Bad Oldesloe. Innenminister sucht Sparpotenzial: Ehrenamtler und Pensionäre sollen Beamte ersetzen. Auch die Polizei-Bigband soll gestrichen werden.

Spielerisch lernen, dass man bei Rot nicht über die Straße geht, dass man beim Fahrradfahren immer einen Helm tragen sollte und im Auto angeschnallt sein muss. Bereits im Kindergarten erfahren Drei- bis Sechsjährige, wie sie sich sicher im Straßenverkehr bewegen. Die Lehrer: Polizisten, die mit ihrem Kaspertheater die Mädchen und Jungen sprichwörtlich auf den richtigen Weg bringen.

Damit soll demnächst Schluss sein. Die Landesregierung plant, diese Stellen bei der Polizei zu streichen. Landesweit gibt es drei Verkehrskasperbühnen, mit denen zehn Kollegen die Kindergärten besuchen. Eine gehört zur Polizei in Bad Oldesloe. Drei Polizisten sind ausschließlich damit im Dienst und bereisen jährlich mehr als 500 Kindertagesstätten in den Kreisen Stormarn, Herzogtum Lauenburg, Ostholstein und im südlichen Teil des Kreises Segeberg.

Bis 2020 will das Innenministerium in Kiel 122 Stellen einsparen

Hintergrund der geplanten Streichung ist der massive Stellenabbau bei der Polizei. Bis 2020 will das Innenministerium in Kiel 122 Stellen einsparen. Für die Verkehrslehrer, die für Kindergärten zuständig sind, bedeutet dies, dass sie wieder im Streifendienst eingesetzt werden könnten.

Doch aus dem Innenministerium heißt es, dass dies nicht das Ende dieser besonderen Präventionsarbeit sein soll. „Der Verkehrskaspers bleibt erhalten“, sagt Maik Krüger, Sprecher des Innenministerium. Beispielsweise könnten Ehrenamtliche oder pensionierte Polizisten künftig den Job der Verkehrslehrer übernehmen. „Genaue Pläne gibt es dazu noch nicht, bis Ende des Jahres soll es aber eine Entscheidung geben“, sagt Krüger. Fest steht indes, dass künftig niemand aus dem Polizeivollzugsdienst den Job machen wird.

Bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) stößt dieses Vorhaben auf viel Kritik. „Die Wirkung dieser Präventionsarbeit geht verloren“, sagt Manfred Börner, Vorsitzender der GdP in Schleswig-Holstein. Er ist der Meinung, dass die Handpuppenbühne in der Vergangenheit auch immer das Bild von Polizei bei den Kindern positiv geprägt habe. „Das können Externe nicht“, sagt Börner.

Schon vor mehr als zehn Jahren sollte der Verkehrskasper abgeschafft werden

Auch die Idee, pensionierte Polizisten für diese Aufgabe zu gewinnen, sieht Börner skeptisch. „Die Polizisten, die heute Kindergärten besuchen, haben eine Zusatzausbildung gemacht. Zudem sind sie nicht die lebensältesten und spiegeln das Bild der Polizei wider.“ Die Puppenspieler, sie sind eben ganz normale Polizisten, die Menschen in Not helfen.

Bereits in der Vergangenheit stand der Verkehrskasper immer mal wieder auf der Streichliste der Landesregierung. 2004 sollte die Handpuppenbühne bei der Polizei abgeschafft werden. In den Gemeinden formierte sich Widerstand. Eltern und Kindergärten sammelten Unterschriften und zwangen die Regierung zum Umlenken. 2012 wurde die Präventionsarbeit erneut infrage gestellt. Doch erneut konnten sich die Verkehrslehrer durchsetzten. Die Oldesloer Beamten erhielten 2013 sogar für rund 13.500 Euro ein neues Kasperletheater.

Auch die Polizei-Bigband soll noch dieses Jahr gestrichen werden

Innenminister Stefan Studt (SPD), der seit fast elf Monaten im Amt ist, hat nun wieder neue Pläne, wie er mit dem Kaspertheater Polizistenstellen einsparen kann. Davon sind aber nur die Verkehrslehrer betroffen, die mit den Handpuppen in Kindertagesstätten arbeiten.

„Die Verkehrslehrer, die an Grundschulen mit den Kindern arbeiten, sind von den Sparmaßnahmen nicht betroffen“, sagt Manfred Börner von der Gewerkschaft der Polizei. Somit wird es weiterhin Beamte geben, die mit Jungen und Mädchen den sicheren Schulweg üben.

Neben dem Verkehrskasper soll auch die Polizei-Bigband noch dieses Jahr gestrichen werden. In den kommenden Jahren fallen auch Stellen bei der Wasserschutzpolizei und im IT-Bereich der Polizei der Sparpolitik zum Opfer. Pläne, Personal bei der Verkehrsüberwachung zu streichen, sind indes vom Tisch: Manfred Börner: „Die Regierung hat eingesehen, dass das fahrlässig wäre.“