Zimmer unordentlich? „Das schlägt dem Fass den Boden aus!“, schallt es euch entgegen. Doch was hat die Empörung mit einem Fass zu tun?
Eure Mutter macht die Tür zu eurem mal wieder überhaupt nicht aufgeräumten Zimmer auf. Schulsachen türmen sich auf dem Schreibtisch, Wäscheberge liegen neben dem Bett. „Das schlägt dem Fass den Boden aus!“, schallt es euch entgegen. Doch was hat die Empörung über die Unordnung mit einem Fass zu tun?
Die Redewendung stammt wohl aus Bayern und geht auf das deutsche Reinheitsgebot für Bier zurück. Im Jahr 1516 verkündeten es zwei Wittelsbacher Herzöge.
Darin heißt es: „Ganz besonders wollen wir, dass forthin allenthalben in unseren Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gersten, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen. Wer diese unsere Anordnung wissentlich übertritt und nicht einhält, dem soll von seiner Gerichtsobrigkeit zur Strafe dieses Fass Bier, so oft es vorkommt, unnachsichtlich weggenommen werden.“
Wenn dem Fass der Boden fehlt, sickert das Bier in die Erde
Damit das Gesetz auch eingehalten wurde, schickten die Herrscher strenge Kontrolleure durch das Land. Wenn die Prüfer in einer Brauerei Bier mit anderen Inhaltsstoffen als Gerste, Hopfen und Wasser entdeckten, waren sie total empört – und schlugen dem Fass sofort den Boden aus. Das Bier versickerte im Boden und konnte nicht mehr verkauft werden.
Eine andere, sehr ähnliche Erklärung stammt aus dem 14. Jahrhundert. In Nürnberg sollen Brauer damals versucht haben, schlecht gewordenes Bier zu verkaufen. Stadtbedienstete verhinderten dies, indem auch dort die Böden der Fässer zerschlagen wurden.
Möglich ist auch eine Erklärung aus dem Handwerk. Wenn ein Böttcher, wie die Fassmacher noch heute genannt werden, einen Fehler machte und den Fassreifen zu weit zur Mitte hin schlug, sprang durch den großen Druck der Boden heraus. Ein Skandal für einen guten Handwerker. So ähnlich wie ein unordentliches Zimmer für Eltern...