Ahrensburg. Bürgermeister macht Kauf des Gebäudes hinter dem Ahrensburger Park Hotel zum Thema. Die Politik ist mehrheitlich nicht begeistert.

Theateraufführungen in der Selma-Lagerlöf-Schule? „Da denken viele sofort an Laienschauspiel“, sagt Sabine Schwarz, die Vorsitzende des Vereins Theater und Musik in Ahrensburg. „Dabei bieten wir seit Jahren Vorstellungen auf hohem Niveau. Aber das reicht eben nicht.“ Der Veranstaltungsort müsse attraktiver sein. Schwarz: „Die Leute wollen den Abend zelebrieren. Sie wollen eine richtige Bühne. Und sie wollen vor der Vorstellung etwas essen oder sich hinterher bei einem Wein zusammensetzen.“ Das klingt nach Utopie. Aber es wäre durchaus möglich: Mit dem Umbau des leer stehenden Speichers auf dem Alten Gutshof an der Lübecker Straße – mittendrin im historischen Ahrensburger Schloss-Ensemble.

Die Preisentwicklung im Immobilienbereich ist am Objekt vorbeigegangen

Speicher auf dem alten Gutshof HA Martina Tabel

„Das ist eine einmalige Chance. Die sollten wir unbedingt ergreifen“, sagt Bürgermeister Michael Sarach. Ein vor rund zehn Jahren ausgehandelter Vertrag mit dem Eigentümer sichere der Stadt das Rückkaufrecht. Und das eben auch zu einem Preis, der vor zehn Jahren festgelegt worden sei und bis heute gelte. Will heißen: Die Preisentwicklung im Immobilienbereich sei an diesem Objekt vorbeigegangen und die Kaufsumme moderat. „Sie liegt im sechsstelligen Bereich“, sagt Sarach. „Und zwar im mittleren Bereich.“ Das hört sich nach rund 500.000 Euro an. Sarach hält sich bedeckt. „Auf jeden Fall unter einer Million Euro.“

Das allein mache die Sache finanziell aber nicht attraktiv. Noch entscheidender sei, dass das Land zwei Drittel der Kosten übernehmen würde – über das Städtebauförderungsprogramm, in das Ahrensburg Ende 2014 aufgenommen wurde. Das Geld ist für die Gestaltung der Innenstadt und den Schlossbereich bestimmt. Das würde für das Projekt Kultur-Speicher passen. „Und die Förderung würde sich nicht nur auf die Kaufsumme beziehen, sondern auch auf die Sanierung.“ Und die könnte teuer werden. Der alte Speicher, in dem früher das städtische Jugendzentrum untergebracht war, steht lange leer. Da dürfte einiges anfallen.

Im Frühjahr hat der Finanzausschuss schon über den Kauf beraten

„Die Beratungen über den Rückkauf müssen zügig nach der Sommerpause beginnen“, sagt Sarach. In der Tat ist Eile geboten. Der Vertrag mit dem Besitzer des Speichers – dem auch das Park Hotel gehört – läuft Ende des Jahres aus. Sarach: „Dann müsste man neu verhandeln.“ Ob der Preis dann immer noch so moderat wäre, sei fraglich.

In der Politik ist die Meinung nicht so positiv. Im Frühjahr hatte die Verwaltung den Vorschlag im Finanzausschuss eingebracht – im nicht öffentlichen Teil. Die Reaktionen waren gespalten. „Ein Rückkauf erscheint auf den ersten Blick verlockend“, sagt CDU-Fraktionschef Tobias Koch. Ahrensburg stünde dann aber auch in der Pflicht, das Gebäude instand zu halten. So werde das Vorhaben doch schnell zum Millionenprojekt. Sein Parteikollege, der Bürgermeisterkandidat Christian Conring, wirft dem Verwaltungschef vor, ohne jegliche Grundlage einen Vorstoß zu machen, der nicht mit der Politik abgestimmt ist. Conring: „Zumal es sich um eine Angelegenehit handelt, die bisher nichtöffentlich besprochen wurde.“

Verein Theater und Musik hofft, dass mehr Zuschauer in den Speicher kämen

Sabine Schwarz, Vorsitzende des Vereins Theater und Musik in Ahrensburg HA Martina Tabel

Peter Egan, Stadtverordneter der Wählergemeinschaft WAB, sieht den Rückkauf ebenfalls kritisch. „Eine Fördersumme aus dem Städtebauförderungsprojekt, auch eine in einem Volumen von 14 Millionen, ist irgendwann aufgebraucht.“ Ihm fehle zudem die zündende Idee für die Nutzung.

Jörg Hansen, Stadtverordneter der Grünen, ist anderer Meinung. „Wir können nicht über Städtebauförderung und Aufwertung der Innenstadt sprechen und dann so ein tolles Gebäude verfallen lassen“, sagt Hansen. Ähnlich sieht es Hartmut Möller, Chef der SPD-Fraktion: „Es sollte unser Ziel sein, das Gebäudeensemble um den Marstall zu erhalten, und eine kulturelle Nutzung des Speichers ist vorzuziehen.“

Thomas Bellizzi, Chef der FDP-Fraktion ist der Meinung, dass sich die Beteiligten zuerst über eine Nutzung Gedanken machen sollten. „Aber die Fläche ist zweifelsohne interessant.“

„Das wäre fantastisch“, sagt die Vereinsvorsitzende Sabine Schwarz. Die Auslastung der Theaterreihe mit 55 Prozent macht ihr Gedanken. Es dürften ruhig mehr Gäste kommen, um den Erhalt des Angebots auf Dauer zu sichern. Ein attraktiver Veranstaltungsort könnte helfen. Er würde auch das Programm noch besser machen. „Ich könnte Produktionen einkaufen, für die jetzt die Bühne zu klein ist.“

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