass die Kostenbetrachtung von erheblicher Bedeutung ist. Er sei aber trotzdem nicht begeistert, denn in einem Ort wie Ammersbek kenne man die Polizisten noch persönlich, das sei wichtig.

Ein anderer Ort, ähnliche Empfindungen: Hartmut Wischnewski, 59, der auf dem Weg zur Apotheke in Bargfeld-Stegen ist, möchte den Ein-Mann-Posten im Dorf nicht missen. „Ich finde die Pläne nicht gut“, sagt er, „die Behörden sollten mal sehen, was sich hier nachts so abspielt.“ Der Rentner fordere eher einen weiteren Beamten statt einen weniger. Schließlich sei schon mehrmals in die Bäckerei eingebrochen worden. Auch Svenja Wagner, die gerade ihre Kinder von der Schule abholt, hat Angst um die Sicherheit. „Der Dorf-Sheriff ist immer präsent. Dadurch fühlt man sich sicher“, meint die Mutter. Als die Polizeiwache wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war, habe sich die Anzahl der Bettler drastisch erhöht. Die seien aggressiv gewesen. Die 45-Jährige überlegt sogar, aus dem Ort wegzuziehen, sollte sich an den Plänen nichts ändern.

Benny Brügmann, 32, ist die Situation gleichgültiger. „Es stört mich persönlich eigentlich nicht, wenn die Wache schließen würde“, sagt der Lkw-Fahrer. Sie sei sowieso fast nie besetzt, man müsse so oder so nach Bargteheide zur Polizei fahren.

Miika Harbordt: „Dem Dorf würde schon etwas fehlen“

Vor der Grundschule Mollhagen will Anneke Martens ihren Glasmüll in die Recycling-Container werfen, als sie sich mit dem Thema Polizei auseinandersetzt. Für sie bedeute die Schließung der Wache – auch in Mollhagen gibt es nur einen Ein-Mann-Posten – wohl keine große Änderung. „Wir müssen sowieso viel mit dem Auto fahren“, meint die 19-Jährige. Miikka Harbordt, 31, der seine Tochter vom Kindergarten abholt, hat ein ambivalentes Verhältnis zum Beamten vor Ort. Zwar brauche man ihn nicht, aber es gebe eine besondere Bindung zwischen dem Polizisten und den Einwohnern. „Dem Dorf würde schon etwas fehlen“, meint Harbordt.

Familie Urban hat dagegen einen ganz klaren Standpunkt: „Wir wollen unseren Dorf-Sheriff behalten.“ Er sei ein fester Bestandteil der Gemeinde und bei jeder Veranstaltung dabei. „Das ist schon beruhigend“, meint Sybille Urban, die ihre Pause mit ihren Töchtern Ronja, 24, und Melanie, 32, verbringt.

In Oststeinbek tun immerhin noch dreimal so viele Beamte Dienst wie in Bargfeld-Stegen oder Mollhagen. Aber es seien zu wenige, meint Uwe Kutszus. Er ist der Ansicht, Polizisten müssten rund um die Uhr anwesend sein. „Die kommen hier um 8 und gehen um 17 Uhr. Das sind reine Buchhalter“, sagt der 75-jährige. Lena Lehmann, 27, beunruhige die Einbruchserie in Oststeinbek. Allerdings sei die ansässige Polizei in dieser Angelegenheit nicht präsent gewesen. „Deshalb haben Einwohner Wachrundgänge eingeführt, um für Sicherheit in Oststeinbeks Straßen zu sorgen.“

Panja Pölking und Tobias Wolter haben ein ganz spezielles Argument: Es sei für Menschen ohne Führerschein eine Zumutung, künftig nach Glinde zu müssen, so sie zur Polizei wollten.