Trittau. Seit einem Jahr ist Oliver Mesch Verwaltungschef der Gemeinde. Zu einem Stadtrundgang traf er sich mit dem Abendblatt.
Mindestens zwei Amtsperioden wolle er machen, habe er seiner Frau vor der Bürgermeisterwahl gesagt. Das erste Jahr hat Trittaus Verwaltungschef Oliver Mesch jedenfalls schon mal gut überstanden. Seit der ehemalige Trittauer Amtsarchivar im Juni 2014 sein Bürgermeisteramt antrat, hat sich einiges getan in dem Ort. Und Oliver Mesch hat noch viel vor. „Trittau muss seine Stärke als Standort künftig mehr herausstellen“, sagt der 44-Jährige. Das sei auch das Interessante an seiner Arbeit: einen Ort gestalten und verwalten zu können.
Stadtentwicklung
„Rund 40 Prozent der Einnahmen im Gemeindehaushalt stammen aus Gewerbesteuern“, sagt Oliver Mesch. Um die Einnahmen weiter zu erhöhen, wünsche sich die Gemeinde zusätzliche Gewerbeansiedelungen. Gleichzeitig soll der Ort attraktiver werden für Einwohner und Neubürger.
Der Grund liegt auf der Hand: Durch den demografischen Wandel und dem damit verbundenen zu erwartenden Fachkräftemangel kann es für Unternehmen künftig schwierig werden, gute Mitarbeiter zu finden. Da könne ein attraktiver Ort mit guten Angeboten auch für Familien ausschlaggebend sein, sagt Oliver Mesch. Trittau habe enormes Potenzial, auch durch das direkt angrenzende Naturschutzgebiet Hahnheide. „Das könnte auch ein Naherholungsgebiet für die Hamburger werden“, so der Bürgermeister. Gemeinsam mit dem Amt Trittau will er ein Tourismus-Konzept erarbeiten.
Bevölkerung
„Der Kreis geht davon aus, dass Trittau bis 2030 um acht Prozent wachsen wird, vor allem im Bereich der 60-Jährigen“, sagt Mesch. Schon jetzt sei zu beobachten, dass ältere Menschen aus dem Umland ihr Haus verkauften und nach Trittau zögen. „Und wir wollen die Senioren hier auch haben“, sagt Mesch. Die auf deren Bedürfnisse ausgerichtete Infraktruktur ziehe sich bereits durch die gesamte Ortsplanung: Durch die Absenkung von Bordsteinen bespeilsweise. Oder in der Verwaltung, in der es elektrische Türöffner gebe. „Wichtig sind auch zentrumsnahe Wohnungen und die Gewerbeentwicklung in der Poststraße“, sagt Mesch. „Bei uns sind die Einkaufsmöglichkeiten sehr gut. Darauf können wir stolz sein.“
Baugebiete
„Wir haben das Problem, dass wir im Moment kaum noch freie Flächen haben“, sagt Mesch. Denn im Westen ist die Gemeinde durch die von Nord nach Süd verlaufende Bundesstraße 404 begrenzt. Und im Osten schließt direkt das große Naturschutzgebiet an. Freie Grundstücke sind heiß begehrt: „Die Bebauung im Wohngebiet Furtbektal ab 2011 ging rasend schnell“, erzählt Bürgermeister Mesch. „Wir hatten großen Siedlungsdruck, auch aus Hamburg.“
Demnächst soll das Gelände am alten Bahnhof zwischen Kieler Straße und Waldstraße erschlossen werden. „Der Bebauungsplan liegt vor, der Investor kann loslegen.“ Auch in dem Gebiet zwischen Bürgerstraße, Großenseer Straße und Ziegelbergweg ist Wohnbebauung denkbar. „Hier allerdings muss der Bebauungsplan auf die Staub- und Lärmemission durch die Diskothek Funpark und das Technologiezentrum Rücksicht nehmen.“
Gewerbe
„Wir brauchen weitere Gewerbeflächen, das ist der Motor für unsere Gemeinde“, sagt Mesch. In Frage komme das Gebiet an der Ecke zwischen Bundesstraße 404 und der Großenseer Straße. Doch auch bestehende Gebiete sollen wachsen: Im Norden an der Otto-Hahn-Straße will die Firma Wilke Fahrzeugbau erweitern. Im Süden plant der Fenster- und Türenhersteller Lantz eine Ausstellungsfläche. Und in der Mitte, an der Carl-Zeiss-Straße, wird der neue Bauhof entstehen, den Trittau in Kooperation mit der Gemeinde Lütjensee baut. Tatsächlich kann Trittau von weiterem Wachstum ausgehen: Im Zuge der Fehmarnbelt-Querung werden sich auch die Verkehrsströme nach Trittau hin verlagern, so die Prognosen.
Verkehr
In Trittau fährt man viel im Kreis. Sage und schreibe vier Kreisverkehre gibt es. „Der erste an der Großenseer Straße, der zweite am Gelände der alten Meierei, der dritte Kreisverkehr ist an der Hamburger Straße/Ecke Mühlenweg und der vierte an der Rausdorfer Straße /Ecke Gadebuscher Straße“, sagt Mesch. „Die Kreisel führen zu mehr gegenseitiger Rücksichtnahme. Und das, obwohl viele offenbar gar nicht wissen, wer nun wirklich Vorfahrt hat,“, sagt Mesch und lacht. Vorher seien die Kreuzungen teils sehr gefährlich gewesen. Jetzt fließe der Verkehr. Wird es noch einen fünften Kreisel geben? „Irgendwann bestimmt“, sagt Mesch und zwinkert verschmitzt.
Bebauung alte Meierei / Schützenplatz
„Tja, das ist eine Herausforderung“, sagt Mesch und seufzt. In Trittau konkurrieren zwei Unternehmen um den Standort für ihren Lebensmitteleinzelhandel. Ursprünglich plante die Gemeinde mit der Firmengruppe Bartels-Langness eine Bebauung des Schützenplatzes mit einem Markant-Markt und einem Discounter.
Dann jedoch kaufte das Unternehmen Süllau, das den Edeka-Markt in Trittau betreibt, das alte an den Schützenplatz angrenzende Meierei-Gelände für einen Neubau des Edeka-Marktes. Ein K.o.-Kriterium für Bartels-Langness. Seitdem ruhen die Planungen.
Wassermühle
„Die Mühle ist im Verbund mit dem Kulturzentrum Marstall in Ahrensburg und der Sparkassen-Kulturstiftung zum Mittelpunkt für Bildende Kunst im Kreis Stormarn geworden“, sagt Mesch. „Und es gibt natürlich auch weitere kulturelle Veranstaltungen.“ Aber mit 130 Sitzplätzen ist der Veranstaltungssaal eher klein. Mesch könnte sich einen Anbau vorstellen.
Müllprobleme
„Am Standplatz der Müllcontainer am Schützenplatz haben wir immer wieder Probleme, weil die Leute ihren Müll einfach vor den Containern abstellen“, sagt Mesch. Durch den Wind werde dieser über ganz Trittau verteilt. Daher Meschs Appell: „Ich erwarte von den Bürgern und meinen Mitarbeitern, dass sie den Müll in die dafür vorgesehenen Container werfen. Nicht nur ihren eigenen, sondern auch den, der vor den Containern herumliegt.“
Freibad
Erst kürzlich haben sich die Trittauer per Abstimmung für eine Sanierung des Schönaubads ausgesprochen – und nehmen damit eine starke Belastung des Gemeindehaushalts in Kauf: 1,3 Millionen Euro.
„Das Freibad ist ein wichtiger Standortfaktor, es steigert den Wohnwert für Trittau“, sagt Mesch und zeigt sich froh über die hohe Beteiligung der Bürger an der Abstimmung: „Denn das zeigt, dass das Thema die Trittauer bewegt hat.“