Ahrensburg. Die Ahrensburger CDU-Fraktion will mit einem Antrag im Bau- und Planungsausschuss Bewegung in die Planung bringen.

Dicht vorbei ist auch daneben, möchte man angesichts einer politischen Diskussion sagen, die Ahrensburg seit mehr als zehn Jahren beschäftigt. Es geht um die nordöstliche Umfahrung der Stadt, kurz: die Nordtangente. Dass eine solche Straße sinnvoll sei, weil sie die Innenstadt entlasten und helfen würde, Staus am nördlichen Ahrensburger Anschluss an die Landesstraße 82 (die ehemalige Bundesstraße 75) zu reduzieren, ist in der Stadtverordnetenversammlung weitgehend unstrittig. Doch über das Wie, über die bestmögliche Streckenführung, gab es unterschiedliche Meinungen, die zu verschiedenen Planungsvarianten und zur Unübersichtlichkeit geführt haben. Der unerfreuliche Nebeneffekt dieses Wirrwarrs ist, dass nicht vorankam, was fast alle wollen.

Zuletzt war die sogenannte Variante 11 abgelehnt worden

Vorerst letzte Irritation war die Ablehnung der sogenannten Variante 11, von der Verwaltung als vermeintliche Ideallösung vorbereitet. Diese Trasse folgte einem Weg vom Nordende des Kornkamps über das jetzige Grundstück von Famila – der Supermarkt wird nach Beimoor-Süd umziehen – zu einem zu bauenden Kreisel, von dem auch die Kurt-Fischer-Straße hätte angebunden werden können. Vom Kreisel aus wäre die Straße unter der Bahnstrecke an die L 82 geführt worden.

Eine Mehrheit im Bau- und Planungsausschuss stimmte mehrheitlich dagegen, dass die Verwaltung die Gespräche mit dem Kreis und der Nachbargemeinde Delingsdorf, über deren Gebiet die Trasse teilweise verlaufen würde, aufnimmt und allein über die Variante 11 verhandelt. „Die Nordtangente ist tot“, sagte der enttäuschte Bauausschussvorsitzende Hartmut Möller, SPD, hinterher. Was so nicht stimmte, denn tot war nur der Vorschlag, sich bei Verhandlungen auf die von der Verwaltung vorgestellte Variante zu beschränken.

CDU präsentiert zwei Planungsvarianten

Die Ahrensburger CDU hat sich beeilt, ein Bekenntnis zur Nordtangente abzugeben und dem Bau- und Planungsausschuss für die letzte Sitzung vor der Sommerpause am 15. Juli einen eigenen Antrag vorzulegen. „Die Nordtangente ist unverändert von großer verkehrspolitischer Bedeutung für Ahrensburg. Wir brauchen sie zur verbesserten Anbindung des Gewerbegebietes und zur Verkehrsentlastung von Lübecker Straße und Beimoorweg gleichermaßen“, schrieb der CDU-Fraktionsvorsitzende Tobias Koch dazu.

„Die Nordtangente ist nötig, um das Gewerbegebiet besser anzubinden und Lübecker Straße sowie Beimoorweg vom Verkehr zu entlasten“, sagt Tobias Koch, CDU
„Die Nordtangente ist nötig, um das Gewerbegebiet besser anzubinden und Lübecker Straße sowie Beimoorweg vom Verkehr zu entlasten“, sagt Tobias Koch, CDU © Alexander Schröter

Die CDU präsentiert in ihrem Antrag zwei Planungsvarianten: die alte Nummer 7, als „Clariant-Variante“ bekannt, und eine nördlich verlaufende eigene Streckenführung, die Variante 15. Die ebenfalls diskutierte „Clariant-Variante“ soll gewissermaßen nur eine Referenzgröße sein, um Vor- und Nachteile im Vergleich abwägen zu können. Die Planungsalternativen könnten Grundlage für Sondierungsgespräche mit der Gemeinde Delingsdorf sein, mit der sich die Stadt Ahrensburg einigen müsste, weil die Nordtangente zu einem erheblichen Teil über das Gebiet der Nachbarn führen würde.

Gemeinsam ist den Varianten 7 und 15, dass sie an der Ziegelei am Kremerberg mit einem Kreisverkehr an die L 82 angebunden werden. Auch das Straßenstück östlich davon, das den Alten Postweg kreuzt, verläuft identisch. Kurz danach trennen sich die Wege entschieden. Die Variante 7 soll südöstlich über eine Brücke über die Bahntrasse zur Einmündung Kornkamp/Ewige Weide verlaufen, wo ebenfalls ein Kreisverkehr geplant ist, der die Anbindung an das Gewerbegebiet und die weitere Fahrt in Richtung Ostring ermöglicht.

Die Variante 15 verläuft etwas weiter nördlich, überbrückt die Bahn und führt bis zu einem neuen Kreisel zur Anbindung der Kurt-Fischer-Straße.

Beide Pläne tragen Knolls Handschrift

Die Ahrensburger CDU hat einen großen Kompetenzvorteil in der Diskussion um die Tangentenfrage, und der trägt den Namen Eckehard Knoll. Der 72-Jährige ist Baudirektor im Ruhestand. In der Hamburger Baubehörde leitete er das Referat „Grundlagen der Straßenplanung“. In seiner aktiven Zeit hat er die Vorzüge von Kreiseln für Problem-Kreuzungen erforscht und eine Landesvorschrift für diese elegante Knotenpunkt-Lösung entwickelt, was ihm den durchaus ehrenwert gemeinten Spitznamen „Kreisel-Knoll“ einbrachte.

Dass die beiden Pläne Eckehard Knolls Handschrift tragen, ist unverkennbar. Er kann auch sehr präzise die Vor- und Nachteile der verschiedenen Streckenführungen benennen. So gebe es einige gewichtige Argumente gegen die etwas kürzere, aber teurere Planungsvariante 7: „Sie würde diagonal über die sogenannte Familienwiese am Gartenholz und das wertvolle Gewerbegrundstück südlich von Clariant führen“, sagt er. Hinzu komme, dass die Tangente Nummer 7 abschnittweise sehr dicht am Wohngebiet Gartenholz verlaufe.

Dagegen, so Knolls Plädoyer für die von der CDU entwickelte Variante 15, verletze diese Trasse, anders als andere Alternativen, weder ein nördliches Waldstück von Delingsdorf, noch hätte sie die Nachteile der Nummer 7. Überdies wäre die Anbindung an die Kurt-Fischer-Straße optimal, weil sie entstehende Gewerbegebiete sowohl im Osten als auch in Beimoor-Süd anschließen würde.

CDU will erreichen, dass erneut mit Delingsdorf gesprochen wird

Einer der größten Vorteile gegenüber der verworfenen Variante 11 sei die Kostenfrage. Diese Nummer 11 mit einer Unterführung der Bahntrasse könnte etwa 20 Millionen Euro kosten. Für die Variante 15 geht Knoll von nur etwa acht Millionen Euro aus. Dazu sagt Ahrensburgs 1. Stellvertretende Bürgermeisterin Carola Behr, die für die CDU im Bau- und Planungsausschuss sitzt: „Es ergibt keinen Sinn, mit Delingsdorf über den Verlauf einer Trasse zu verhandeln, die aufgrund ihrer Kosten vollkommen illusorisch ist.“

Die CDU möchte mit ihrem Antrag erreichen, dass die Verwaltung erneut Gespräche mit Delingsdorf über die Nordtangente aufnimmt. Die Politik sollte dabei mit am Tisch sitzen. Wenn der Bauausschuss dafür am Mittwoch einen Auftrag geben sollte, könnte nach der Sommerpause das nächste Kapitel in der Tangenten-Saga beginnen.