Ahrensburg. Die drei Bürgermeister-Kandidaten diskutierten auf Einladung des Stadtforums über Chancen, Versäumnisse und Zukunftsprojekte der Stadt.

Das Internet hat seine Macken und ist nicht immer der zuverlässigste Partner in Sachen Informationsvermittlung. Facebook-Nutzer Sönke F. Thomsen hatte deshalb vorübergehend den Eindruck, als er sich den Live-Stream von der Bürgermeister-Kandidaten-Befragung des Stadtforums Ahrensburg ansah, dass die drei Bewerber immer das Gleiche redeten. Er habe, so schreibt er im Netz, den Hinweis übersehen, dass der Stream sich nach 30 Minuten abschalte, sodass die Aufzeichnung der Diskussion auf seinem Computer von vorn begann.

Tücken der Technik, die ein falsches Bild vermittelten. Denn der erste gemeinsame Auftritt der drei Kandidaten, die sich am 27. September zur Wahl für die am 1. Mai 2016 beginnende nächste Amtsperiode des Bürgermeisters stellen, war eine Debatte, die statt Wiederholungen bekannter Statements viele klare und durchdachte Antworten lieferte. Kurz: Ein vielversprechender und fairer Wahlkampf-Auftakt, den Amtsinhaber Michael Sarach (SPD, seine Herausforderer Christian Conring (CDU) und Jörg Hansen (Grüne), boten. Das Stadtforum, der Verein Ahrensburger Kaufleute, hatte die Drei zur Befragung ins Restaurant Casa Rossa eingeladen. Etwa 30 Gäste kamen.

Martin Hoefling gab klare Regeln vor und moderierte souverän

Als erster Glücksfall erwies sich Moderator Martin Hoefling, der anders als viele Polit-Talker im großen Fernsehen klar strukturiert moderierte. Mit Antje Karstens vom Stadtforum hatte er vorher Fragen gesammelt. Außerdem gab’s klare Ansagen: Frage und die für die Antwort zur Verfügung stehende Zeit – maximal drei Minuten. Ein Gong signalisierte das Ende der Redezeit. Sie wurde meist eingehalten. Glücksfall Nummer zwei waren die Kandidaten. Sie antworteten diszipliniert, blieben stets sachlich, vermieden übertriebene Polemik und unterbrachen nie, wenn einer der Mitbewerber sprach. Und sie waren fast immer auf der Höhe des Themas, obwohl Martin Hoefling und das Publikum in zweieinhalb Stunden konzentrierten Gesprächs einen großen Ahrensburger Bogen spannten.

„Respekt davor, wie die Drei  sich in einem so großen Aufgabenfeld positioniert haben. Unsere Situation ist gut.  Wir haben eine Wahl“, sagt Hauke Wendt, Musicalschule Wendt
„Respekt davor, wie die Drei sich in einem so großen Aufgabenfeld positioniert haben. Unsere Situation ist gut. Wir haben eine Wahl“, sagt Hauke Wendt, Musicalschule Wendt © Lutz Wendler | Lutz Wendler

Eine Tour d’Horizon, die positiv begann mit der erfreulichen Entwicklung der städtischen Finanzen – eine Einschätzung, die alle teilten, angesichts eines kontinuierlichen Schuldenabbaues in den vergangenen fünf Jahren und der Vermeidung neuer Kreditaufnahmen in diesem Zeitraum. Ebenso zufrieden waren alle über die Infrastruktur von Kitas und Schulen, für die reichlich investiert worden sei.

Die Kandidaten waren sich bei der Frage nach ihrer Motivation darin einig, dass Ahrensburg eine Stadt mit großem Potenzial sei, in der sich auch von einem Bürgermeister als Verwaltungschef viel bewegen lasse. Leider würden diese Möglichkeiten – wie etwas die Lage am Hamburger Rand und im Wirtschaftsraum Hamburg-Lübeck – noch zu wenig ausgeschöpft, weder wirtschaftlich noch bevölkerungspolitisch oder touristisch. Christian Conring sagte, er wolle die Bedingungen dafür verbessern, dass die Stadt neue Einwohner und weitere Gewerbebetriebe bekomme – gerade Letztere seien diejenigen, die die Musik bezahlten, die in Ahrensburg gespielt werde.

Die Stadt muss ihren Markenkern definieren

Einigkeit auch darüber, dass Ahrensburg ein Imageproblem habe, das mit einem vernünftigen Stadtmarketing, angegangen werden müsse. „Die Stadt muss ihren Markenkern definieren“, forderte Jörg Hansen. Michael Sarach bestätigte die Annahme von Christian Conring, dass dafür Investitionen im sechsstelligen Bereich nötig seien. „Stadtmarketing ist keine originäre Aufgabe der Verwaltung“, sagte der Bürgermeister und empfahl, dass die Stadt das mit einem ersten Konzept anschieben könne, das professionelle Marketing aber von externen Experten übernommen werden sollte, die sich irgendwann selbst finanzieren müssten.

„Es war mutig, sich auf Fragen zu allem Möglichen einzulassen und spontan darauf zu antworten. Das war keine Kuschelveranstaltung“, sagt Catja Wittschen, Sound  Light
„Es war mutig, sich auf Fragen zu allem Möglichen einzulassen und spontan darauf zu antworten. Das war keine Kuschelveranstaltung“, sagt Catja Wittschen, Sound Light © Lutz Wendler | Lutz Wendler

Strittige Themen wie die angebliche Ineffizienzen in der Ahrensburger Verwaltung oder der Bau der Nordtangente wurden erstaunlich sachlich diskutiert. Sarach kündigte noch vor der Wahl ein neues Organisationskonzept für schlankere Strukturen im Rathaus an. Conring sammelte Sympathiepunkte dafür, dass er sich in Zusammenhang in der Frage der Nordtangente und des städtischen Radverkehrs als unabhängiger Kopf präsentierte, der nicht immer auf Parteilinie ist. Dass der Radverkehr in der Stadt entwickelt werden müsse, um die City vom Autoverkehr zu entlasten, betonten alle drei – mit Vorstellungen vo Bike-Highway und Fahrradparkhaus.

Gutes Signal für den Wahlkampf in der Schlossstadt

Am Ende waren sich die Kandidaten mit den Kaufleuten im Publikum darüber einig, dass in Ahrensburg ein Wir-Gefühl fehle und dass mehr miteinander als übereinander geredet werden müsse. An diesem Abend wurde vorgemacht, wie das geht.

Ein gutes Signal für den Wahlkampf in der Schlossstadt waren die Antworten der drei Kandidaten auf die Frage nach dem besten Bürgermeister: „Eine Mischung aus uns Dreien“, sagte der Grüne Jörg Hansen. Michael Sarach ergänzte: „Was hier steht, hat hohe Qualität. Das ist eine interessante Auswahl, die nicht jede Gemeinde hat.“

Wer’s nicht glaubt, der schaue im Netz. Aber bitte gut aufpassen, damit der Beitrag sich nicht wiederholt und die Zuschauer den Eindruck bekommen, Ahrensburg sei in einer Endlosschleife gefangen.