Am Jungborn in Ahrensburg bleiben die Briefkästen wegen des Streiks leer. Ärger auch in Großhansdorf

Seit vor vier Wochen der unbefristete Streik der Postmitarbeiter begann, ist der Briefkasten von Ursula und Klaus Isert in Ahrensburg leer geblieben. „Das ist sehr ärgerlich“, sagt Klaus Isert, der auf wichtige Rechnungen wartet. „Vermutlich kommt gleich der Gerichtsvollzieher, weil die Mahnung ja auch nicht ankommt“, sagt Ursula Isert. Sie hat ihren Humor nicht verloren. Dabei ist ihr gar nicht zum Lachen zumute. „Ich sollte Medikamente per Post bekommen, aber weil die Post streikt, musste mein Mann die Tabletten nun direkt abholen“, sagt die Ahrensburgerin.

Besonders schlimm treffen Jürgen Keil, ein Nachbar der Iserts, die Folgen des Poststreiks. „Meine Frau ist gestorben. Nun kann ich niemanden benachrichtigen, und die Unterlagen des Bestatters kommen auch nicht an“, sagt der 89-Jährige ratlos. Das Ehepaar Isert und Jürgen Keil sind längst nicht die Einzigen im Kreis Stormarn, die seit Wochen entweder nur wenig oder gar keine Briefe mehr bekommen.

Laut Gewerkschaft arbeiten nur noch zehn von 230 Beschäftigten

Jens-Uwe Hogardt, Sprecher der Post, kann den Frust der Kunden verstehen. „Wir wissen, dass die Folgen des Ausstandes für unsere Kunden unangenehm sind“, sagt Hogardt. Verantwortlich für die gegenwärtige Situation sei jedoch die Gewerkschaft Ver.di, die ihre Mitglieder zum Streik aufrief.

Inzwischen haben 220 der 230 Beschäftigten im Bereich Stormarn ihre Arbeit niedergelegt, so Lars-Uwe Rieck, bei Ver.di Fachdienstleiter für Postdienste, Spedition und Logistik in Norddeutschland. Auch Rieck kann den Unmut der Betroffenen verstehen. Aber: „Wir können nur appellieren, die Wut nicht gegen die Mitarbeiter zu richten, sondern zu schauen, wer der Verursacher dieses Konfliktes ist.“ Momentan herrsche zwischen den streitenden Tarifparteien Funkstille.

Rolf Heide fühlt sich als Kunde schlecht informiert. „Ich warte seit Wochen vergeblich auf Post, und das ärgert mich“, sagt der Ahrensburger. Auch Grit Henkel aus Großhansdorf ist mit ihrer Geduld langsam am Ende. „Seit drei Wochen kommt keine Post mehr. Und wenn man sich an die Servicenummer wendet, kann einem niemand sagen, wie es weitergeht.“

Unverständlich ist für viele Betroffene, dass in einigen Straßen Briefe weiterhin regelmäßig verteilt werden. Post-Sprecher Hogardt erklärt das so: „Nicht alle Mitarbeiter streiken. Es gibt auch einige, die nach wie vor ihre Arbeit machen. Außerdem setzen wir, wo es geht, verbeamtete Kollegen ein.“ Dennoch sei es nicht möglich, alle Haushalte gleich gut zu versorgen.

Aushilfszusteller sind nicht so leicht zu finden

Die Post verspricht, 80 Prozent der Briefsendungen bundesweit fristgerecht zu verteilen. Im Kreis Stormarn klappt das nicht überall. Während in Briefverteilzentren unter anderem verbeamtete Mitarbeiter sowie Aushilfen und Studenten eingesetzt würden, sei das bei der Briefzustellung nicht so einfach möglich. „Ohne Ortskenntnis, gewisse Kompetenzen und eine Einweisung geht das gar nicht“, sagt Hogardt.

So können die Kunden nur darauf hoffen, dass Ver.di und die Post wieder miteinander reden. Bis dahin hat Post-Sprecher Jens-Uwe Hogardt nur einen Rat parat: „Die Kunden müssen warten. Eigeninitiative zu entwickeln hilft nichts. Einzelsendungen können im Briefzentrum nicht einfach aussortiert werden.“

Haben auch Sie Ärger mit der Post? Warten auch Sie seit Tagen oder gar Wochen auf eine Sendung? Dann informieren Sie bitte die Abendblatt-Redaktion in Stormarn.
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