Rund 100 Beamte richteten sechs Kontrollstellen an Autobahnen und großen Einfallstraßen nach Hamburg ein, nahmen binnen sechs Stunden 450 Autos und deren Fahrer in Augenschein. Einbrecher fassten sie nicht.
Ahrensburg. 50 Haus- und Wohnungseinbrüche pro Woche in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg: Die aktuelle Zahl aus Polizeikreisen, obgleich noch nicht offiziell, vermag die Bürger in Stormarn zu beunruhigen. Ahrensburg ist mit 206 Taten im Jahr 2013 die Einbrecher-Hochburg im Zuständigkeitsgebiet der Polizeidirektion Ratzeburg. Und – diese Einschätzung stammt ebenfalls aus Kreisen der Ermittler – in der für März erwarteten Statistik für 2014 dürfte sich die Lage ähnlich düster darstellen. Die Aufklärungsquote war bislang gering. Vor diesem Hintergrund begrüßen Stormarner, dass die Polizei jetzt in einer konzertierten Aktion Jagd auf Einbrecher gemacht hat.
Auch die Polizei selbst ist zufrieden mit dem Verlauf ihrer Aktion. Rund 100 Beamte hatten am Dienstagabend sechs Kontrollstellen an Autobahnen und großen Einfallstraßen nach Hamburg eingerichtet, fünf davon in Stormarn: an der A 1 bei Stapelfeld, an der A 24 bei Witzhave, an der B 75 bei Ahrensburg sowie in den Ortsdurchfahrten von Oststeinbek und Barsbüttel. 450 Autos und ihre Fahrer wurden binnen sechs Stunden in Augenschein genommen. „Anhalte- und Sichtkontrollen“ nennt sich das, was in Paragraf 180 des schleswig-holsteinischen Landesverwaltungsgesetzes geregelt ist. Sie dürfen nur in Gebieten erfolgen, für die die Polizeiführung das zeitlich befristet angeordnet hat – für 28 Tage mit Option auf zweimalige Verlängerung. Der Volksmund spricht zum Verdruss der Polizei gern von „Gefahrengebieten“; weite Teile Stormarns sind zurzeit solch ein Gebiet. Im Fokus der Beamten: bestimmte, ihnen bekannte Nummernschilder. Alte Transporter. Generell ältere Wagen mit mehreren Insassen. Autos mit Überführungs- oder Tageszulassungen. Mietwagen. Und offensichtlich auch Fahrzeuge polnischer Herkunft. „Die Kollegen haben viel Erfahrung und ein gutes Gespür“, erklärt Polizeisprecherin Sonja Kurz die Auswahl.
Am Ende der Aktion stand – was die Zahl der geschnappten Einbrecher angeht – eine Null. Dass der Polizei zwei wegen Haftbefehls gesuchte Personen ins Netz gingen, dass sie drei Autofahrer ohne Führerschein und einen vierten betrunken erwischten, und dass ein Mann die TÜV-Plaketten an seinem Wagen gefälscht hatte, gerät beinahe zur Nebensache. Weitaus wichtiger: Auch elf polizeibekannte Personen passierten die Kontrollpunkte. Zwar konnte ihnen an diesem Abend keine Straftat nachgewiesen werden. Kurz: „Wir wissen aber nun, dass sie sich tatsächlich auf diesen Routen bewegen. Das ist ein Erkenntnisgewinn.“ Denn die Polizei geht davon aus, dass viele im reichen Umland Hamburgs aktive Einbrecher nach der Tat über die Schnellstraßen zurück in die Metropole flüchten.
Eine 13-köpfige Sondereinheit mit Sitz in Reinbek kümmert sich seit Oktober 2014 ausschließlich um Einbruchsdelikte. Ihr Auftrag läuft im März aus. Über eine Verlängerung wird zurzeit offenbar nachgedacht.