Bargteheide. Drei, zwei, eins, null: Dennis Groißl und Niklas Jahn wollen in Bargteheide 80 Stunden Tennis spielen. Allein schaffen sie das nicht.
Jens Zehl befüllt einen riesigen Kühlschrank mit Getränken. Die Auswahl ist groß: Wasser, Säfte, isotonische Getränke, Cola und Fanta und ganz unten Energy Drinks. „Das Gesunde steht oben, alles andere weiter unten“, sagt er grinsend. Der Kühlschrank surrt. Zehl trägt ein Sportdress und blaue Turnschuhe. Er ist der Kassenwart des Bargteheider Tennis Clubs (BTC). Und er bekennt: „Ich bin tierisch aufgeregt.“ Gleich beginnt hier ein Weltrekord-Versuch: 80 Stunden Dauer-Tennis.
Zehl ist einer von vielen Helfern, die zwischen Tennisplatz, verschiedenen Zelten und dem Clubhaus herumlaufen. Vor dem Spiel und währenddessen gibt es immer viel zutun.
Tennisspieler Niklas Jahn, eine der Hauptpersonen, kommt in den Pavillon. Im Schlepptau ein Fernsehteam. Jahn lächelt und schaut sich den vollen Kühlschrank an. Dann sagt der 21 Jahre alte Medizinstudent: „Ich werde vorrangig Wasser trinken. Zu den Energy-Drinks greife ich nur im Notfall. Zu viel Taurin ist nicht gut.“ Dann geht er wieder nach draußen auf den nas-
sen Tennisplatz. Regenschauer gibt es zwischendurch immer wieder. Blitzschnell drängen sich erneut Kameramänner um den Tennisspieler. Dann kommt ein Mädchen auf ihn zugelaufen. Es ist seine Freundin Lisa Wagner, die ihm zur Begrüßung einen Kuss gibt. Die 20-Jährige erzählt, dass sie zuerst an einen Scherz gedacht habe, als Niklas ihr von der Idee erzählt habe. „Ich könnte das nicht. Ich bin kein Nachtmensch. Aber Niklas schafft das, denn er ist gut vorbereitet und motiviert“, sagt sie. In den vergangenen Wochen sei der Weltrekordversuch immer das erste Gesprächsthema bei ihnen gewesen.
Zwei Zeugen beobachten immer für vier Stunden das Tennisspiel
Es fängt wieder an zu regnen. Schnell huschen Günther Jonischkies und Werner Mitsch in einen blau-weiß karierten Strandkorb, der am Rand des Spielfeldes steht. Sie sind an diesem Tag als Zeugen da, beobachten vier Stunden lang das Spiel. Danach übernimmt ein anderes Duo diese Aufgabe. Das ist Pflicht für den Guinness-Weltrekord. „Von hier aus haben wir den besten Blick auf das Spielfeld“, sagt Mitsch und schaut auf seine Digitaluhr: Noch 20 Minuten.
Eine wichtige Helferin ist an diesem Tag auch Schiedsrichterin Almut Härke. Sie spielt seit sechs Jahren Tennis im Verein und findet die Idee großartig: „Ich drücke die Daumen. Die sind motiviert.“ Deswegen habe sie sich auch entschieden mitzuhelfen. Härke steigt auf ihren Schiedsrichterstuhl und macht es sich bequem. Die Punktetafel ist schon aufgestellt. Die Ziffernblätter flattern im Wind. Noch steht es 0 zu 0. In wenigen Minuten geht es los. Die beiden Tennisspieler Dennis Groißl und Niklas Jahn geben ein letztes Interview. Dann wärmen sie sich auf und hüpfen auf dem Tennisplatz herum.
In einem der weißen Pavillons rumpelt es laut. Ein Mischpult wird herumgeschoben, ein prüfender Blick auf die Einstellungen geworfen. Die Regler scheinen in der richtigen Position. Tontechniker Wolfgang Rosin jedenfalls nickt zufrieden, er sagt: „Wir können anfangen. Das Lautsprechersystem passt.“ Gleich kann der Countdown im Mikrofon gesprochen werden. Der 52-jährige Oldesloer sagt: „Ich habe zehn Lautsprechersysteme aufgebaut. Am Sonnabend muss ich für die Party am Abend noch die Diskothekenanlage herholen.“ Bis Sonntag wird der Tontechniker jeden Tag zweimal vorbeischauen und überprüfen, ob die Beschallung funktioniert.
Die Zuschauer feuern die beiden Tennisspieler an
Mittlerweile haben sich viele Zuschauer um den Tennisplatz geschart. Alle Augen richten sich auf die rot beleuchteten Anzeigetafeln. Dann geht es los. „Drei, zwei, eins, null.“ Die ersten Bälle fliegen über den Platz. Noch sieht alles ganz lässig aus. Groißl und Jahn schlagen sich leichte Bälle zu. Nach zwanzig Minuten fragt ein Kameramann am Spielrand Groißl, ob er sich nach diesen Minuten vorstellen könne, 80 Stunden durchzuspielen. Der 30 Jahre alte Immobilienmakler antwortet: „Ich fühle mich gut und möchte an meine Grenzen stoßen.“ Dann huscht sein Blick auf die Zuschauer. Nebenbei schlägt er einen Ball über das Netz. Zwei Fans halten ein Plakat hoch in die Luft. Darauf steht in großen Buchstaben geschrieben: „Ihr schafft das.“ Das tut gut.
Kassenwart Jens Zehl ist derweil immer noch in Aktion. Der Kühlschrank ist aufgefüllt, jetzt rennt er mit einem Tablet-PC in seinen Händen um den Platz herum. Darauf ist das Tennisspiel zu sehen. Videokameras zeichnen den Tennis-Marathon lückenlos auf. Zehl erklärt: „Die Dateien müssen nach London zur Guinness-Company geschickt werden. Die Prüfung dauert rund zwei Monate.“ Damit die Aufnahmen nicht manipuliert werden, laufe ein unsichtbares Wasserzeichen als Signatur im Hintergrund mit.
Am Sonnabend um 23 Uhr soll der bestehende Weltrekord eingestellt werden. Dann sind 61 Stunden gespielt. Das Ziel der beiden Männer ist aber ganz klar ein anderes: „Wir spielen bis Sonntagabend 18 Uhr: 80 Stunden.“