Glinde. Die DeLaval Services GmbH verlegt Lager von der Wilhelm-Bergner-Straße nach Mecklenburg-Vorpommern. Der Umzug ist für 2017 geplant.

Es ist ein schwerer Schlag für den Standort Glinde: Die Kommune im Süden Stormarns verliert rund 190 Arbeitsplätze. Die DeLaval Services GmbH im Gewerbegebiet an der Wilhelm-Bergner-Straße verlegt den Logistikbereich nach Gallin in Mecklenburg-Vorpommern, nur die dazugehörige IT-Sparte bleibt in Stormarn. „Wir haben das seit eineinhalb Jahren im Hintergrund vorbereitet. Der Umzug ist für 2017 geplant“, sagt Florian Mull, Direktor bei DeLaval.

DeLaval Services ist eine hundertprozentige Tochter des Unternehmens DeLaval mit deutschem Firmensitz in Glinde. Es hat eine führende Position in der Milchwirtschaft, ist in mehr als 100 Märkten tätig und liefert weltweit etwa die Hälfte aller Melkausrüstungen. Unter anderem hat das Unternehmen das weltweit erste automatische Melkkarussell entwickelt. DeLaval beschäftigt rund 4500 Mitarbeiter, hat 13 Vertriebsgesellschaften, 37 lokale Vertriebsorganisationen, 16 Produktionsstätten und ist gemeinsam mit Tetra Pak und Sidel ein Teil der Tetra Laval Group.

Unternehmen benötigt mehr Platz für Erweiterung, den Glinde nicht hat

Dem Standort Glinde will das Unternehmen die Treue halten. „Wir sind seit den 70er-Jahren hier. Das Geschäft hat sich aber weiterentwickelt, dazu benötigen wir für die Logistikabteilung Flächen“, sagt Mull. Den Bedarf beziffert er auf zusätzliche 100.000 Quadratmeter. Platz, den das Gewerbegebiet in Glinde nicht hat. „Wir haben gute Angebote von unserem Vermieter bekommen und lange überlegt, welches der beste Standort ist“, so Mull. Schließlich habe man sich für Gallin entschieden.

„Das ist ein harter Schlag. 190 Arbeitsplätze sind kein Pappenstiel“, sagt Jan Schwartz, Ortsvorsitzender der Grünen
„Das ist ein harter Schlag. 190 Arbeitsplätze sind kein Pappenstiel“, sagt Jan Schwartz, Ortsvorsitzender der Grünen © Jan Schwartz | privat

Der Gewerbepark liegt rund 50 Kilometer von Hamburg entfernt direkt an der Autobahn 24 und bietet die entsprechenden Flächen. Dort plant das Unternehmen Investitionen von mehreren Millionen Euro. „Die Logistik-Dienstleistung ist eine wichtige Kompetenz, Europa ist unser Kernmarkt. Deshalb war es nie unsere Absicht, den Bereich auszugliedern.“ Außerdem liege der neue Standort in Hafennähe. Er hoffe, so Mull, dass die komplette Belegschaft im Lager den Weg nach Mecklenburg-Vorpommern mitgehen werde.

Die Mitarbeiter sind am Montag vor einer Woche über den Umzug informiert worden. Dass es Bestrebungen gab, die Services GmbH aus Glinde abzuziehen, wussten sie schon seit April dieses Jahres. Im Glinder Lager arbeiten auch zahlreiche Kräfte aus Mecklenburg-Vorpommern. „Ihnen kommt der Umzug gelegen“, sagt Mull. Die Mitarbeiter aus Glinde und Hamburg dürften ob des längeren Weges nicht begeistert sein. „Natürlich sind wir gerade in intensiven Gesprächen mit dem Betriebsrat“, sagt der DeLaval-Direktor.

Glindes Bürgermeister Rainhard Zug hat Verständnis für den Schritt des Unternehmens. Er sagt: „Wir haben Gespräche geführt, aber wenn die Flächen nicht zur Verfügung stehen, hat man schlechte Argumente.“ Jan Schwartz, Ortsvorsitzender der Grünen: „Das ist ein harter Schlag. 190 Arbeitsplätze sind kein Pappenstiel. Politik und Verwaltung werden alle Hebel in Bewegung setzen, um den Verlust schnell wieder auszugleichen.“ Glinde versuche eigentlich gerade, noch mehr Gewerbe anzusiedeln.

CDU-Fraktionschef Neumann sorgt sich vor allem um die Mitarbeiter

Überrascht zeigte sich auch der SPD-Vorsitzende Frank Lauterbach: „Ich finde es sehr bedauerlich. Wir müssen sehen, dass wir die verlorenen Arbeitsplätze wieder auffangen können.“ Als Politiker könne man keinen direkten Einfluss darauf nehmen, sondern nur dafür sorgen, dass die Stadt attraktiv für Unternehmen bleibe. Für CDU-Fraktionschef Rainer Neumann ist der Verlust verkraftbar. Er sagt: „Am schlimmsten ist es für die Arbeitnehmer. Es ist ja nicht klar, ob sie alle mitgehen oder woanders unterkommen. Glinde ist ein attraktiver Standort. Wir werden schnell Ersatz finden.“

„Bei uns haben Firmen nachgefragt, die Interesse am Grundstück haben“, sagt Norbert Leinius, WAS-Geschäftsführer
„Bei uns haben Firmen nachgefragt, die Interesse am Grundstück haben“, sagt Norbert Leinius, WAS-Geschäftsführer © Alexander Sulanke

Und danach sieht es tatsächlich aus. „Bei uns haben Firmen nachgefragt, die Interesse am Grundstück haben“, sagt Norbert Leinius, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). Er hat in der Vergangenheit bereits mit dem Eigentümer der Fläche, der Firma Beos, zusammengearbeitet. Das Immobilienunternehmen kauft Grundstücke und baut dort Gewerbeimmobilien nach den Wünschen der Mieter. sagt: „Wir könnten auch vermitteln. Wichtig ist, dass Unternehmen nach Stormarn kommen.“