Trittau/Kiel. In Stormarn streiken 180 der 230 Zusteller. Insbesondere Trittauer leiden unter der Situation. Die Konkurrenz freut sich.

Kunden der Deutschen Post gucken nun schon die dritte Woche in leere Briefkästen oder warten vergeblich auf ihre Pakete. Der unbefristete Streik bei dem Unternehmen stellt auch die Geduld der Stormarner auf die Probe. Von 230 Beschäftigten streiken derzeit laut ver.di Nord-Sprecher Thomas Ebeling 180. Betroffen seien Bad Oldesloe, Ahrensburg, Glinde, Tangstedt und Trittau.

Insbesondere scheint der Ausstand die Trittauer hart zu treffen. Dem Bürofachmarkt Papierhaus an der Poststraße seien deswegen schon erste Kunden abgesprungen, sagt Mitarbeiterin Diana Fuhrmann. „Wir warten täglich auf wichtige Ware, die wir teilweise extra für unsere Kunden bestellen. Wenn die Sachen dann nicht rechtzeitig eintreffen, kaufen die Kunden natürlich woanders.“ Noch sei die Lage aber relativ entspannt. Dies könnte sich zum neuen Schuljahr ändern, sollte der Streik dann nicht beendet sein. „Es ist aber möglich, dass unsere Lieferanten entsprechend reagieren und auf andere Anbieter ausweichen.

Hermes-Paket-Annahmestelle in Ahrensburg profitiert vom Poststreik

Thomas Mertens-Ammermann, Trittaus ehemaliger Bürgervorsteher und von Beruf Rechtsanwalt, wartet nun schon den zwölften Tag auf seine Post. „Nach meiner Beobachtung wird in Teilen Trittaus gar nicht ausgeteilt. Ich bekomme weder privat noch beruflich Post.“ Das gehe zu Lasten seiner Mandanten, weil etwa Versicherungsschreiben nicht ankämen und somit nicht bearbeitet werden könnten. Vieles erledigt der Anwalt für Verkehrsrecht über E-Mail und Fax. „Doch insbesondere die Korrespondenz mit Gerichten läuft in der Regel über die Post. Da besteht die Gefahr, Fristen zu versäumen.“

Was die einen ärgert, freut die anderen. Frank Ziegenbein, Inhaber eines Tabakladens mit Hermes-Paket-Annahmestelle in Ahrensburg, profitiert von dem Poststreik. „Ein Drittel mehr Pakete werden bei mir abgegeben. Von mir aus kann der Streik noch weitergehen“, sagt Ziegenbein. Für die Paketannahme bekomme er von Hermes pauschal 40 Cent Provision pro Paket. Er hofft, dass die Kunden auch nach dem Streik bleiben.

© Birgit Schücking | Birgit Schücking

Die Post greift unterdessen inzwischen auch auf Aushilfen und eigene Mitarbeiter aus anderen Abteilungen zurück, um Briefe und Pakete sonntags zustellen zu können. „Etwa 11.000 Mitarbeiter haben bundesweit daran teilgenommen. Das ist rechtlich zulässig“, sagt Jens-Uwe Hogardt, Sprecher der Deutschen Post DHL Group für den Norden.

Post weist die Vorwürfe vehement zurück

Kritik dafür gibt es von ver.di-Sprecher Thomas Ebeling. „Wir haben beobachtet, dass die Post in Bad Oldesloe und Glinde Pakete teilweise von Studenten hat austragen lassen, die bar bezahlt worden sein sollen. Das ist gesetzeswidrig.“ Die Gewerkschaft ver.di stehe deswegen in Kontakt mit den entsprechenden Genehmigungsbehörden, die nach Aussage Ebelings mit Ordnungsgeld und Unterlassungen dagegen vorgehen können. „Zudem ist uns aufgefallen, dass nur Pakete der großen Online-Versandhändler Amazon und Zalando zugestellt wurden. Da wird offensichtlich massiver Druck vonseiten der Händler auf die Post ausgeübt“, sagt Ebeling. Er kritisiert überdies, dass das Postgeheimnis bei dieser Beschäftigungsform nicht gewahrt werde.

Die Post weist die Vorwürfe vehement zurück. „Alle Mitarbeiter werden auf das Postgeheimnis verpflichtet. Alles läuft im gesetzlichen Rahmen“, sagt Postsprecher Hogardt. Dass Pakete von Amazon bevorzugt zugestellt werden, bestreitet er indes nicht. „Der Online-Händler bezahlt entsprechend viel Geld dafür, dass die sogenannten Prime-Pakete schneller zugestellt werden. Sie werden daher immer bevorzugt behandelt.“ Außerdem gibt Hogardt zu bedenken, dass Onlinehändler wie Zalando große Mengen ausliefern und ihre Pakete entsprechend kennzeichnen. Die fielen dann auch eher auf. „Die Debatte ist momentan emotional sehr aufgeladen“, kritisiert der Postsprecher die Aussagen der Gewerkschaft.

Tipp: Auf andere Logistikunternehmen ausweichen

Wer seine Post rechtzeitig zugestellt wissen möchte, dem empfiehlt Hanna Doreen Jeske von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, auf andere Logistikunternehmen auszuweichen. Einzig Express-Paketsendungen von DHL sind vom Streik ausgenommen. „Grundsätzlich liegt die Beweispflicht für den Zugang eines Schriftstücks oder eines Pakets beim Absender“, sagt Jeske. Wichtige Schriftstücke sollten daher per Einschreiben verschickt werden. Bei Retouren gelte das Datum des Poststempels. „Der Beleg sollte unbedingt aufbewahrt werden.“ Informationen zum Streik gibt es bei der Post unter Telefon 0228/76367650 und im Internet unter www.deutschepost.de.