Glinde. Heimat- und Bürgervein sammelt beim Fest Geld für neues Mühlrad. Gesamtkosten liegen bei 30.000 Euro. Einbau für nächstes Jahr geplant.
Es ist etwas düster und riecht muffig in der alten Kupfermühle in Glinde. „Das stört aber nicht, denn es sorgt für das richtige, alte Flair“, sagt Besucherin Hannelore Meyer. Sie ist eine von vielen Hundert Gästen, die sich das Heimatmuseum einmal genauer anschaut. Es ist Mühlenfest. Auf dem Gelände des Heimat- und Bürgervereins ist jede Menge los.
Dieses Jahr gibt es besondere Aktionen, um Geld für das neue Mühlrad zu sammeln. Das alte, hölzerne Rad ist verrottet. Vereinsmitglieder haben es im Juli abgebaut.
Die 64-jährige Hannelore Meyer ist mit ihrem Mann Hans unterwegs. Sie schauen sich einen Kochherd an. Hannelore Meyer sagt: „Schau mal, ist der nicht klasse?“ Dann nimmt sie eine Teekanne in die Hand und schwelgt in Kindheitserinnerungen aus den 1950er-Jahren. Das Ehepaar, das in Australien lebt, macht zurzeit Urlaub in Glinde. „Meine Schwester hat hier ein Haus in der Straße“, sagt sie.
Der Besuch des Mühlenfestes sei schon länger geplant gewesen. Besonders faszinierend finden die beiden Australier die Museumsausstellung im ersten Stock des Wagenschauers. Das ist eines von vier Ausstellungsgebäuden. Dort ist die Schaugruppe „Wohnen in den 50ern“ ausgestellt.
Für genau diese Ausstellung hat Regine Morlok aus Oststeinbek etwas Passendes von zu Hause mitgebracht. Sie wedelt mit zwei alten Romanheften und einer klitzekleinen Packung Gallseife in ihren Händen herum. Diese Dinge möchte sie dem Verein spenden. Allerdings hat Morlok die 50er-Jahre Ausstellung noch nicht gefunden und sucht im Trubel nach einem Ansprechpartner. Die 58-Jährige steht nämlich in einem anderen Ausstellungsraum. Dort gibt es Exponate vom Gut Glinde zu sehen. Sie sagt: „Meine Schwiegermutter hat mir die Sachen vererbt.“
Besucher können sich gegen eine Spende die Haare schneiden lassen
Andere Besucher schauen interessiert beim Herstellen einer Buttermilch zu. Ein säuerlicher Geruch liegt in der Luft. Vom Innenhof schallt Akkordeonmusik in die kleine, düstere Scheune. Der zwölf Jahre alte Max trägt eine viel zu lange weiße Schürze. Er dreht an der Kurbel eines alten Butterfasses. Sein Großvater Peter Lembke schaut ihm dabei über die Schulter und sagt: „Das machst du super.“
Gleich haben sie es geschafft, und die Buttermilch ist fertig. Seit mehr als einer halben Stunde schleudern der Molkereimeister und sein Enkelsohn abwechselnd das Gemisch.
Der Vorsitzende des Heimatvereins, Wolf-Dieter Bode, kommt in die Scheune. Er scherzt: „Ich habe die fertige Buttermilch gerochen.“ Dann erzählt er einigen Gästen vom neuen Mühlrad: „Das alte Rad zerfiel schon. Wir haben es bereits abgebaut.“
Das neue Rad kostet rund 23.000 Euro, mit Ein- und Ausbau müssen 30.000 Euro eingeplant werden. Zwei Drittel der Kosten übernehme der Verein, ein Drittel die Stadt Glinde. „Unser Ziel ist es, dass wir nächstes Jahr wieder Korn mahlen können“, sagt der Vorsitzende. Bei dem Mühlenfest solle ein Teil des Geldes zusammenkommen. Deswegen gebe es auf dem Fest selbst gebackenen Kuchen, Buttermilch sowie Holzofenbrot zu kaufen.
Und eine weitere ungewöhnliche Aktion soll etwas Geld in die Kasse bringen. Bode sagt: „Im oberen Geschoss schneiden zwei Friseure im historischen Friseursalon die Haare für nur zehn Euro.“ Wer mag, kann für seinen Haarschnitt auch mehr bezahlen. Das Geld wandere komplett in den Spendentopf.
Auf der Treppe ist das Surren eines Rasierapparats zu hören. Kunden stehen Schlange. Der Reinbeker Hans-Günther Näther hat es schon auf den Stuhl geschafft. Sein Besuch sei schon geplant gewesen, der Haarschnitt allerdings nicht. „Mir gefällt die Aktion, deswegen mache ich mit“, sagt Näther. Friseurin Rita Schneider sagt: „Die Resonanz ist so gut, dass wir wahrscheinlich noch bis 22 Uhr hier sitzen werden.“ Die Stimmung ist ausgelassen, auf dem Gelände der Kupfermühle gibt es eben viel zu entdecken.