Ahrensburg. Rechtzeitig Entscheidungen treffen: Ahrensburger Netzwerk trotzAlter bietet Touren nach Trittau, Ahrensburg, Hoisdorf und Lütjensee an.
Alt werden wollen die meisten Menschen. Nur alt sein möchte niemand. Um den Lebensabend später sorglos genießen zu können, ist es klug, sich frühzeitig und bewusst damit auseinanderzusetzen, wie und wo man alt werden möchte. Wer rechtzeitig Entscheidungen trifft, kann selbst bestimmen.
Landesweit sind ein Viertel der Einwohner älter als 65 Jahre
Den Herausforderungen des Alters müssen sich auch in Stormarn immer mehr Menschen stellen. Von den gut 224.000 Einwohnern im Kreis sind mehr als 52.700 älter als 65 Jahre. Landesweit sind sogar ein Viertel der Einwohner älter als 65, nach Angaben des Statistischen Amtes für Hamburg und Schleswig-Holstein. Und ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wächst.
In der Politik sind der demografische Wandel und seine Begleiterscheinungen längst ein Thema. Der Kreis Stormarn hat einen Wegweiser für Senioren zusammengestellt, in dem Ansprechpartner für die Belange Älterer verzeichnet sind. Die Stadt Ahrensburg hat 2003 das Netzwerk trotzAlter ins Leben gerufen, um die Angebote für Senioren zu bündeln. Vereine, Verbände wie die Arbeiterwohlfahrt und Initiativen bieten Sprechstunden im Peter-Rantzau-Haus und praktische Lebenshilfe wie das Marktmobil an. Damit können ältere Menschen jeden Mittwoch zum Einkaufen nach Ahrensburg fahren, Rollstuhlfahrer und andere, die auf Hilfe angewiesen sind, werden begleitet.
Nach dem Zulauf in Hamburg soll die Heim-Tour in Stormarn erfolgreich sein
Neu ist die Heim-Tour, die am Dienstag, 25. August, zum ersten Mal angeboten wird. „Die Idee haben wir in Hamburg abgeschaut“, sagt Susanne Freese, die für die Leitstelle Älter werden im Ahrensburger Peter-Rantzau-Haus verantwortlich ist. „Offenbar gibt es da in der Gesellschaft noch eine Hemmschwelle. Wir wollen die Menschen ermutigen, aktiv zu werden, denn in unserer täglichen Arbeit stellen wir fest, dass auch viele Senioren das Thema Alter verdrängen“, sagt Freese.
Im Hamburger Bezirk Wandsbek haben 200 Menschen an der Heim-Tour teilgenommen. Eine positive Resonanz erwartet Freese auch in Stormarn, auch wenn der Rahmen hier viel kleiner als in Hamburg ist. Zehn Einrichtungen unter anderem in Trittau, Hoisdorf, Ahrensburg und Lütjensee beteiligen sich an der Aktion. Auf fünf Touren werden verschiedene Angebote vorgestellt – vom betreuten Wohnen über Tagespflegeeinrichtungen bis hin zu Pflegeheimen. In Gruppen von jeweils maximal acht Personen schauen sich die Teilnehmer dann gemeinsam zwei Einrichtungen an.
Es geht bei der Stippvisite vor allem darum, sich ein eigenes Bild von Pflegeeinrichtungen zu machen und Vorurteile abzubauen. „Wer vor 20 Jahren mal jemanden in einem Pflegeheim besucht hat, hat ein Bild vor Augen, das der Situation heute nicht mehr gerecht wird“, sagt Frank Ulrich, Heimleiter der Seniorenpartner Elisabeth Schulz GmbH, die ein Pflegeheim in Lütjensee und eines in Trittau betreibt.
Zugleich ist die Teilnahme der Pflegeanbieter an der Heim-Tour auch eine Gelegenheit, um neue Kunden zu gewinnen. Deshalb sollen die besonderen Schwerpunkte der Einrichtungen auf der Tour deutlich werden. „Die Besucher sollen einen Überblick gewinnen, damit sie besser entscheiden können, was zu ihnen und ihrer Lebenssituation passt“, sagt Margit Janke, Pflegedienstleiterin im Haus Lichtensee in Hoisdorf.
Im Notfall bleibt für Vergleiche oft keine Zeit mehr
Den Teilnehmern der Heim-Tour werden in den Pflegeeinrichtungen fast alle Türen geöffnet, die Freizeitangebote werden vorgestellt und Fragen beantwortet. Zum Beispiel, ob in der Einrichtung selbst gekocht wird, ob ein Haustier mit einziehen darf oder wer sich im Falle einer Kurzreise um die Pflanzen kümmert.
„Viele Leute gehen von sich aus nicht in ein Heim. Und gibt es einen Notfall, muss es oft schnell gehen. Für lange Vergleiche bleibt dann keine Zeit“, sagt Susanne Freese. Die Hamburgerin hat beobachtet, dass inzwischen auch viele Jüngere gezielt Sprechstunden und Beratungsangebote nutzen. „Viele wollen wissen, welche Möglichkeiten es gibt, wenn die Eltern älter werden“, sagt Freese.
Dazu, sich einen eigenen Eindruck zu machen, rät auch Dr. Martin Schünemann, der beim Medizinischen Dienst der Krankenkasse Nord (MDK) für den Bereich Pflegeversicherung verantwortlich ist. „Dabei sollte man sich auf Augen, Nase und Ohren verlassen und schauen, welchen Eindruck das Personal und die Bewohner machen“, sagt Schünemann. Der MDK prüft einmal im Jahr die Qualität in Pflegeeinrichtungen, darunter auch in den 54 stationären Einrichtungen in Stormarn. „Stellen wir Mängel fest, führt das zu Konsequenzen.“
Wer an der Heim-Tour teilnehmen möchte,
kann sich ab Montag, 3. August, im Peter-Rantzau-Haus (Manfred-Samusch-Straße 9) oder unter Telefon 04102/21 15 15 anmelden.Hier gelangen Sie zum Kommentar.