Bargteheide . Zwei Schleswig-Holsteiner wollen einen Weltrekord im Dauertennis aufstellen: 80 Stunden. Die Regeln sind hart. Halten sie durch?
Der eine sprintet auf allen Vieren 100 Meter in 15,86 Sekunden, ein anderer läuft einen Marathon rückwärts in 3:42:41 Stunden, der Nächste springt 41 424 Meter tief auf die Erde. Im Guinness-Buch stehen die verrücktesten Rekorde. Einen solchen planen Dennis Groißl (30) und Niklas Jahn (21). Die Schleswig-Holsteiner wollen 80 Stunden Tennis spielen. Drei Tage und drei Nächte lang und nochmals acht Stunden. Kaum vorstellbar, aber wahr. „Klar ist das schräg. Einige sagen, wir sind bekloppt. Aber wir haben Lust, etwas Verrücktes zu machen“, bekennt Groißl. Der erste Ballwechsel erfolgt am 9. Juli um 10.00 Uhr, Schluss soll am 12. Juli um 18.00 Uhr sein.
Der bisherige Weltrekord steht bei 61 Stunden, gehalten von zwei US-Amerikanern. „Wir wollen auf 80 Stunden erhöhen, weil 2013 zwei Herforder 77 Stunden gespielt haben. Wegen falscher Pausenregelung hat die Guinness-Buch-Gesellschaft den Rekord aber nicht anerkannt“, erklärt Jahn. Dennoch will das Duo aus Schleswig-Holstein die 77 Stunden übertreffen. Wenn schon Rekord, dann richtig.
Knackpunkte sind Nächte und Ernährung
Übliche Satzpausen sind untersagt. Pro Stunde Spiel sind fünf Minuten Ruhe erlaubt. Die Auszeiten können gesammelt werden. „Wenn wir 8 Stunden durchspielen, haben wir 40 Minuten Pause“, erläutert Jahn. „Mir reichen 20 Minuten für einen Kurzschlaf. Danach bin ich fit“, erklärt Immobilienmakler Groißl. Beide haben einen Zwölf-Stunden-Test absolviert mit lediglich zwei Toilettenpausen. „Problemlos“, wie beide beteuern. Lediglich die Schlaghand musste hin und wieder gewechselt werden.
Knackpunkte sind Nächte und Ernährung. Das Duo hat eine Ernährungsberaterin engagiert. Bis drei Tage vor Spielbeginn galt eine Low-Carb-Diät, also nur wenige Kohlenhydrate. Weil beide ihren Körpern diese Energieträger zunächst entzogen, sprechen sie während des Rekordspiels besonders gut auf deren Zufuhr an. Powerriegel, Koffein, und Elektrolyte-Gels stehen auf dem Speiseplan. Aber auch Salami-Brötchen wegen Auffrischung des Salzhaushaltes, Eier, Bananen, Nudeln, Joghurt-Getränke. „Unsere Beraterin will uns auch was kochen“, sagt Jahn, der als Medizinstudent im zweiten Semester Einblick hat in die biochemischen Mechanismen des Körpers.
Ein Defibrillator ist einsatzbereit
Ebenso wurde bis zum Spiel der Kaffee abgesetzt. „Der ist besser. Energy-Drinks sind nicht ganz ungefährlich“, betont Groißl, der die Logistik an den vier Kampftagen lobt. Zwei Gesundheitsüberwacher vom Malteser Hilfsdienst und zwei Physios sind stets im Einsatz. Deren Ablösung schläft im Zelt auf der Anlage. Ein Defibrillator ist einsatzbereit. Das THW ist mit technischem Equipment zur Ausleuchtung des Platzes am Ort. Zeugen und 15 Stewards, die das Logbuch über den Rekordversuch führen, sind anwesend. Der Bürgermeister kommt auch.
Videokameras zeichnen den Marathon lückenlos auf. Die Dateien müssen nach London zur Guinness-Company geschickt werden. Die Prüfung dauert rund zwei Monate. Wären die Briten selbst gekommen, hätten Groißl und Jahn 6500 Euro zahlen müssen. „Das ist uns zu happig“, stöhnt Groißl.
Und was passiert nach dem Härtetest?
Zuschauer sind erwünscht. „Auch nachts. Sie sollen uns bespaßen“, meint Jahn. „Denn die Nächte werden einsam und hart.“ Weil der Bargteheider TC sein 50-jähriges Bestehen feiert, gibt es am 11. und 12. Juli Tage der offenen Tür. Der Rummel soll beide beflügeln.
Was passiert nach dem Härtetest? „Ich mache die ganze Woche frei. Ich bin selbstständig“, sagt Groißl. „Und ich muss ins Bett. Am übernächsten Tag habe ich eine Prüfung“, verrät der in Hannover studierende Jahn. „Gott sei Dank muss ich die Antworten nur anklicken. Einen Stift könnte ich wohl nicht mehr halten.“