Grande. Schnelles Datennetz wird zum Standortfaktor im Wettbewerb um Neubürger und Gewerbe. Ausbau schreitet immer weiter voran.

Surfen im Schneckentempo, lange Ladezeiten der Internetseiten – nur langsam schreitet der Breitband-Ausbau mit Glasfaserkabel in Stormarn voran. Der aber ist die Voraussetzung für schnelle Datenübertragung. „An manchen Tagen ist es bei uns in Grande besonders schlimm“, sagt Grandes Bürgermeister Heinz Hoch (Grander Wählergruppe). „Vor allem an Wochenendtagen bei schlechtem Wetter.“ Dann werde die Internetverbindung unendlich langsam, weil zu viele Menschen gleichzeitig darauf zugriffen.

Der Grund liegt im Übertragungsweg, der insbesondere in ländlichen Regionen meist aus alten Kupferleitungen besteht. „Auf diesen alten Telefonkabeln ist eine relativ starke Dämpfung drauf. Die sind nicht ausgelegt für schnelle Internetverbindungen“, sagt Petra Grimm von den Vereinigten Stadtwerken Media (VS Media). Als regionaler Versorger will die VS Media Stormarn in den nächsten drei bis fünf Jahren großflächig ans Glasfasernetz angeschlossen haben. Immerhin: Gut 40 Gemeinden und Gemeindeteile im Kreis sind innerhalb der vergangenen fünf Jahre schon versorgt worden.

Lütjensee soll in den Jahren 2017 und 2018 angeschlossen werden

Nicht jedoch die Gemeinde Lütjensee: „Das Netz ist so langsam, das ist mittlerweile wirklich grenzwertig“, sagt etwa Lütjensees Bürgermeisterin Ulrike Stentzler (CDU). Sie werde regelmäßig von Bürgern der Gemeinde auf die Planungen zum Breitband-Ausbau angesprochen. Auch Auswärtige, die sich für Baugrundstücke interessierten, fragten als erstes nach der Quadratmeterzahl, die nächste Frage sei dann aber schon: „Gibt es hier Breitband?“ Lütjensee hofft auf einen schnellen Anschluss – und bereitet sich vor: „Wir haben zurzeit viele Baustellen im Ort. Und überall, wo wir buddeln, legen wir schon mal Leerrohre für die Glasfaserkabel“, so Stentzler.

Trotzdem werden sich die Bewohner des Ortes vermutlich noch einige Zeit gedulden müssen. Ein Anschluss von Lütjensee ans Glasfasernetz ist laut VS Media erst für 2017/2018 geplant. Vorrang haben die kleineren Orte in Stormarn. „Da ist der Druck am größten“, sagt VS Media-Sprecherin Grimm. Sprich: Die Internetverbindung ist dort am langsamsten. „In der Stadt sind die Wege nicht so weit, da geht das schneller“, so Grimm.

Auch Delingsdorf, Kuddewörde, Tremsbüttel und weitere Gemeinden könnten bald vom neuen Netz profitieren

Dass der Breitband-Bedarf auf dem platten Land wesentlich größer sei, habe sie auch durch Kommentare einiger Kunden erfahren, sagt die VS Media-Sprecherin: „Tatsächlich haben uns schon Mütter gesagt, sie seien so froh über den Breitband-Anschluss. Sie hätten bereits Handykosten von mehreren Hundert Euro gehabt, weil die Kinder für die Schule Internet gebraucht hätten – und übers Handy ins Netz gegangen seien.“

Auch für die Internetnutzer in Grande und Witzhave könnte das Leiden bald ein Ende haben. Witzhaves Bürgermeister Jens Feldhusen (Wählergemeinschaft Witzhave) hatte die freudige Nachricht bereits per Bürgerbrief angekündigt, der Grander Bürgermeister will dies nach den Sommerferien tun: 2016 könnte es losgehen mit dem Breitband-Ausbau in ihren Gemeinden. Auch Delingsdorf, Kuddewörde, Tremsbüttel und weitere Gemeinden könnten bald vom Glasfasernetz profitieren. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass mindestens 55 Prozent der Haushalte einer Kommune einen Breitband-Anschluss bestellten, so die Bedingung der VS Media. Die Erschließung für den Hausanschluss, also der Weg vom allgemeinen Glasfaserkabel zum eigenen Wohnhaus, wäre dann für die Kunden kostenfrei.

Wer sich sofort entscheidet, bekommt den Hausanschluss gratis

Wer sich allerdings nicht gleich, sondern erst Monate oder Jahre später für einen Anschluss entscheidet, muss mit Erschließungskosten von rund 800 Euro rechnen. Nicht in allen Gemeinden wurde auf Anhieb die Quote von 55 Prozent oder mehr erreicht, berichtet die VS Media-Sprecherin. „In Rümpel beispielsweise hatten wir vor zwei Jahren nur eine Quote von unter 40 Prozent. Im Laufe der Zeit sind wieder neue Anträge eingetrudelt – und wir haben wieder eine Anfrage gestartet“, sagt Grimm.

Im Brunsbeker Ortsteil Papendorf habe es zunächst sogar nur eine Quote von 23 Prozent gegeben. „Der Bau war von unserer Seite aus schon verschoben worden“, so Grimm. Dann aber habe sich eine Initiative im Ort gegründet, und innerhalb weniger Wochen habe sich die Quote fast verdreifacht. Ein gutes Jahr ist diese Befragung her – in nur wenigen Wochen werden die Papendorfer endlich schnelles Internet zur Verfügung haben.

Schnelles Internet ist zum wichtigen Standortfaktor für Unternehmen geworden

„Wir können den Ausbau innerhalb Stormarns nicht in einem Rutsch erledigen“, sagt VS Media-Sprecherin Grimm. Wie ein Spinnennetz arbeitete sich das Unternehmen von innen nach außen vor. „Wir haben natürlich auch nur die Ausbaukapazitäten für eine bestimmte Anzahl an Wohneinheiten“, sagt Grimm. Die Gemeinde Trittau mit mehr als 8000 Einwohnern solle beispielsweise in drei Bauabschnitten zwischen 2017 und 2019 angeschlossen werden.

Nicht nur private Internetnutzer leiden unter der teils sehr langsamen Datenübertragung. Schnelles Internet ist zum wichtigen Standortfaktor für Unternehmen geworden. Zwar sind die größeren Gewerbegebiete schon größtenteils ans Glasfasernetz angeschlossen. In den kleineren müssten sich die Firmen allerdings mit Alternativen wie einer schnellen LTE-Verbindung über Wasser halten, stellt Lütjensees Bürgermeisterin Stentzler fest. Auch der Grander Bürgermeister Hoch weiß von einem Unternehmen, das LTE benutzt. Allerdings: „Das Problem bei LTE ist, dass es dafür dann eine Funkzelle gibt – und je mehr Menschen in dieser Zelle drin sind und sich diese teilen, desto eher geht dann auch deren Leistung in die Knie“, stellt Grimm fest.

Während die Internetnutzer in Grande, Witzhave und Lütjensee derzeit je nach Höhe der Nutzerfrequenz zwischen unter einem und 16 Megabits surfen, könnten es in eineinhalb bis drei Jahren schon 200 Megabits sein – das ist die Menge an Daten, die pro Sekunde durch das Glasfasernetz geschickt wird.

Welche Gemeinden bereits ans Glasfasernetz angeschlossen sind und welche für das kommende Jahr auf dem Ausbauplan stehen, ist im Internet unter www.stadtwerke-media.de abrufbar – vorausgesetzt, die Datenübertragung ist schnell genug.