Bargfeld-Stegen. Christian Schmidt spricht mit Bürgern der 2900-Seelen-Gemeinde über Herausforderungen und Entwicklungschancen in ländlichen Regionen.
Was bedeutet gutes Leben auf dem Land? Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage kommt der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt (CSU), nach Bargfeld-Stegen. Mit seinen Parlamentarischen Staatssekretären macht sich Schmidt auf den Weg durch die Bundesrepublik und spricht im Bürgerdialog „Gut leben auf dem Land – was uns wichtig ist“ mit Menschen aus verschiedenen ländlichen Regionen. Zehn solcher Dialoge sind bundesweit geplant. Schmidt selbst nimmt an etwa der Hälfte der Termine teil, die anderen Veranstaltungen werden seine Staatssekretäre wahrnehmen.
In der Gemeinde Bargfeld-Stegen wird er am Donnerstag, 17. September, mit Bürgern über die Frage sprechen, was Lebensqualität auf dem Land ausmacht und wie das Leben dort auch für künftige Generationen attraktiv bleiben kann.
Stormarns Herausforderung ist die Stadtflucht aus der Metropole Hamburg
„Politik für den ländlichen Raum muss die Menschen vor Ort mitnehmen. Deshalb führe ich in den kommenden Monaten in sehr unterschiedlichen Regionen Bürgerdialoge, um aus erster Hand zu erfahren, wo die Stärken der Region liegen, aber auch, wo der Schuh drückt“, sagte der Minister im Vorfeld zur Auftaktveranstaltung in der Oberpfalz.
Die Regionen, die er besucht, sind von einem Forschungsinstitut so ausgesucht worden, dass sie möglichst einen Querschnitt der ländlichen Strukturen in Deutschland repräsentieren. Es wurden gezielt Landkreise bestimmt, die unterschiedliche strukturelle Herausforderungen in den Bereichen Demografie, Wirtschaft und Landnutzung zu meistern haben. Stormarn ist laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) etwa eine Region, für die Sub-
urbanisierungsdruck – also die Stadtflucht in das Umland – eine große Rolle spielt. Bargfeld-Stegen steht demnach wegen der relativen Nähe zur Metropole Hamburg und seiner dörflichen Struktur exemplarisch dafür.
Doch bevor die Entscheidung auf die 2900-Seelen-Gemeinde fiel, schauten sich Ministeriumsmitarbeiter persönlich im Ort um, prüften, ob er ihren Kriterien entspricht. Bargfeld-Stegens Bürgermeister Andreas Gerckens (CDU) freut sich darüber, dass seine Gemeinde ausgewählt wurde. „Ich sehe das als Chance für uns, unsere Zukunft gemeinsam zu entwickeln. Wir haben viele Menschen hier, die gern mitgestalten und sich an solchen Gesprächen beteiligen.“
Im Dialog zwischen Bürgern und Minister gilt es herauszuarbeiten, welche konkreten Probleme und Chancen die jeweilige Region hat. „Mein persönliches Ziel für die Bürgerdialoge ist es, möglichst konkrete Handlungsfelder und Umsetzungsideen mitzunehmen“, sagt Schmidt. Die mit den Bürgern ausgearbeiteten Ergebnisse zu ihren Anforderungen an die Lebensqualität auf dem Land sollen in die Arbeit des Bundesministeriums sowie in Debatten innerhalb der Bundesregierung einfließen, heißt es in einer Mitteilung des BMEL. Übergeordnetes Ziel ist laut Ministerium, mit der neuen Bundesinitiative Ländliche Entwicklung ländliche Regionen „noch stärker als bislang“ zu unterstützen und attraktiver zu machen.
Für den Bürgerdialog werden im Vorfeld zwischen 30 und 40 Teilnehmer auf Vorschlag des Bargfelder Bürgermeisters ausgesucht und eingeladen. Bei der Auswahl wird auch hier darauf geachtet, dass die Teilnehmer das Spektrum der Bevölkerung des Kreises widerspiegeln. „Es sollen möglichst alle Alters- und Berufsgruppen vertreten sein“, sagt Andreas Gerckens. Im Visier habe er sowohl Schüler als auch Rentner, Ehrenamtler, Kindergärtner, Landwirte, Migranten sowie Gemeindevertreter. „Ich bin mir sicher, dass wir eine rege Beteiligung am Dialog hinbekommen.“
Bürger berichten, wie sie sich die Entwicklung ihrer Gemeinde vorstellen
Am Veranstaltungstag sollen die Gesprächsteilnehmer zunächst in einem moderierten Workshop fünf Aspekte und Fragen zum Thema Lebensqualität erarbeiten. Währenddessen wird Christian Schmidt einen Rundgang mit dem Bürgermeister durch Bargfeld-Stegen machen und sich Einrichtungen und Betriebe im Ort ansehen. Anschließend sollen die Bürger dem Bundesminister in dem moderierten Dialog darstellen, welche Aspekte aus ihrer Sicht besonders wichtig für ein gutes Leben auf dem Land sind, wie sie ihr Umfeld in den nächsten zehn Jahren sehen, was sich in ihren Augen ändern müsste. Der Bürgermeister wird beim Dialog zwar auch anwesend sein, allerdings nur als Gast.
Für Andreas Gerckens ist diese Art der Bürgerbeteiligung nichts Neues. „Wir haben das in unserer Gemeinde vor einigen Jahren so ähnlich schon mal gemacht. Ich sehe das nun als Auftakt für die nächste Runde. Denn wir müssen uns ja auch überlegen, wo es künftig langgehen soll.“ Das Dorf gehöre schließlich den Bürgern, sie sollten daher auch entscheiden, wie es sich weiterentwickeln soll.
Die Einladungen für die Teilnehmer sollen Mitte August rausgehen. „Ich bin im Moment noch in der Auswahlphase. Meine Liste stimme ich mit dem Ministerium ab, damit wir am Ende die richtige Mischung an Leuten zusammen haben“, sagt Bürgermeister Gerckens. Von 17 bis circa 21 Uhr wird der Bürgerdialog im Bargfeld-Stegener Bürgerhaus (Mittelweg 6) dauern. Auf Basis der Ergebnisse aller zehn Dialogveranstaltungen des BMEL soll laut Ministerium eine politische Agenda formuliert werden, die der Minister im nächsten Jahr vorstellen möchte. Die Ergebnisse aller zehn Dialogveranstaltungen werden dokumentiert und an das Kanzleramt weitergegeben sowie veröffentlicht.