Reinbek. Planer aus Berlin gewinnen Architekturwettbewerb. Das Projekt am Reinbeker Mühlenredder kostet bis zu fünf Millionen Euro.

Die Arbeitsgemeinschaft Jan Derveaux und Rimpau & Bauer Architekten aus Berlin hat den Architekturwettbewerb für den Neubau der Reinbeker Feuerwache auf dem Grandplatz am Mühlenredder gewonnen. Sie setzte sich im Finale gegen elf Mitbewerber durch. Eine Jury votierte einstimmig für den siegreichen Entwurf, der ein Gebäude mit Holzfassade zeigt. Die Wache mit ihren 2800 Quadratmetern Nutzfläche soll zwischen 4,5 und fünf Millionen Euro kosten. „Mein Wunsch ist es, Mitte kommenden Jahres mit dem Bau zu beginnen“, sagt Reinbeks Bauamtsleiter Sven Noetzel. Das Projekt könne Ende 2017 abgeschlossen sein. Die Verwaltung wird der Politik schon bald eine Vorlage liefern, damit die finanziellen Mittel in den Haushalt 2016 eingestellt werden.

Jury fällte die Entscheidung nach einer sechsstündiger Beratung

Die Stadt hatte den europaweiten Wettbewerb im Dezember vergangenen Jahres gestartet. 271 Architektenbüros reichten ihre Unterlagen ein, darunter auch Experten aus Spanien, England, Italien, Griechenland, Bulgarien und Polen. In einem ersten Schritt wählte die Jury zwölf Entwürfe für das Finale aus, allesamt aus Deutschland. Diese konnten sich auch die Bürger ansehen, mussten jedoch eine eidesstattliche Versicherung unterschreiben, nicht mit Dritten darüber zu sprechen.

„Alle Entwürfe sind von besonders hoher Qualität, auch die unterlegenen hätten gut funktioniert“, Sven Noetzel, Bauamtsleiter
„Alle Entwürfe sind von besonders hoher Qualität, auch die unterlegenen hätten gut funktioniert“, Sven Noetzel, Bauamtsleiter © René Soukup | René Soukup

250 Reinbeker machten davon Gebrauch. Ihre Anregungen waren direkt neben den inzwischen weiter ausgearbeiteten Visualisierungen der Wachen auf Stellwänden zusammengefasst – in jenem Raum im Rathaus, wo sich jetzt die Jury traf, um nach sechsstündiger Beratung eine Entscheidung zu fällen. „Das zeigt, wie eng die Entwürfe beieinander waren. Alle sind von besonders hoher Qualität, auch die unterlegenen hätten gut funktioniert. Am Ende haben Nuancen entschieden“, sagt Noetzel. Es sei sehr intensiv über die Funktion innerhalb des Gebäudes diskutiert worden.

Für Prüfer war es nicht die erste Wahl

Zu den elf stimmberechtigten Jurymitgliedern zählten sechs unabhängige Architekten, sogenannte Fachpreisrichter. Hinzu kamen fünf Sachpreisrichter aus den Fraktionen der CDU, SPD, FDP, Grünen und Wählergemeinschaft Forum 21. Bürgermeister Björn Warmer war als stellvertretender Sachpreisrichter dabei. Er hatte Rederecht, durfte aber nicht votieren. Im Unterschied zum Sozialdemokraten Gerd Prüfer. Der Politiker sagt: „Das war eine sehr gute Gruppe. Wir haben uns gegenseitig geholfen, den besten Entwurf auszuwählen.“ Befürchtungen, die Architekten würden aufgrund ihrer Fachkenntnisse vorpreschen, hätten sich nicht bestätigt. „Sie haben sich sogar sehr zurückgenommen.“

Für Prüfer war das Werk der Berliner Arbeitsgemeinschaft zu Beginn des Treffens nicht die erste Wahl. „Dann hat sich in den Beratungen aber herausgestellt, dass die Dachkonstruktion meines Favoriten nicht optimal ist.“ Das Verfahren sei für ihn neu gewesen, sagt der Reinbeker Kommunalpolitiker. „Es hat Spaß gemacht, mitzuarbeiten und war spannend, aber auch anstrengend.“

Bevor die Jury die Hälfte der Werke aus dem Wettbewerb kegelte und sich damit auf sechs Entwürfe festlegte, deren Verfasser Geld bekommen, schaute sie sich die Visualisierungen dreimal nacheinander an und verglich diese immer wieder miteinander. Als dann noch vier Feuerwachen zur Auswahl standen, dauerte es nur noch fünf Minuten bis zur finalen Abstimmung. Noetzel: „Danach haben alle sofort geklatscht. Das einstimmige Ergebnis ist für den Architekten wie ein Zu-Null-Sieg.“ Die Arbeitsgemeinschaft Jan Derveaux und Rimpau & Bauer Architekten kassiert als Sieger des Wettbewerbs 18.000 Euro. Diese Summe wird jedoch vom Planungshonorar für die weitere Arbeit abgezogen. Laut Noetzel liegt es über 200.000 Euro. Der Bauamtsleiter sagt, dass die Winkelkonstruktion des Gebäudes mit Flügeln für den Standort ideal sei.

Die Waschhalle soll später auch vom Baubetriebshof genutzt werden

Die teilweise zweigeschossige Feuerwache wird über zehn Stellplätze mit Option auf zwei weitere verfügen. Sie hat Schulungs- sowie Verwaltungsräume, eine Werkstatt und eine Waschhalle, in der die Fahrzeuge aller Reinbeker Ortswehren und des Baubetriebshofes gereinigt werden sollen. Der Reinbeker Ortswehrführer Andreas Wollny sagt dazu gegenüber dem Abendblatt: „Alles, was auf diesem Grundstück möglich ist, wurde optimal umgesetzt. Wir sind mit der Lösung sehr zufrieden.“

Bei der Standortsuche in Reinbek hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder viel Ärger gegeben. Lange lehnte die Mehrheit der Politik den vom Rathaus präferierten Grandplatz am Mühlenredder ab und beschloss stattdessen den Bau einer Feuerwache beim städtischen Betriebshof. Das lehnte die zuständige Fachaufsichtsbehörde des Kreises jedoch ab mit der Begründung, dass die Einhaltung der Hilfsfrist – also das Zeitintervall zwischen dem Beginn der Notrufabfrage und dem Eintreffen der Hilfskräfte am Einsatzort – nicht gewährleistet sei. Erst als sich Landrat Klaus Plöger in die Angelegenheit einschaltete, kam es zu einer Einigung.