Trittau. Wie wird die Zukunft des Blauen Hauses aussehen? Vorsitzende verkündet Erweiterung des Kinderhorts Blaues Haus – und erhält Gegenwind.
Unter den Mitgliedern des Schulverbands Trittau herrscht Uneinigkeit über die Zukunft des Blauen Hauses. In dem blau gestrichenen Gebäude auf dem Gelände des Schulverbands können Eltern vor und nach der Schule ihre Kinder betreuen lassen. Doch schon seit Jahren platzt die Einrichtung aus allen Nähten – mehrere Gruppen mit Kindern sind in Container und Klassenräume ausgelagert. Für das kommende Schuljahr hatten mehr als 30 Eltern zunächst eine Absage für die Betreuung ihrer Kinder bekommen. Für diese sucht der Verband nun eine Übergangslösung (wir berichteten).
Vom Spätsommer 2016 an soll es ein neues, zweites Blaues Haus geben – jedenfalls, wenn es nach dem Willen der Schulverbandsvorsitzenden Ute Welter-Agatz (SPD) geht. In einem Informationsschreiben an die rund 30 Eltern, deren Kinder nun übergangsweise voraussichtlich in Räumen der Mühlau-Schule untergebracht werden können, berichtet der Schulverband auch von den Neubau-Plänen. „Es soll wohl ein zweites Haus auf dem B-Platz am Sportplatz entstehen und schon Mitte 2016 fertig sein“, sagt Kathleen Schönfeld, berufstätige Mutter eines sechs Jahre alten Jungen, erleichtert.
Bürgermeister schlagen Nutzung von Klassenräumen am Nachmittag vor
Im Schulverband hingegen stoßen die Pläne auf Widerstand. Denn ein Neubau wäre mit hohen finanziellen Belastungen für den ohnehin stark verschuldeten Schulverband verbunden. „Dass der Neubau jetzt so übers Knie gebrochen werden soll, obwohl die Raumbelegungsprüfung noch gar nicht abgeschlossen ist, halte ich für völlig falsch“, sagt etwa Lütjensees Bürgermeisterin Ulrike Stentzler (CDU). Lütjensee ist eine von 15 Mitgliedsgemeinden des Schulverbands Trittau, die nach einem bestimmten Schlüssel an der Verbandsumlage beteiligt werden. Lütjensee beispielsweise steuert acht Prozent des Etats von derzeit rund 2,7 Millionen Euro bei, also rund 220.000 Euro. „Bevor wir über einen Neubau nachdenken, müssen wir prüfen, ob auch andere Räumlichkeiten zur Verfügung stehen“, so Stentzler.
Diese Ansicht teilt auch Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers (Bürger für Großensee): „Wenn rund 200 Kinder im Schnitt drei Stunden im Blauen Haus verbringen und wir gleichzeitig Klassenräume haben, die nur für rund vier Stunden Schule genutzt werden, warum sollen wir dann noch mal neue Räume bauen?“ Sein Vorschlag: Hilfskräfte einstellen, die nach Schulschluss, wenn die Kinder in der Mensa sind, die Klassenräume für die Nachmittagsbetreuung umbauen.
„Dort kann die Hausaufgabenbetreuung stattfinden, und danach gehen ja viele Kinder in einen der angebotenen Kurse. Da haben sie immer noch genügend Abwechslung.“ Auch er würde natürlich einen Neubau bevorzugen, betont Lindemann-Eggers. „Aber nicht, wenn dafür unser Gemeindehaushalt bluten muss. Als Bürgermeister muss ich für unseren Haushalt geradestehen. Woher also das Geld nehmen?“
Diese Frage stellt sich auch Bürgermeister Heinz Hoch (Grander Wählergruppe): „Natürlich ist der Betreuungsbedarf derzeit enorm. Aber ein Neubau ist die teuerste Variante. Und der Schulverband hat kein Geld.“
Ende des Jahres liegt die Verschuldung bei mehr als acht Millionen Euro
Lag die Verschuldung Anfang des Jahres noch bei rund vier Millionen Euro, sind für Ende 2015 schon mehr als acht Millionen kalkuliert. Gründe sind der Ausbau des Gymnasiums und der Hahnheide-Schule sowie die Brandschutzsanierungen. „Ein Verband kann aber nicht Pleite gehen, weil der Verbandshaushalt umlagefinanziert ist“, sagt Grönwohlds Bürgermeister Ralf Breisacher (CDU). Natürlich sei es schwierig, die Erweiterung der Betreuungsmöglichkeiten so umzusetzen, dass es für die Gemeinden finanziell tragbar sei. Dennoch ist er eindeutig für einen Neubau. „Das trägt ja auch zur Attraktivität des Schulverbands bei. Dass wir so viele Anfragen haben, zeigt auch die gute Arbeit des Schulverbands“, so Breisacher.
Die Vorsitzende Ute Welter-Agatz sieht jedenfalls keine großen Hindernisse auf dem Weg zum Neubau. Sie hat ein neues Finanzierungsmodell im Auge: „Weil mehr als 70 Prozent der Kinder aus Trittau stammen, sollte die Gemeinde dann auch einen höheren Anteil übernehmen als bisher geplant.“ Bürgermeister Oliver Mesch habe seine Bereitschaft dazu bereits signalisiert.